Dax-Umfrage Anlegerstimmung signalisiert: Die Rally setzt sich fort

Die Stimmungswerte unter Anlegern schwanken einer Umfrage zufolge seit einiger Zeit erheblich.
Düsseldorf Verhaltene Stimmung in der Gegenwart, hoffnungsvoller Blick in die Zukunft: Die Anlegerstimmung sowohl in Deutschland als auch in den USA hat sich deutlich abgekühlt. Gleichzeitig ist der Zukunftsoptimismus angestiegen. „Damit haben wir eine konstruktive Entwicklung im Anlegersentiment“, erläutert Stephan Heibel nach Auswertung der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment und weiterer Indikatoren.
Diese Entwicklungen bilden gute Voraussetzungen für den nächsten Kursanstieg. „Es geht nur um die Frage, wann die Rally wieder aufgenommen wird – und nicht darum, ob dies überhaupt geschieht“, meint Heibel, der Inhaber des Analysehauses Animusx ist.
Noch vor zwei Wochen sah die Stimmung anders aus. Damals herrschte Euphorie, was laut Sentimentanalyse ein Kontraindikator ist und dementsprechend fallende Kurse signalisiert. Doch bereits die Seitwärtsbewegung beim deutschen Leitindex in den vergangenen zwei Wochen hat diese Partylaune, die überschwängliche Stimmung der Anleger, korrigiert.
Gleichzeitig herrscht weiterhin eine positive Grundstimmung. Nach diesen zwei Wochen der Korrektur blicken die Anleger wieder positiver in die Zukunft: Mehr Investoren erwarten beim Dax in drei Monaten steigende Kurse. Zusätzlich steigt die Investitionsbereitschaft, ebenfalls ein positives Zeichen.
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Der Zeitpunkt für eine Wiederaufnahme der Rally lässt sich jedoch schwer bestimmen. Auf wieder deutlich steigende Kurse hatten Anleger bereits in der vergangenen Woche gehofft. Die Hoffnung war in der erfolgreichen und vor allem störungsfreien Amtsübergabe an den neuen US-Präsidenten Joe Biden begründet.
Das Gegenteil war der Fall: Die Notierungen gaben nach. „Es wäre nicht das erste Mal, dass Anleger mit dem ,Sell the News'-Ansatz zunächst Kasse machen, bevor die Rally wieder aufgenommen werden kann“, analysiert Heibel. Nach den exorbitanten Kursgewinnen der vergangenen Wochen und Monate – seit dem 1. November ist die Frankfurter Benchmark in der Spitze um 20 Prozent gestiegen – könne dieser Prozess der Gewinnmitnahmen noch ein wenig länger dauern.
Somit bleiben für Heibel die Grundaussagen der vergangenen Wochen weiter bestehen: Stop-Loss-Marken sollten beachtet werden. Außerdem können Anleger an schwachen Tagen ihre Lieblingsaktien kaufen, doch es gibt noch keinen Grund zur Eile.
Derzeit verarbeitet der deutsche Leitindex die Kursgewinne der vergangenen Wochen und pendelt dabei im Tagesverlauf kräftig hin und her. „Immer wieder startet der Dax im Minus, rauscht noch ein wenig tiefer, um sich dann im Tagesverlauf wieder zu erholen“, sagt Heibel. „Ich vermute, dass Gewinnmitnahmen zum Börsenstart zunächst für Verunsicherung sorgen, sodass sich ein Abwärtstrend verstärkt, bis dann langfristig optimistisch gestimmte Anleger Aktien einsammeln, denen sie eine rosige Zukunft ausmalen.“
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage
Das Anlegersentiment ist gegenüber der Vorwoche angestiegen, um plus 0,5 Prozentpunkte auf 1,7. Auch die Selbstzufriedenheit konnte leicht auf 3,0 zulegen.
Den größten Sprung gab es bei der Zukunftserwartung, die um 2,1 Prozentpunkte auf 3,0 angesprungen ist. Die Bullen haben also wieder klar die Oberhand. Und sie wollen ihre optimistische Überzeugung auch durch Käufe unterstützen: Die Investitionsbereitschaft ist auf 1,2 gestiegen.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der vor allem Privatanleger handeln, stieg erstmals seit September auf einen positiven Wert: Die Mehrheit der Anleger sichert sich nicht mehr gegen Kursverluste ab, sondern spekuliert wieder auf steigende Notierungen.
Profis, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern, haben ihre Put-Positionen hingegen hochgefahren: Das Put/Call-Verhältnis zeigt ein gestiegenes Absicherungsverhalten der institutionellen Investoren an.
Deren Verhalten steht im Widerspruch zu den US-Profis, deren Put/Call-Verhältnis weiterhin extrem niedrig ist: In den USA spekuliert man offensichtlich auf eine Fortsetzung der Rally.
US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote sogar auf das höchste Niveau der vergangenen zwei Jahre gehievt: Über Hebelprodukte ist die Investitionsquote auf 113 Prozent des verwalteten Kapitals gestiegen.
Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger steht bei acht Prozent und zeigt einen nur noch leichten Bullenüberhang auf. Seit November ist der Bullenüberhang somit von damals 28 Prozent kontinuierlich zurückgegangen. Ein ähnliches Bild gibt auch die Umfrage unter Privatanlegern der USA wieder. Laut Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) erhält das Bärenlager Zulauf, wenngleich auf niedrigem Niveau.
Der auf technischen Marktdaten basierende „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Aktienmärkte zeigt mit 67 Prozent eine neutrale Marktverfassung an. Auch andere technische Indikatoren im kurzfristigen Bereich liegen im neutralen Bereich.
Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 4000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.
Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.
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