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Börse in Frankfurt

Die Anlegerstimmung signalisiert, dass kurzfristig weitere Rekordmarken erreicht werden könnten.

(Foto: Reuters)

Dax-Umfrage Die gesunde Dax-Rally hat noch Wachstumspotenzial

Sowohl am Aktien- als auch am Anleihemarkt hat die Stimmung extreme Werte erreicht. Das könnte bald für einen Trendwechsel an der Börse sorgen.
15.03.2021 - 16:36 Uhr Kommentieren

Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt schwelgen die Anleger nach der Rekordjagd in der vergangenen Woche in Euphorie. Das gilt laut Sentimentanalyse als Warnsignal. Noch ist die extreme Stimmung allerdings keine Bedrohung.

„Die Euphorie ist aufgrund der neuen Allzeithochs berechtigt und kann durchaus eine Weile anhalten“, meint Stephan Heibel nach Auswertung der wöchentlichen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment unter mehr als 4500 Anlegern und weiterer Indikatoren. Der Sentimentexperte erwartet in den kommenden Tagen eher neue Rekordstände. „Das spekulative Kaufinteresse aufgrund der unverändert hohen Investitionsbereitschaft könnte die Aktienrally kurzfristig weiter befeuern.“

Dafür spricht auch das kurzfristige Verhalten der Privatanleger: Diese sind gerade dabei, ihre Gewinne verstärkt mit Hebelprodukten abzusichern. Das zeigt, dass die Rally noch gesund ist.

Lediglich die US-Fondsmanager passen nicht in das derzeitige Bild: Sie haben ihre Investitionsquote deutlich gesenkt. Möglicherweise sind sie ihrer Zeit voraus – vielleicht aber blicken sie der Rally auch nur neidisch hinterher. „Im Idealfall sind es die Fondsanleger, die als Nächstes die Rally beflügeln, denn sie müssen den gestiegenen Kursen hinterherlaufen“, meint Heibel, der Inhaber des Analysehauses Animusx.

Wenn es derzeit einen wichtigen Indikator für die weitere Kursentwicklung am Aktienmarkt gibt, dann ist es die Entwicklung der Renditen am Anleihemarkt. Denn die Zinswende ist da, zumindest was die Werte für die US-Bonds angeht. Aber auch die Renditen für Bundesanleihen sind in den vergangenen Wochen nach oben geklettert. Dieser Anstieg gilt als Ursache für den jüngsten Ausverkauf bei den Wachstumswerten.

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Entsprechend ist auch die Stimmungslage beim Bund Future. Das ist ein Terminkontrakt, der sich auf eine fiktive, langfristige Bundesanleihe bezieht mit einem Kupon von sechs Prozent und einer Laufzeit von zehn Jahren. Der Bund Future steigt, wenn die Renditen fallen und umgekehrt.

Aktuell notiert die Stimmung beim Bund Future auf dem niedrigsten Niveau seit einem Jahr. Das deutet darauf hin, dass zumindest kurzfristig, also auf Sicht von wenigen Wochen, der Kurs des Bund Future wieder steigen und im Gegenzug die Rendite von Zinspapieren wieder fallen dürfte.

Auch der fünfwöchige Durchschnittswert für Zinspapiere, der seltener Extremwerte erreicht, notiert bereits auf einem ähnlich tiefen Niveau. Das spricht dafür, dass eine Gegenbewegung auch länger als wenige Wochen anhalten kann.

Panik am Anleihemarkt

Dahinter steht die Annahme der Sentimentanalyse, dass eine solche Panik, wie sie aufgrund der extrem negativen Stimmung derzeit am Anleihenmarkt herrscht, im Gegensatz zur Euphorie nicht lange anhält. „Im Idealfall steigen nun die Anleihepreise wieder, Zinsen sinken und ermöglichen es den Wachstumsaktien, parallel zu den Value-Aktien an der Rally zu partizipieren“, meint Heibel.

Zur Einordnung: Derzeit beginnt der Konjunkturaufschwung. In dieser Phase ist es üblich, dass die Zinsen steigen und Wachstumsaktien vergleichsweise weniger attraktiv werden.

