Dax-Sentiment Kein finaler Ausverkauf beim Dax – Anleger müssen geduldig bleiben

Am deutschen Aktienmarkt gibt es zunehmende Spannungen.
Düsseldorf Der Verlauf des Börsenjahres bisher zeigt: Die ersten sieben Börsenmonate sind typisch verlaufen. Der Dax legte bis Ende März eine fulminante Rally hin, die erst im April und Mai an Dynamik verlor.
Im Juni und Juli konnten zwar noch knapp neue Allzeithochs erklommen werden, doch eine Rally war das nicht mehr. Für den Sentimentexperten Stephan Heibel heißt das: „Wären Anleger dem Börsensprichwort ,Sell in May and go away‘ gefolgt, hätten sie ihre Nerven schonen können.“
Und das Ergebnis der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigt, dass auch der zweite Teil dieser Weisheit Realität werden könnte: „But remember to come back in September“.
Denn die aktuellen Umfragedaten zeigen: Der Ausverkauf am Montag der vergangenen Woche reichte nicht aus, um einen tragfähigen Boden zu bilden, von dem aus die Rally wieder dynamisch weitergeht. „Es war nur eine leichte Korrektur, die zu schnell endete, um eine ausreichend große Zahl von Anlegern aus dem Markt zu drängen“, erläutert Heibel, Inhaber des Analysehauses AnimusX. Dieser kurze Ausverkauf reichte nicht aus, um die „schwachen Anlegerhände aus dem Markt zu schütteln“, wie es in einem Börsensprichwort heißt.
Für einen finalen Ausverkauf, auf den dann eine Trendwende mit anschließend wieder steigenden Kursen folgt, hätten die Daten der Handelsblatt-Umfrage Panik unter den Anlegern signalisieren müssen. Doch das war nicht der Fall.
Vor diesem Kursrutsch warnte der Sentimentexperte bereits vor Handelsbeginn am vergangenen Montag: „Die Nervosität steigt und könnte, sollten die Kurse weiter abbröckeln, sich in den kommenden Wochen auch zu einem Ausverkauf entwickeln.“
Das Fazit der vergangenen Handelswoche für die Sentimentanalyse: Es hat sich wenig verändert. Noch immer ist es möglich, dass die Kurse erneut deutlich abrutschen. Auch ein neues Rekordhoch ist jederzeit möglich, denn der Abstand zur Bestmarke ist vom aktuellen Kursniveau aus gesehen nicht sehr groß.
Der Sentimentexperte erwartet im Fall neuer Hochs aber eher Gewinnmitnahmen als eine neue Rally-Dynamik. Zu viele Anleger sind noch zu stark investiert, neue Hochs würden daher vorerst nicht dazu führen, dass Investoren panisch nachkaufen müssten.
Entsprechend wird der Dax ohne neue Ereignisse vermutlich auch in den kommenden Wochen in der bereits bekannten Handelsspanne zwischen 15.300 und 15.800 Punkten notieren Ein Abrutschen in Richtung 14.800 Zähler würde Heibel noch nicht beunruhigen, erst darunter müssten Anleger über eine neue Positionierung am Markt nachdenken. Auf der Gegenseite gilt für den AnimusX-Geschäftsführer: „Neue Hochs bis unterhalb von 16.000 Punkten würde ich auch nicht als eine neue Dynamik der Rally interpretieren.“
Aktuelle Umfragedaten
Die Anlegerstimmung ist laut der aktuellen Dax-Sentimentumfrage von minus 0,5 in der Vorwoche auf plus 1,3 angesprungen. Die schlechte Laune der Vorwoche war nicht unbegründet, Anleger fühlten sich offensichtlich vor dem Ausverkauf am Montag nicht wohl.
Sogar die Verunsicherung ist in dieser Woche auf minus 0,2 zurückgegangen. In der Vorwoche lag dieser Wert noch bei minus 0,8. Stephan Heibel erläutert: „Eine gesunde Skepsis gegenüber steigenden Kursen ist hilfreich für eine Rally. Für meinen Geschmack ist die Verunsicherung zu schnell verflogen.“
Die Zukunftserwartung zeigt sich unbeeindruckt von dem Abwärtshaken der vergangenen Woche und zeigt mit einem Wert von weiterhin plus 2,8 eine starke Dominanz der Bullen, die steigende Kurse in drei Monaten erwarten. Auch die Investitionsbereitschaft hat sich mit einem Wert von 0,4 im Vergleich zur Vorwoche nicht verändert.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist deutlich zurückgegangen, in den vergangenen Tagen wurden viele Calls verkauft. Zwischenzeitlich lag der Wert auf einem neuen Zwölf-Monats-Hoch, doch nun ist er auf plus vier gefallen und zeigt eine neutrale Positionierung an.
Dieser Indikator wird anhand realer Trades mit Dax-Hebelprodukten an der Börse Stuttgart berechnet. Ein positiver Wert zeigt einen Überhang von Call- gegenüber Put-Produkten in den Depots der Privatanleger an.
Das Put/Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE ist leicht angestiegen und zeigt, dass einige US-Anleger ihre zuvor bullishen Positionierungen ebenfalls zurückfahren. Die Investitionsquote der US-Fondsanleger ist von 93 Prozent in der Vorwoche auf 71 Prozent gesunken.
Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf null Prozent gefallen: 30,6 Prozent der Anleger erwarten steigende, 30,6 Prozent erwarten fallende Kurse. Mit 38,8 Prozent ist das Lager der neutral eingestellten Anleger derzeit am größten.
Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte zeigt mit 32 Prozent leichte Angst unter den Anlegern an. Doch dieser Wert liegt noch nicht im extremen Bereich, ist also noch kein Marktungleichgewicht, das korrigiert werden müsste. Eine ähnliche Neutralität zeigen auch andere technische Indikatoren.
Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit knapp 6000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.
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