Crowdfunding für Sawade: Wenn es statt Zinsen Schokolade gibt
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
Crowdfunding für SawadeWenn es statt Zinsen Schokolade gibt
Pralinen statt Zinsen verspricht die Berliner Schokoladenmanufaktur Sawade. In Trüffelkugeln gemessen zahlt die Gesellschaft zwölf Prozent. Doch Vorsicht, wer sich auf die Entlohnung in Naturalien verlässt.
Der Berliner Schokoladenhersteller will sich über die Crowdinvesting-Plattform Companisto einen Kredit besorgen. Bildquelle: Sawade
Düsseldorf Sie haben Gewichtsprobleme? Ihr Arzt rät Ihnen aus gesundheitlichen Gründen von zu viel Süßem ab? Dann ist dieses Anlageangebot der Berliner Schokoladenmanufaktur Sawade nichts für Sie – auch wenn es noch so verlockend klingt. Zwölf Prozent Zinsen will das 1880 gegründete und vor zwei Jahren aus einer Insolvenz wieder auferstandene Unternehmen auf eine Anleihe zahlen – in Form von Pralinen. Die Anleihe wird über die Crowdinvesting-Plattform Companisto begeben und nicht an der Börse handelbar sein. 1,1 Millionen Euro würde Geschäftsführer und Inhaber Benno Hübel gerne bei Kleinanlegern einsammeln.
Wenn Sie 1000 Euro investieren, bekommen Sie rechnerisch knapp 18,5 Packungen der Sorte „Premium Edelvollmilch Auslese“. Das sind rund 185 Pralinen. Bis die verzehrt sind, haben Sie ein paar Pfund mehr auf den Rippen. Die Alternative: Sie ernähren sich diszipliniert, bleiben schlank und dafür wird ihr Konto dicker, aber nur um 80 Euro, also acht Prozent. Das ist immer noch eine hohe Verzinsung und spiegelt das Risiko. Mehr als Pläne für die Entwicklung von Gewinn und Verlust sowie dem Cash Flow bis zum Ende der Anleihelaufzeit 2020 wird der Anleger nicht zu sehen bekommen.
Abgespeckte Informationen verglichen mit denen, die bei der Ausgabe einer an der Börse handelbaren Anleihe veröffentlicht werden müssten. Kunden, die abspecken, sind Benno Hübel nicht ganz so lieb wie die, die eine Gewichtszunahme riskieren. Wenn Hübel wählen dürfte, wie er die Zinsen auszahlt, dann „unbedingt in Pralinen“. Zu Lieferengpässen für die zahlende Kundschaft wird es am Zahltag nicht kommen. Pro Schicht kann Sawade 2000 Kilo Pralinen produzieren. Mit dem frischen Geld will er die Produktion erweitern – gerne hin bis zum Drei-Schichten-Betrieb.
Was als Mittelstandsfinanzierung daherkommt, ist vor allem auch ein Marketing-Gag. Denn das Image von Pralinen ist angestaubt. Aber über Crowdinvesting-Plattformen erreicht man junge Menschen. Gerade die will Hübel als Markenbotschafter gewinnen. Üblicherweise vermitteln Crowdinvesting-Plattformen Eigenkapitalbeteiligungen. Doch in diesem Fall soll der Schwarm (crowd) Fremdkapital zur Verfügung stellen.
Ob die Auszahlungen in Naturalien oder per Überweisung auf das Bankkonto für zur Verfügung gestelltes Eigen- oder Fremdkapital erfolgt – entscheidend ist, dass tatsächlich gezahlt wird. Bei Sommelier Privé, einem Weinhändler, der sich ebenfalls über Companisto finanzierte, hat es nicht geklappt. Nur wenige Monate nach dem Start meldete das Unternehmen vor einem Jahr Insolvenz an.
So sparen die Deutschen
Ich spare regelmäßig: 64 Prozent gelegentlich: 26 Prozent gar nicht: 9 Prozent keine Angabe: 1 Prozent Quelle: Forsa-Umfrage „Sparerkompass 2015“
Regelmäßige Sparer:
Männer: 65 Prozent Frauen: 62 Prozent
Gelegentliche Sparer: Männer: 22 Prozent Frauen: 30 Prozent
Nicht-Sparer: Männer: 11 Prozent Frauen: 7 Prozent
Regelmäßige Sparer:
18-29 Jahre: 63 Prozent 30-39 Jahre: 68 Prozent 40-49 Jahre: 62 Prozent 50-59 Jahre: 62 Prozent 60-69 Jahre: 65 Prozent
Regelmäßige Sparer: Mit einem Partner lebend: 68 Prozent Allein lebend: 56 Prozent
Gelegentliche Sparer: Mit einem Partner lebend: 24 Prozent Allein lebend: 31 Prozent
Nicht-Sparer: Mit einem Partner lebend: 8 Prozent Allein lebend: 11 Prozent
Regelmäßige Sparer: Erwerbstätig: 68 Prozent Arbeiter: 66 Prozent Angestellte: 71 Prozent Beamte: 69 Prozent Selbständig: 74 Prozent Nicht erwerbstätig: 57 Prozent Hausfrau: 65 Prozent Rentner: 73 Prozent Schüler/Student: 42 Prozent Arbeitslos: 16 Prozent
Regelmäßige Sparer: Unter 20.000 Einwohner: 67 Prozent 20.000 bis 100.000 Einwohner: 64 Prozent 100.000 bis 500.000 Einwohner: 71 Prozent 500.000 Einwohner und mehr: 50 Prozent
Regelmäßige Sparer: Berlin: 45 Prozent Sachsen: 47 Prozent Brandenburg: 53 Prozent Niedersachsen: 53 Prozent Mecklenburg-Vorpommern: 56 Prozent Hamburg: 61 Prozent Schleswig-Holstein: 61 Prozent Saarland: 65 Prozent Sachsen-Anhalt: 66 Prozent Baden-Württemberg: 66 Prozent Hessen: 67 Prozent Thüringen: 67 Prozent Bremen: 68 Prozent NRW: 68 Prozent Rheinland-Pfalz: 68 Prozent Bayern: 74 Prozent
So viel spart der Durchschnittsdeutsche pro Monat: Weniger als 50 Euro: 10 Prozent 50 bis unter 100 Euro: 22 Prozent 100 bis unter 200 Euro: 25 Prozent 200 bis unter 300 Euro: 15 Prozent 300 bis unter 400 Euro: 9 Prozent 400 bis unter 500 Euro: 5 Prozent 500 Euro und mehr: 10 Prozent
Auszahlungen in Pralinen sind auch nicht ganz neu. Wer die Generalversammlung, von Lindt & Sprüngli in der Schweiz besucht, bekommt zusätzlich zur Dividende eine große „Schoggi-Tüte“. Aktionäre haben ausgerechnet, dass die einen Wert von 120 Schweizer Franken hat. Aber der Eintrittspreis zum Aktionärstreffen ist hoch. Die Aktie des Schokoladenhauses kostet rund 67 000 Schweizer Franken.
Die Pralinen-Tüten von Barry Callebaut anlässlich der Hauptversammlung sollen nur 30 Franken wert sein. Aber dafür koste die Aktie auch nur etwas mehr als 1000 Franken. Dass sind dann knapp drei Prozent Zusatzdividende. In puncto Natural-Ausschüttung können die Schweizer mit der Berliner Pralinen-Manufaktur Sawade also bei weitem nicht mithalten.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.