Doch nun hat die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, steigende Zinsen auch für längerfristige Zinspapiere verhindern zu wollen: Damit sollen die günstigen Finanzierungsbedingungen am Markt trotz guter konjunktureller Entwicklung beibehalten werden. Wenn sich die Zinsen so verhalten, wie es sich die EZB wünscht, dann werden Wachstumsaktien im Gegenzug wieder attraktiver.

Denn je stärker ein Unternehmen wächst, desto stärker ist der Einfluss der zukünftigen Gewinne auf das heutige Bewertungsniveau. Steigen nun die Zinsen, sind die zukünftigen Gewinne gegenwärtig (diskontiert) weniger wert – und somit fällt der rechnerisch faire heutige Wert für Wachstumsunternehmen trotz Konjunkturaufschwung.

Daher steht am Mittwoch dieser Woche ein wichtiges Ereignis an. Dann gibt die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung bekannt, und Fed-Chef Jerome Powell äußert sich möglicherweise zu den Zinsmärkten. Folgt die Fed der EZB, werden Analysten gezwungen sein, ihre auf ein höheres Zinsniveau angepassten Bewertungsmodelle wieder zurückzudrehen: Wachstumsaktien wären dann doch wieder attraktiv.

Aktuelle Umfrageergebnisse

Das Anlegersentiment ist derweil von minus 1,2 in der Vorwoche auf plus 4,8 Punkte gesprungen. Es zeigt damit aktuell Euphorie an, die ab einem Bereich von plus vier beginnt. Die Selbstzufriedenheit sieht mit einem Wert von plus 1,6 gegenüber minus 3,1 in der Vorwoche aber relativ moderat aus. Offenbar freuen sich die Anleger über die Rally, haben aber die Branchenrotation seit Anfang vergangener Woche nicht ganz verstanden.

Der Zukunftsoptimismus ist auf plus 0,2 eingebrochen. In der Vorwoche lag dieser Indikator noch bei 3,2. Der neue Wert bedeutet: Bullen und Bären halten sich die Waage, viele Anleger sehen das Kurspotenzial nach dem Kurssprung dieser Woche erst einmal als ausgeschöpft an. Trotzdem bleibt eine moderate Investitionsbereitschaft von 1,5 bestehen.

Dieser Widerspruch in der Erwartungshaltung der Anleger und der Investitionsbereitschaft lässt sich durch die Betrachtung des Zeithorizonts auflösen: Während die Zukunftserwartung auf die Entwicklung in drei Monaten abzielt, wird mit der Investitionsbereitschaft die Absicht für die kommenden zwei Wochen abgefragt. Das Fazit: Es gibt eine Reihe von Anlegern, die auf diese Rally noch aufspringen wollen, um kurzfristig zu partizipieren.

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, ist auf minus 7,5 eingebrochen. Dieser Wert zeigt die gestiegenen Absicherungskäufe der Privaten an. Es liegen also deutlich mehr Put-Derivate als Call-Produkte in den Depots. Die Buchgewinne aufgrund des Rekordhochs am deutschen Aktienmarkt möchten sich viele Privatanleger nicht mehr nehmen lassen.

In den USA ist das Put-Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse CBOE leicht angestiegen. Dieser Wert ist von einem sehr bullischen Niveau mit vielen Call-Optionen in den Depots der Anlageprofis in den vergangenen Wochen nun gefallen und zeigt eine Normalisierung an.

US-Fondsmanager sind da schon ein paar Schritte weiter. Ihre Investitionsquote wurde in der abgelaufenen Woche weiter auf 48 Prozent reduziert. Mitte Februar noch stand die Investitionsquote bei 108 Prozent. Die Rally findet also ohne die Fondsmanager statt.

US-Privatanleger sind hingegen optimistisch, wie das Bulle-Bär-Verhältnis von 26 Prozent anzeigt. Es gibt derzeit doppelt so viele Bullen wie Bären. Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte befindet sich mit 63 Prozent in einer neutralen Verfassung.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 4500 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentimentumfrage informieren und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

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