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Dax-Umfrage Anleger rechnen mit steigenden Kursen – dadurch könnte der Dax umso tiefer fallen

Der Rücksetzer aus der Vorwoche hat die Situation auf den ersten Blick verbessert: Jetzt stehen wieder Käufer parat. Allerdings gibt es Risiken auf der Unterseite.
13.09.2021 - 15:20 Uhr Kommentieren
Die Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigt: Das Lager der neutral gestimmten Anleger ist angewachsen. Es hat Zulauf von beiden Seiten erhalten. Quelle: dpa
Skulpturen von Bulle und Bär vor der Börse Frankfurt

Die Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigt: Das Lager der neutral gestimmten Anleger ist angewachsen. Es hat Zulauf von beiden Seiten erhalten.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Rücksetzer am Aktienmarkt aus der Vorwoche drückt bei den Anlegern auf die Stimmung. Das ist das Ergebnis der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment unter mehr als 6000 Privatanlegern.

Sentiment-Experte Stephan Heibel, der die wöchentliche Umfrage für das Handelsblatt auswertet, erklärt: „Vor einer Woche hatten wir den Sentiment-Daten entnommen, dass viele Anleger sich für steigende Kurse positioniert hatten. So kam der Rückschlag überraschend und führte zu einer niedergeschlagenen Stimmung unter den Anlegern.“ Die Anlegerstimmung fiel von plus 0,7 auf minus 1,0. Die Zufriedenheit fiel von plus 0,6 auf minus 1,6.

Der deutsche Leitindex Dax verlor in der vergangenen Woche in der Spitze 3,2 Prozent an Wert: Von seinem Wochenhoch bei 15.960 Punkten ging es bis zum Donnerstag auf 15.454 Zähler runter. Dann beruhigte die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte, indem sie ankündigte, ihre Anleihekäufe nur moderat zu senken, und dabei das Enddatum ihres Anleihekaufprogramms PEPP offenließ.

Letztendlich beendete der Dax die Woche 1,1 Prozent im Minus bei 15.610 Stellen. Dadurch konnte das Frankfurter Börsenbarometer wichtige technische Unterstützungsmarken verteidigen: Zum einen gab es Kaufinteresse vor den beiden Juli-Tiefs bei rund 15.400 Punkten. Zum anderen hielt die Marke von 15.600 Punkten: Diese wurde in den vergangenen Wochen mehrfach getestet, aber nie nachhaltig durchbrochen – und war damit schon mehrfach Sprungbrett für einen Anstieg in Richtung 16.000 Punkte.

Der Handelsverlauf hat die Situation unter den Privatanlegern verändert: Viele „Bullen“, die mit steigenden Kursen gerechnet haben, sind nachdenklich geworden. Sie sind jetzt neutral eingestellt. Vielen „Bären“ dagegen – also Anlegern, die mit sinkenden Kursen rechnen – hat der Kursrutsch aus der Vorwoche bereits gereicht. Sie sind ebenfalls ins Lager der Neutralen übergesiedelt.

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„Die starke Polarisierung, die wir vor einer Woche in den Vordergrund stellten, ist damit aufgehoben“, erklärt Heibel. In der Vorwoche hatten viele Anleger mit steigenden Kursen gerechnet, waren allerdings selbst bereits hoch investiert. Heibel stellte deshalb infrage, ob es noch genügend Käufer für weitere Kursgewinne gebe.

Jetzt stünden dagegen wieder genügend unterinvestierte Bullen als Käufer zur Verfügung, berichtet der Sentiment-Experte: Die Investitionsbereitschaft ist von 0,1 auf 0,8 gestiegen. Wer jetzt unterinvestiert ist, würde bei steigenden Kursen unter Handlungsdruck geraten, sagt Heibel: „Sie würden den steigenden Kursen hinterherlaufen.“

Seit gut drei Monaten bewegt sich der Dax – von kurzen Ausreißern abgesehen – in einer Handelsspanne von 15.400 Punkten auf der Unterseite und 16.000 Zählern auf der Oberseite. Am Montag lag der Index mit rund 15.700 Punkten nur unwesentlich unter dem Stand von Anfang Juni. Da sich die Handelsspanne zuletzt weiter einengte, scheint ein Ausbruch aus dieser Range nahe – in welche Richtung, ist aber unklar.

