Dax-Umfrage Stimmung an der Börse dreht sich: Anleger sollten jetzt Gewinne mitnehmen

Bild aus dem Handelssaal der Deutschen Börse in Frankfurt.
Düsseldorf Bei der Börsenstimmung bahnt sich eine Trendwende an. „Die anhaltende Euphorie mahnt inzwischen dazu, Positionen zu verkleinern und Gewinne mitzunehmen“, sagt Stephan Heibel nach Auswertung der aktuellen Handelsblattumfrage Dax-Sentiment.
Noch vor einer Woche hatte der Inhaber des Analysehauses Animusx geraten, „Stop-Loss-Marken großzügig zu setzen“ und in eine Korrektur hinein nicht zu verkaufen, sondern eher aufzustocken.
Doch die insgesamt gute Laune an den Aktienmärkten besteht nun schon seit vielen Wochen, was laut Anlegerstimmung ein Indiz für bald fallende Kurse ist.
Denn bei euphorischer Stimmung haben viele Investoren bereits Aktien gekauft und können bei fallenden Kursen keine Unterstützung mehr bieten. Doch solch eine gute Laune kann noch länger anhalten, die Kurse also weiter steigen, bevor eine Überhitzung zur Vorsicht mahnt.
„Deswegen es ist wenig sinnvoll, über den Zeitpunkt des Endes dieser Rally zu spekulieren“, meint der Sentimentexperte. Er rät Anlegern nicht alles zu verkaufen: „Bleiben Sie dabei, denn in einem Bullenmarkt wie derzeit kann eine eventuelle Korrektur schneller vonstatten gehen, als viele Privatanleger dann schon wieder nachkaufen können.“
Aber wer hohe Buchgewinne in seinem Depot habe, sollte sich die Frage stellen, wie viel er von diesen Buchgewinnen riskieren möchte, wenn die Märkte drehen sollten. Vielleicht sei es an der Zeit, die eine oder andere Position zu halbieren und den Rest mit einem Stop Loss abzusichern.
Dadurch können Anleger weiterhin an der Rally teilnehmen, haben aber ein wenig Cash generiert, um im Falle eines Rückschlags Aktien nachzukaufen, die besonders stark vom Ausverkauf betroffen seien.
Grundsätzlich herrscht an den Aktienmärkten die schönste aller Welten vor: Die Notenbanken in Europa und den USA machen derzeit keine Anstalten, den Leitzins zu erhöhen. Im Gegenteil, es wird noch immer über weitere Liquiditätsmaßnahmen diskutiert.
Derweil zeigen sich deutliche Zeichen der Konjunkturerholung in Deutschland, während die gute Konjunktur in den USA auf das Lohnniveau durchschlägt und neuen Meldungen zufolge sogar die Kluft zwischen Arm und Reich verringert. China ist im Handelsstreit eingeknickt, die USA behalten die Strafzölle solange bei, bis die Vereinbarungen umgesetzt werden.
Diese Rally kann noch deutlich höher laufen, wenn es zu kein folgenschweres Ereignis kommt. Doch das Coronavirus könnte beispielsweise die Börsenfeier abrupt beenden, sollte es zu einer Pandemie kommen.
„Ohne ein folgenschweres Ereignis endet geht die Rally noch lange weiter“, meint Heibel. „Doch es gibt unzählige Möglichkeiten.“ Eine davon könnte schon nächste Woche eintreten: Dann legen Facebook und Apple ihre Quartalszahlen vor. Die Erwartungen sind so hoch, dass es schwer für die beiden Unternehmen wird, positiv zu überraschen.
Doch sollten die beiden Schwergewichte Federn lassen, ziehen sie eine ganze Reihe von Indizes mit hinunter.
Wie am vergangenen Montag von Heibel erwartet, hatte die anhaltend gute Laune dem Dax in der vorherigen Woche nicht geschadet. Der Index legte weitere 0,4 Prozent zu.
Auch die aktuellen Umfrageergebnissen zeigen erneut Euphorie an. Die Stimmung bleibt auf hohem Niveau stabil. Allerdings geht die Selbstzufriedenheit leicht zurück, abzulesen an den Antworten auf die Frage: „Haben sich Ihre Erwartungen zum Dax in der vergangenen Woche erfüllt?“
„Es hat den Anschein, dass trotz des großen Optimismus einige Anleger vom tatsächlichen Erreichen des neuen Allzeithochs im Dax nun überrascht wurden“, meint der Animusx-Geschäftsführer.
