Beteiligungskapital Allianz baut Geschäft mit Private Equity aus

Die Tochter Allianz Capital Partners ist mit dem Jahresverlauf bislang zufrieden.
Frankfurt. Das Versicherungsunternehmen Allianz profitiert vom anhaltenden Interesse der Investoren an der alternativen Anlageklasse Private Equity. Das zeigt die Zwischenbilanz für einen neuen Fonds für Unternehmensbeteiligungen, mit dem sich die Tochter Allianz Capital Partners (ACP) erstmals für institutionelle Anleger außerhalb des Konzerns öffnet.
Michael Lindauer, Co-Chef für das globale Private-Equity-Geschäft bei ACP, sagt: „Wir haben jetzt insgesamt 520 Millionen Euro eingesammelt, das ist etwas mehr, als ursprünglich geplant worden war. Das Ergebnis des ersten Closings zeigt, dass es auch außerhalb des Allianz-Konzerns viel Vertrauen in unsere Strategie gibt, die wir seit nunmehr 25 Jahren verfolgen“. Innerhalb von acht Monaten hatte der Spezialfinanzierer trotz der Coronakrise das Zwischenziel erreichen können.
Geldgeber sind überwiegend europäische Pensionskassen und Versicherer, aber auch Family-Offices. „Derzeit hätten wir die Kapazität, mit unserem gewohnten Ansatz rund eine Milliarde Euro für Dritte anzulegen“, sagt Lindauer. Branchenbeobachter können sich vorstellen, dass eine solche Summe beim finalen Closing im nächsten Jahr erreicht werden könnte.
Private Equity ist der Sammelbegriff für Unternehmensbeteiligungen, bei denen Fonds mittelständische Unternehmen oder Konzernteile kaufen, sie über mehrere Jahre restrukturieren und dann zu einem höheren Preis weiterverkaufen oder an die Börse bringen. „Wir investieren in erster Linie in Private-Equity-Fonds, rund 20 Prozent entfallen auf Direktbeteiligungen über Co-Investments. In Asien investieren wir auch in Venture-Capital-Fonds. Unsere Renditevorstellungen liegen zwischen zehn und 13 Prozent“, sagt Lindauer.
Man investiere zwischen 40 und 200 Millionen Euro pro Transaktion. „Trotz der Professionalisierung der Branche ist Private Equity ein fragiles Gebilde, der Erfolg hängt zu einem sehr großen Teil am Können und der Disziplin der Manager“, ergänzt der Beteiligungsexperte.
Die Engagements bei Technologieunternehmen durch die Fonds seien in den vergangenen Jahren sehr gut gelaufen. „Jetzt stellt sich die Frage: Was kommt als Nächstes? Ich denke, dass Business-Service ein wichtiges Thema wird, insbesondere die Digitalisierung der Industrieprozesse“, sagt Lindauer voraus.
Laut dem Analysehaus eFront hat sich die Private-Equity-Branche weltweit mittlerweile von den Rückschlägen zu Beginn der Corona-Pandemie erholt. Mit Investments in Start-ups und junge Technologiefirmen wurde im ersten Quartal 2021 eine Rendite von 12,9 Prozent erzielt, mit Fonds für Übernahmen waren es 9,6 Prozent. Das sind auch gute Nachrichten für Privatanleger, die über Aktien von beispielsweise EQT oder Blackstone sowie Dachfonds und virtuelle Plattformen an Private Equity partizipieren können.
Nachhaltigkeit wird zum Standard
Mittlerweile spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle bei den Beteiligungsstrategien. „Die Allianz ist eines der Gründungsmitglieder der Net-Zero Asset Owner Alliance AOA. Entsprechend sind wir mit den Fondsmanagern im Gespräch, um beispielsweise kohlebasierte Geschäftsmodelle in den Portfolios der Beteiligungsfonds ausschließen zu können“, erläutert Lindauer.
Auch die Anlagegesellschaft Arcano Asset Management hat für ihren Impact Private Equity Fund jetzt gut 200 Millionen Euro eingesammelt, das endgültige Ziel sind 300 Millionen. „Wir tätigen 80 Prozent unserer Investments in Europa, dabei gehört Deutschland zu unseren bevorzugten Zielländern“, sagt Investmentdirektorin Marta Hervás. Soziale und ökologische Wirkung sowie eine gute Rendite müssten sich nicht ausschließen. „Wir peilen für unsere Geldgeber eine Nettorendite von rund zwölf Prozent an“, sagt die Beteiligungsmanagerin.
In Deutschland gebe es knapp zehn Private-Equity-Fonds, die für Arcano als Dachfonds infrage kämen. „Wir investieren in die Bereiche Bildung, Gesundheitsversorgung und in die Energiewende. In Deutschland ist vor allem der Healthcare-Bereich für uns interessant", sagt Hervás. Im Beteiligungsmarkt gebe es eine Reihe von Mogelpackungen, es gebe bis zu einem gewissen Grad das Problem des „Greenwashings“ der Fonds. „Deshalb schauen wir genau hin, was die Impact-Strategie und was nur Blabla ist.“
Auch die hohen Bewertungen bleiben ein Thema für die Branche. „Die Private-Equity-Fonds sind gut aus der Krise gekommen, sie sind sozusagen jetzt auch zweimal geimpft. Aber wir dürfen nicht leichtsinnig werden und gutes Geld für schlechte Assets geben. Wenn man die hohen Bewertungen sieht, dann kann man auch an einer Grippe schwer erkranken, um im Bild zu bleiben“, warnt Allianz-Experte Lindauer. Das von Allianz Capital Partners verwaltete Vermögen an Private-Equity-Assets lag Mitte des Jahres bei 22 Milliarden Euro. Auch im Corona-Jahr 2020 hat ACP drei Milliarden investiert.
Mehr: Eine zweistellige Rendite im Blick: Alternative Anlagen locken private Investoren.
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