Dax-Umfrage Die Schnäppchenjagd an der Börse ist eröffnet – was Anleger dabei beachten sollten

Die aktuelle Konsolidierung am Aktienmarkt hatte sich lange angekündigt.
Düsseldorf Seit Anfang August rät Sentimentexperte Stephan Heibel den Anlegern, Aktienpositionen zu verkleinern oder zu verkaufen – um mit dem freien Geld anschließend wieder zu günstigen Kursen einzusteigen.
Doch nach den Kursverlusten in den vergangenen Tagen hat sich die Situation verändert. „Nun beginnt die Marktphase, in der Anleger auf Schnäppchenjagd gehen können“, lautet sein neuer Ratschlag mit einer wichtigen Ergänzung. „Anleger sollten mit dem Kaufen nicht zu lange warten, denn nach wie vor fahren die Notenbanken eine extrem lockere Geldpolitik.“ Heibel hält es für möglich, dass die aktuell begonnene Konsolidierung erneut sehr schnell vorübergeht.
Für die Intensität der laufenden Konsolidierung gibt es viele verschiedene Szenarien. Erste Korrekturziele liegen knapp unter 15.200 Punkten und wurden bereits am Montag erreicht. Doch der Dax kann deutlich tiefer fallen. Der Geschäftsführer des Analysehauses AnimusX rät bei solch einer Marktphase wie derzeit zu einer Vorgehensweise in einzelnen Schritten. Anleger sollten nicht alles sofort kaufen, sondern sich Korrekturmarken setzen, bei denen sie einen kleineren Teilkauf realisieren.
Seine Ratschläge leitet er aus den Ergebnissen der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment und weiteren Indikatoren ab. So ist die aktuelle Stimmung deutlich negativ, was als Indikator gilt, dass viele bereits verkauft haben. Allerdings existiert noch keine Panikstimmung, was eine Bodenbildung am Aktienmarkt signalisieren würde. Also besteht das Risiko weiterer Kursverluste. Gleichzeitig ist die Zukunftserwartung weiterhin moderat positiv, sodass derzeit ein Crash unwahrscheinlich ist.
Auch wenn es kein Sicherheitsnetz in Form von deutlichen Käufen von Put-Produkten gibt, die bei fallenden Kursen an Wert gewinnen, ist sich Heibel sicher: Auf niedrigerem Niveau dürften schon bald wieder erste Käufer an den Markt strömen. „Das ist nicht das Ende der Rally, sondern meiner Einschätzung nach eine durchaus gesunde Korrektur.“
Derzeit gibt es für Heibel eine zweigeteilte Börsenwelt in der 160 Titel umfassenden Dax-Familie. Auf der einen Seite gibt es eine Reihe von Aktien, die extrem hoch bewertet sind. Gleichzeitig sind andere Titel extrem günstig. Die Corona-Pandemie hat offenbar Übertreibungen in beide Richtungen erzeugt. Nun korrigieren die hochbewerteten Titel ein wenig.
Solche Rotationen verschiedener Aktiengruppen gibt es bereits seit mehreren Monaten. Zum Beispiel gab es Phasen, in denen zyklische Werte eine bessere Performance als Wachstumsaktien erzielten und umgekehrt.
Anleger sollten dazu wissen: Am Ende solch einer Konsolidierung oder einer Korrektur, die ab zehn Prozent minus beginnt, übertreibt der Markt. „Das sind dann Gelegenheiten, Aktien günstig zu kaufen“, erläutert der Inhaber des Analysehauses AnimusX.
Bitcoin-Kurs stehen schwierige Zeiten bevor
Eine negative Überraschung gibt es beim Bitcoin: Das Sentiment hat nach der Kurserholung in der vergangenen Woche deutlich angezogen, die Zukunftserwartung ist jedoch eingebrochen.
Dieses Stimmungsbild signalisiert eine gefährliche Gemütslage in der Krypto-Szene: Anleger sind glücklich über die Kurserholung, fürchten jedoch schwache Kurse in den kommenden Monaten. „Häufig führt ein solches Stimmungsbild in den anschließenden Wochen zu einem Ausverkauf“, erläutert Heibel. Bereits am heutigen Montag gab der Bitcoin-Kurs zeitweise rund sieben Prozent nach.
Aktuelle Umfragedaten
Nach einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung mit immer weniger Aufwärtsdynamik ist der Leitindex nun auf Konsolidierungskurs. Das dürfte keinen Anleger überraschen. Schließlich ist das Börsenbarometer seit Jahresanfang zwischenzeitlich um mehr als 17 Prozent gestiegen.
In der vergangenen Woche gab der Dax 0,8 Prozent nach und hat mit einem Wochenschlusskurs von 15.490 Punkten bereits am Freitag seinen Weg gen Süden eingeschlagen und am heutigen Montag eindrucksvoll fortgesetzt.
Diese Konsolidierung hat sich lange angekündigt, und so bleibt das Anlegersentiment mit einem Wert von minus 0,9 nur moderat negativ. Auch die Verunsicherung unter den Anlegern hält sich mit einem Wert von minus 1,8 in Grenzen.
Die Erwartungen an die kommenden Börsenmonate bleiben optimistisch. Die Umfrage liefert einen Wert von weiterhin moderaten plus 2,8. Allerdings bleibt die Investitionsbereitschaft der kommenden zwei Wochen auf einem niedrigen Niveau von 0,7. Offensichtlich wollen Anleger erst noch ein wenig abwarten, bevor sie sich positionieren.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, notiert mit einem Wert von 3,5 im bullischen Terrain: Absicherungen mit Put-Optionsscheinen, die bei fallenden Notierungen an Wert gewinnen, bleiben die Ausnahme. Denn ein positiver Wert zeigt einen Überhang von Call-Produkten in den Depots der Privaten an.
In den USA zeigt das Put-Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse CBOE eine nach wie vor bullische Positionierung der Profis an. Diese extreme Erwartung weiter steigender Kurse, die seit November vergangenen Jahres vorherrscht, hat immer noch Bestand. US-Fondsanleger bleiben mit einer Investitionsquote von 87 Prozent ebenfalls weiterhin moderat bullisch positioniert.
Vor diesem Hintergrund überrascht das Bulle-Bär-Verhältnis der US-Privatanleger, das auf minus 17 gerutscht ist. Es ist das erste Mal seit November 2020, dass die Bären bei den Privatanlegern dominieren.
Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte ist auf 34 Prozent abgerutscht und notiert im Bereich der moderaten Angst. Kurzfristige technische Indikatoren wie beispielsweise der „Short Range Oscillator“ für das US-Börsenbarometer S&P 500 notieren nur knapp vor einer sich abzeichnenden Gegenbewegung, also vor kurzfristig steigenden Kursen. Der Oscillator liegt bei minus 3,5, ab minus vier spricht man von einer „extrem überverkauften Situation“, die für die genannte Gegenbewegung steht.
Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 6000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.
Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.
Mehr: Wie Anleger mit pseudogrünen Investments hintergangen werden
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Noch ein kleiner Tipp, Herr Röder, wie Sie auch bei stark sinkenden US-Börsen relativ einfach Gewinn einfahren können:
Bei abstürzendem DJI (oder S&P 500) gehen Sie ca. eine halbe bis eine Stunde vor dem Läuten der Schlussglocke LONG!!! Nahezu todsicher schreitet zu dieser Zeit nämlich (wie gestern) das US-PPT zur Tat, bewahrt den Kurs vor einem allzu heftigen Sinkflug und "hebt" ihn wieder auf einen für das PPT erträglichen Schlusskurs an! ;-))
https://www.tradingview.com/x/APiAQMRU/