Die ZEW-Konjunkturerwartung ist in der abgelaufenen Woche auf einen neuen Höchststand seit viereinhalb Jahren gesprungen. Das wirkt sich auch in der Zukunftserwartung der Anleger aus: Der in Deutschland traditionell eher vorsichtige Optimismus legt diese Woche leicht zu. Auch die Investitionsbereitschaft steigt weiter an. Sogar neue Engagements auf einem Allzeithoch sind für Anleger nun eine Option.
Deutlicher zeigt sich diese Stimmung bei den institutionellen Anlegern, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern: Mit einem Put/Call-Verhältnis von unter 0,6 sind die Profis extrem bullisch positioniert.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, zeigt dagegen nur eine neutrale Verfassung an.
Auch in den USA ziehen die Allzeithochs Anleger in den Markt. Auf der anderen Seite des Atlantiks steht das Put/Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE ebenfalls auf einem extrem niedrigen Niveau, dem niedrigsten seit zwei Jahren. „In den USA wiegt man sich auf der Long-Seite in Sicherheit“, erläutert Heibel. „Das ist ein erstes Warnsignal.“
Das Put/Call-Verhältnis, das für Aktientransaktionen in den USA separat ausgewiesen wird, ist mit einem Wert von 0,5 auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren. So stark wurde schon lange nicht mehr auf Aktiengewinne mit Hilfe von Call-Optionsscheinen spekuliert.
Das Put/Call-Verhältnis bei Indizes ist zwar ebenfalls stark zurückgekommen, notiert aber noch immer auf einem hohen Niveau.
Das bedeutet: In den USA spekulieren derzeit so viele Anleger mit Einzelaktien wie lange nicht mehr. Dabei wird stark auf steigende Kurse gesetzt. Gleichzeitig nehmen die Absicherungen vor Kursverlusten, die man mit Index-Spekulationen realisiert, ab. „Das Sicherheitsnetz wird langsam entfernt“, erläutert er.
Auch die anderen Daten in den USA mahnen zu Vorsicht: US-Fondsmanager haben 93 Prozent ihrer Gelder in den Markt gegeben. Das ist im Vergleich zu den zwei letzten Jahren eine sehr hohe Investitionsquote.
Zum Vergleich: Die Investitionsquote lag Ende 2017, als Trump die US-Unternehmenssteuerreform angekündigt hatte, bei 120 Prozent. Damit war sie die höchste Investitionsquote, die jemals gemessen wurde. Anschließend folgte ein heftiger Ausverkauf Anfang 2018, als sich institutionelle Anleger über Volatilitäts-Produkte absichern wollten und damit den Markt rasend schnell in den Keller trieben.
Die Bullenquote in den USA liegt bei hohen 21 Prozent. Der auf technischen Marktdaten basierende „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Aktienmärkte ist aktuell allerdings nach mehreren Wochen der extremen Gier deutlich zurückgekommen.
Mit seiner Einschätzung steht Heibel nicht allein da. Auch nach Einschätzung der Investmentberatungsgesellschaft Sentix dürfte die Konsolidierung der US-Märkte, die am vergangenen Freitag anfing, noch nicht beendet sein.
Mehr: Die Risiken bei Aktien steigen – aber die Alternativen fehlen.
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Trotz Euphorie solle man Aktien nicht verkaufen sondern nachkaufen, hieß es an gleicher Stelle vor einer Woche. Nun plötzlich mahnt die Euphorie Positionen zu verkleinern. Sorry, aber diese wöchentliche Auswertung ist in Ihrer Analyse schlimmer als all die Marktschreier die für über 1000€ im Jahr ihre Börsenbriefe verkaufen wollen. Bei denen weiß man wenigstens das es nur um Ihren Gewinn geht, diese Analyse hier kleidet sich in ein seriöse Gewand.
Nur die dümmsten Zocker lassen sich von solchen "Analysten-Hellseher-Kommentaren" die hier verbreitet werden einseifen. Als Langfristanleger hält man solche journalistischen Schlagzeilen aus und verlässt sich auf die Dividende. Die Kurse steigen und fallen - die Dividende gehört mir und das Depot meinen Erben. Ruhe bewahren und die Schlagzeilen und Schreiberlinge ignorieren.