Dax-Umfrage Anleger trauen dem Dax nicht mehr viel zu
Düsseldorf Gerade einmal um 1,5 Prozent ist der Dax in der abgelaufenen Woche gestiegen. Die Zahl der Schwarzseher steigt. Immer mehr Anleger trauen dem deutschen Leitindex nicht mehr viel an Potenzial zu. Das zeigt das Handelsblatt-Dax-Sentiment, eine wöchentliche Umfrage zur Börsenstimmung unter mehr als 3500 Anlegern.
Laut der aktuellen Erhebung gehen nur 17 Prozent (minus zwei Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche) von weiter steigenden Kursen in drei Monaten aus. Hingegen fürchten nun 31 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) einen Abwärtsimpuls. Mit 40 Prozent (minus einen Prozentpunkt) erwarten die meisten Anleger eine Seitwärtsbewegung.
„Diese Daten zeigen: Die Rally ist in einem reifen Zyklus, doch das unmittelbare Ende kann aus den Werten nicht abgeleitet werden“, schlussfolgert Stephan Heibel, der das Dax-Sentiment auswertet. „Ich werde diesen Indikator aber genau beobachten.“ Bei solchen Werten könne die Rally jederzeit enden, aber auch noch drei oder vier Monate weiterlaufen.
Warum dieser Indikator in dieser Woche besonders bemerkenswert ist: Seit Beginn der Umfrage im September 2014 erreichte die Erwartungen selten solch einen extrem negativen Wert. Zuletzt war das vor einem Jahr der Fall.
Damals notierte der Dax bei rund 13.000 Zählern, um anschließend in der Jahreshälfte 2018 auf bis zu 10.279 Punkte zu rutschen.
Doch die Geschichte des Vorjahres muss sich nicht zwangsläufig wiederholen. Auch im Frühjahr 2017 gab es ähnliche Werte. Doch ein Ausverkauf ließ damals noch Monate auf sich warten und fiel auch nicht sonderlich heftig aus. Und insgesamt notieren die meisten Indikatoren des Dax-Sentiments in einem neutralen Bereich.
Anders sieht die Lage in den USA aus. Die monatliche Stimmungsumfrage der Bank of America unter Fondsmanagern zeigt eine Zunahme der Absicherungsgeschäfte. Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Anlageexperten veranlasst, sich gegen fallende Kurse abzusichern.
Heibels Fazit: Anleger haben Zukunftssorgen. Fondsmanager sichern sich ab, wohingegen deutsche Anleger neutral positioniert bleiben.
„Es gibt weder eine besonders aufgestaute Kauflust, die sich in steigende Kurse entladen könnte, noch eine zu hohe Investitionsquote, die fallende Notierungen beschleunigen könnte“, meint der Inhaber des Analysehauses Animusx. „Sieht alles nach einer Seitwärtsbewegung aus, die – wie erwartet – noch eine Weile anhalten kann.“
Aktuelle Umfrageergebnisse
Der Abwärtsimpuls ist beendet, meinen die Umfrageteilnehmer laut der aktuellen Auswertung. Denn nur noch 14 Prozent (minus 25 Prozentpunkte) betrachten die aktuelle Dax-Entwicklung als Abwärtsimpuls.
Stattdessen gehen nun 47 Prozent (plus neun Prozentpunkte) von einer Seitwärtsbewegung aus, weitere 17 Prozent (plus sechs Prozentpunkte) halten die aktuelle Kursbewegung für eine Topbildung.
Immerhin 18 Prozent (plus elf Prozentpunkte) freuen sich bereits wieder über einen Aufwärtsimpuls. Damit hat sich das Sentiment, die kurzfristige Anlegerstimmung, verändert: Nach der hohen extremen Niedergeschlagenheit vor einer Woche sind die Werte wieder neutral.
Die steigenden Kurse wollen 47 Prozent (plus zwölf Prozentpunkte) der Umfrageteilnehmer vor einer Woche bereits erwartet haben. Unverändert sieben Prozent wollen sogar darauf spekuliert haben.
Weiterhin 31 Prozent (minus einen Prozentpunkt) der Anleger sehen ihre Erwartungen als kaum erfüllt an. Nur noch 15 Prozent (minus elf Prozentpunkte) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Auch die extreme Verunsicherung unter den Anlegern von vor einer Woche ist inzwischen wieder auf ein moderates Niveau zurückgegangen.
In den kommenden zwei Wochen wollen 18 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) Aktien zukaufen, hingegen wollen 18 Prozent (minus zwei Prozentpunkte) ihre Aktienpositionen verkleinern. Unverändert 64 Prozent wissen noch nicht, wie sie sich verhalten werden. „Die Investitionsbereitschaft bleibt damit weiterhin gering und bildet in Kombination mit dem ansteigenden Zukunftspessimismus ein Warnsignal“, meint Heibel.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, ist weiterhin neutral. Auch institutionelle Anleger, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern, sind derzeit neutral positioniert.
In den USA hingegen zeigt das Put/Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE eine verstärkte Neigung der Anleger an, sich vor fallenden Kursen mit Put-Produkten zu schützen. Alle drei Indikatoren werden, anders als das Sentiment, anhand realer Trades der Investoren errechnet.
US-Fondsmanager sind aktuell nur noch zu 73 Prozent investiert. Die Investitionsquote ist somit um neun Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche zurückgegangen. Fondsmanager haben also einen großen Teil ihrer Positionen liquidiert und den Barbestand erhöht. Die US-Bulle/Bär-Quote steht mit minus 9,5 Prozent deutlich im negativen Bereich. Die Bären – sie stehen symbolisch für fallende Aktienkurse – haben also die Oberhand.
Der auf technischen Marktdaten basierende „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Aktienmärkte notiert mit 39 Prozent im neutralen Bereich – ebenso wie andere kurzfristige Indikatoren.
Mehr: Die Handelsblatt-Umfrage startet jeden Freitag und endet am Sonntag. Die Auswertung lesen Sie tags darauf auf Handelsblatt Online. Einfacher haben es Leser, die sich für eine kostenlose Erinnerungsmail eintragen. Sie erhalten automatisch eine E-Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen, und eine weitere, wenn die Experten-Auswertung auf Handelsblatt Online zu lesen ist.
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