Die Anleger rechnen derzeit mehrheitlich mit steigenden Kursen: Die Zukunftserwartungen liegen bei plus 4,3 – der höchste Wert seit Mitte Dezember. Ab einem Wert von vier ist von „extremem Optimismus“ die Rede. Jeder zweite Befragte rechnet damit, dass sich der Dax in drei Monaten in einer Aufwärtsbewegung oder sogar Top-Bildung befindet. Nur jeder Fünfte erwartet fallende Kurse.

Dadurch ist der Leitindex anfällig für eine Korrektur: Denn auf der Unterseite gibt es nun nicht mehr viel Unterstützung, erklärt Heibel. Viele Bären hätten ihre Wetten auf beziehungsweise die Absicherung gegen fallende Kurse nach dem jüngsten Rücksetzer zurückgefahren. Damit stünden die Pessimisten bei einem erneuten Rücksetzer nicht bereit, um einen Ausverkauf frühzeitig abzufangen.

Ablesen lässt sich das unter anderem am Euwax-Sentiment für Privatanleger. Nachdem vor drei Wochen noch Absicherungsgeschäfte dominierten, spekuliert die Mehrheit der Anleger jetzt auf steigende Kurse. Das Euwax-Sentiment ist in dem Zeitraum von minus 13 auf plus 4,5 gestiegen.

Dieser Indikator wird anhand realer Trades mit Hebelprodukten auf den Dax berechnet. Ein Pluswert zeigt einen Überhang von Call-Produkten an – also Wetten auf steigende Kurse. Bei einem Minuswert liegen mehr Put-Derivate in den Depots der Privatanleger – also Wetten auf fallende Kurse.

Verstärkt werden könnte ein Abwärtstrend durch das große Lager der Optimisten, erklärt Heibel. „Die Bullen neigen dazu, sich von der Börsenrichtung beeinflussen zu lassen. Sprich: Wenn Kurse fallen, mutieren Bullen schnell mal zu Bären.“ Das könnte den Kursverfall beschleunigen.

Heibel warnt deshalb, dass es sich beim Rücksetzer aus der Vorwoche nur um einen ersten Test der charttechnischen Unterstützung gehandelt haben könnte: „Beim nächsten Mal könnten Käufer ausbleiben, die ein weiteres Abrutschen verhindern würden.“ Zumal die Investitionsquote unter Privatanlegern vergleichsweise hoch und die Cashquote im Gegenzug sehr niedrig sei. „Auch das spricht dafür, dass die Gefahr eher auf der Unterseite zu finden ist.“

Wie sich Profis positionieren

Profi-Anleger, die sich über die Terminbörse Eurex absichern, haben ein Put/Call-Verhältnis von 1,4. Das zeigt eine recht ausgeglichene, leicht optimistische Positionierung an. Ähnlich sieht es in den USA aus, dort notiert das Put/Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE ebenfalls im leicht bullischen Bereich.

US-Fondsanleger haben derweil ihre Investitionsquote um neun Prozentpunkte auf 85 Prozent verringert. Auch hier zeigt sich eine vergleichsweise neutrale Positionierung.

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Bei den US-Privatanlegern dominieren leicht die Bullen mit einem Bulle/Bär-Verhältnis von zwölf Prozent nach zehn Prozent in der Vorwoche. In der vergangenen Woche haben fünf Prozent der Optimisten das Bullenlager verlassen, ebenso haben fünf Prozent der Pessimisten das Bärenlager verlassen. Das Lager der Neutralen ist im Vergleich zur Vorwoche von 23,2 Prozent auf 33,9 Prozent angewachsen. Der technische Angst-und-Gier-Indikator des US-Leitindex S&P 500 zeigt mit 42 Prozent ebenfalls eine neutrale Verfassung auf.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 6000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

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