Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Bundestagswahl und Aktien Warum Investoren vor der Wahl abwarten

Die Bundestagswahl ist auch an den Märkten ein Thema. Fondsmanager erwarten aber keine grundlegenden Veränderungen – und setzen weiter auf Megatrends.
15.09.2021 - 16:16 Uhr Kommentieren
Der Wahlausgang in Deutschland beschäftigt auch Investoren – allerdings eher theoretisch. Quelle: dpa
Wahlplakate

Der Wahlausgang in Deutschland beschäftigt auch Investoren – allerdings eher theoretisch.

(Foto: dpa)

Frankfurt German Election – fast täglich veröffentlichen internationale Banken unter diesem Stichwort Einschätzungen zur Bundestagswahl. Welche Koalitionen sind möglich, was steht in den Parteiprogrammen, und was heißt das für die verschiedenen Branchen?

Am wahrscheinlichsten ist derzeit nach Ansicht der Aktienstrategen der britischen Großbank Barclays eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP. Möglich sei auch die Deutschland-Koalition mit CDU/CSU, SPD und FDP, während eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen unwahrscheinlicher werde.

Für die Aktienmärkte gilt aber unter allen möglichen Koalitionen laut Barclays: Sie werden nur wenig Einfluss auf die Kurse haben. Martin Moryson, Chefvolkswirt für Europa bei der DWS, sieht das ähnlich: „Die Auswirkungen der Wahl für die Kapitalmärkte dürften überschaubar bleiben.“

Von daher befassen sich Investoren mit dem möglichen Ergebnis der Bundestagswahl eher theoretisch. Christian Keller, Chefvolkswirt bei Barclays, fasst seine zahlreichen Gespräche bei Portfoliomanagern, Fondsgesellschaften, Staatsfonds und Unternehmen so zusammen: „Die Wahl interessiert Investoren, aber an ihren Portfolios ändern sie mit Blick auf die Wahl nicht.“

Keller glaubt darüber hinaus auch nicht, dass es nach der Wahl zu großen Umschichtungen kommt. Der Grund: „Die großen Trends mit Blick auf Klimawandel, nachhaltige Investitionen, neue Energien, Digitalisierung werden ohnehin Bestand haben, ganz gleich, wer künftig Deutschland regiert.“ Das sieht auch Joachim Schallmayer, leitender Kapitalmarktstratege bei der Dekabank, so: „Die großen Investitionstrends – vor allem Nachhaltigkeit – sind in allen Koalitionskonstellationen vorgegeben.“

Linke Regierung rückt Immobilienkonzerne in den Fokus

Die Barclays-Aktienstrategen sehen den prinzipiellen Konsens der Parteien mit Blick auf Nachhaltigkeit als Katalysator für erneuerbare Energien. Das könnte den Aktien von Eon, RWE und dem Windkraftunternehmen Encavis zugutekommen. Ein Profiteur der Digitalisierung sei unter anderem die Deutsche Telekom.

Kritischer unter einer eher linken Regierung könnte die Lage für Immobilienkonzerne – Stichwort Mietendeckel – werden. Eine Regierung unter Beteiligung von CDU/CSU wäre dagegen etwas vorteilhafter für Automobilkonzerne. Unabhängig davon werde sich aber die Transformation der Autobranche fortsetzen.

Deutsche Fondshäuser, die das Handelsblatt befragt hat, halten trotz solcher Überlegungen mit Blick auf den Wahlausgang die Füße still und haben keine Pläne, wie sie sich nach dem 26. September positionieren. Moryson von der DWS erklärt das damit, dass die Wahl so „offen ist wie schon lange keine mehr“. Erschwerend komme hinzu, dass man wohl vom Ergebnis noch nicht sicher auf die Koalitionspartner und den Kanzler schließen könne.

Lage anders als vor der US-Wahl

Die Lage ist damit anders als bei den Wahlen in den USA. Dort konnten sich Investoren im Vorfeld auf die Politik unter dem Demokraten Joe Biden einstellen. Anders als bei den US-Wahlen spekulieren nach Einschätzung von Ökonom Keller nicht einmal Hedgefonds auf das Ergebnis der Bundestagswahl.

Schallmayer von der Dekabank findet das nachvollziehbar. „Die Vergangenheit hat wiederholt gezeigt, dass es keine belastbaren Zusammenhänge zwischen Wahlergebnissen und unmittelbaren Kursreaktionen einzelner Branchen gibt.“ Von daher hält er es für „keine gute Anlagestrategie, auf dem Versuch einer Prognose des Wahlausgangs und daraus resultierender möglicher Brancheneffekte aufzubauen“.

Auch für Christian von Engelbrechten, Fondsmanager für deutsche Aktien bei Fidelity International, spielt der Wahlausgang bei der Aktienauswahl nur „eine untergeordnete Rolle“. Politische Realitäten relativierten vieles, was vor einer Wahl erwartet werde. Das gelte „ganz besonders für Deutschland“ mit seinem auf Konsens ausgelegten politischen System: „Die Regierung besteht so gut wie immer aus mehreren Parteien, der Bundesrat muss bei vielen Entscheidungen mitbestimmen, und dazu gibt es noch ein starkes Bundesverfassungsgericht.“

Laut Keller von Barclays stellt sich die Lage für Investoren deshalb so dar: „Deutschland wird als großer Tanker wahrgenommen, der sich nicht so schnell bewegt, das heißt: Auch wenn es zu neuen Koalitionen kommt, wird sich die deutsche Politik nicht radikal ändern.“ Dies gelte wohl auch für den unwahrscheinlichen Fall einer Koalition aus SPD, Grünen und Linken.

Das sehen deutsche Fondshäuser etwas anders. „Die Linke könnte an den Aktienmärkten – je nach Branche unterschiedlich ausgeprägt – für etwas Unruhe sorgen“, sagt Moryson von der DWS.

Schreckensszenario Minderheitsregierung

Ein größeres Schreckensszenario wäre für Moryson aber, dass es zu äußerst komplexen Koalitionsverhandlungen oder gar einer Minderheitsregierung kommt: „Dann könnte nach der Wahl viel von der Unregierbarkeit des Landes die Rede sein und für – vorübergehende – Unruhe an den Kapitalmärkten sorgen.“

Auch Fidelity-Experte von Engelbrechten hofft, dass die Regierungsbildung nicht zu lange dauert und sich politische Entscheidungen selbst bei einem Dreierbündnis nicht zu lange hinziehen.

Mehr: So blickt das Ausland auf die deutsche Wahl

Startseite
Mehr zu: Bundestagswahl und Aktien - Warum Investoren vor der Wahl abwarten
0 Kommentare zu "Bundestagswahl und Aktien: Warum Investoren vor der Wahl abwarten"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%