Dax-Umfrage Die Rally am Aktienmarkt kann vorerst weitergehen

Die Bullen und damit die Optimisten an den Märkten haben wieder die Führung übernommen.
Düsseldorf Zwei Themen stehen weltweit im Fokus der Anleger: die Machtübergabe von Noch-US-Präsident Donald Trump an den Wahlsieger Joe Biden und die Nachrichten über Impfstoffe gegen das Corona-Virus. In beiden Punkten sind die Entwicklungen positiv für die Märkte.
Trump kämpft zwar noch weiter gegen das Wahlergebnis, hat aber gleichzeitig die Übergabe eingeleitet. Es ist absehbar, dass er das Weiße Haus räumt. Bei den Impfstoffen geht es inzwischen um die Geschwidigkeit der Verteilung und somit nicht mehr um die Frage, ob Corona besiegt wird, sondern nur noch wann.
Entsprechend zeigen auch die Daten der aktuellen Handelsblattumfrage Dax-Sentiment, dass die Kurse am deutschen Aktienmarkt weiter steigen dürften. Sentimentexperte Stephan Heibel meint nach Auswertung der Umfrage: Bei Rücksetzern dürfte frühzeitig gekauft werden, sie dürften somit klein bleiben. Lediglich eine überraschende, sehr negative Meldung könne dieses Szenario umkehren.
Denn der weiterhin hohe Zukunftsoptimismus, gepaart mit einer hohen Investitionsbereitschaft der heimischen Anleger, geben dem Dax wie bereits in der Vorwoche eine gute Unterstützung. Ein stärkerer Ausverkauf ist kaum zu befürchten. „Gleichzeitig ist die Anlegerstimmung gut, aber noch lange nicht euphorisch“, meint der Inhaber des Analysehauses Animusx. Euphorie gilt laut Sentimentanalyse als Kontraindikator und damit als Signal für fallende Kurse.
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In den USA sieht es schon gefährlicher aus: Dort herrscht bereits wesentlich länger ein starker Optimismus, sodass die Rally dort irgendwann auslaufen könnte. Heibel erwartet dann folgendes Szenario: „Sollte, ausgehend von den US-Märkten, eine Konsolidierung erfolgen, dann würden hierzulande viele Anleger niedrigere Kurse als Kaufgelegenheit betrachten und somit Kursverluste frühzeitig bremsen.“
Mangels negativer Meldungen liefen die Aktienmärkte daher in der vergangenen Handelswoche leicht nach oben. Der Dax stieg um 1,5 Prozent. Entsprechend ist auch das Anlegersentiment wieder auf plus 2,8 angesprungen und zeigt eine moderate Feierlaune, die der guten Kursentwicklung entspricht.
Auch die Selbstzufriedenheit steigt weiter. Einen Wert wie aktuell von 1,6 gab es seit dem Corona-Crash im März nicht mehr. Die hohe Selbstzufriedenheit der Anleger ist nicht weiter verwunderlich, da die Kurse von fast allen Werten steigen: Sowohl die sogenannten Corona-Gewinner als auch zyklische Aktien, Dividendenbringer wie auch Wachstumstitel.
Jeder, der investiert ist, kann sich über Kursgewinne freuen. So dürfte die Selbstzufriedenheit hoch bleiben, bis die Corona-Gewinner verkauft werden oder aber die aktuelle Rally bei den Zyklikern „heiß läuft“.
Der Zukunftsoptimismus bleibt auf hohem Niveau von 4,4, die Bullen stellen klar die Mehrheit. Begleitet wird der Optimismus durch eine nach wie vor hohe Investitionsbereitschaft von 3,2, was dem Aktienmarkt als gute Unterstützung dient.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, zeigt mit einem Wert von minus sechs eine steigende Absicherungsneigung an. Es liegen also mehr Put- als Call-Hebelprodukte in den Depots. Offenbar wollen die Privatanleger die Kursgewinne der vergangenen Wochen und Monate eben mit diesen Put-Scheinen absichern, die bei fallenden Kursen an Wert gewinnen.
Zur Einordnung: Mit minus sechs liegt das aktuelle Euwax-Sentiment immer noch weit entfernt von den extrem starken Absicherungskäufen des Monats Juni. Anfang Juni dieses Jahres erreichte dieser Indikator einen Wert von minus 15. Damals notierte der deutsche Leitindex bei rund 12.800 Zählern. Der anschließende Rutsch auf 11.600 Punkte innerhalb weniger Tage legte damals den Grundstock für die anschließende Rally auf 13.460 Punkte, den höchsten Stand seit dem Crash Mitte März 2020.
Profianleger, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern, zeigen ein ausgeglichenes Put/Call-Verhältnis von 1,5. Die Absicherungskäufe der Vorwochen sind somit wieder ausgeglichen.
Das Put/Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse CBOE ist weiterhin extrem niedrig und zeigt eine weiterhin sehr bullische Positionierung in den USA an. So auch die US-Fondsmanager, die mit einer Investitionsquote von 107 Prozent weiterhin gehebelt auf steigende Kurse spekulieren. Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit 18 Prozent weiterhin ein starkes Übergewicht der Bullen an.
Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte ist auf 91 Prozent gesprungen und zeigt extreme Gier an. Andere technische Indikatoren signalisieren eine überkaufte Marktverfassung. Alle diese Daten jenseits des Atlantiks zeigen: Eine Konsolidierung an der Wall Street ist überfällig.
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„Zukunfsoptimismus“ - Gibt es auch einen Optimismus, der auf die Vergangenheit gerichtet ist?
Also dass man sich z. B. in Bezug auf das Hitlerattentat doch noch Hoffnungen machen darf?