Dax-Umfrage Unter Anlegern macht sich Kauflaune breit – „Ausreichend Argumente für Zukäufe bei Rückschlägen“

Die aktuelle Konsolidierung am Aktienmarkt hatte sich lange angekündigt.
Düsseldorf Unter Anlegern macht sich in diesen Tagen eine besondere Stimmung breit: Erleichterung und Erwartungsfreude auf die anstehende positive Marktphase – die Jahresendrally. Das lässt sich aus den aktuellen Daten der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment und weiterer Indikatoren ableiten.
Entspannt warten Anleger nach den Kursgewinnen in der vergangenen Woche auf die neue Richtung. Laut den Sentimentdaten gibt es aber keine eklatanten Stimmungsungleichgewichte, die den Markt für die eine oder für die andere Richtung anfällig machen würden.
Sentimentexperte Stephan Heibel, der die Umfrage für das Handelsblatt auswertet, sieht in der gegenwärtigen Situation „eine gesunde Marktverfassung“. Die schließe neue Rücksetzer zwar nicht aus, „liefert aber ausreichend Argumente, um eventuelle Rückschläge für Zukäufe zu nutzen“. Denn es herrscht weiterhin hoher Zukunftsoptimismus und die Investitionsbereitschaft ist sogar noch gestiegen.
Der Grund: Der mehrmonatige Seitwärtstrend zwischen rund 16.000 Punkten auf der Ober- und 15.000 Punkten auf der Unterseite ist wieder intakt. Der wichtige Unterschied: Als der Dax bei rund 16.000 Punkten notierte, waren die Anleger sehr hoch investiert. Die Investitionsquote hat sich im Zuge der Kursrückgänge seit Anfang September bis auf 14.818 Punkte deutlich verringert.
Erleichtert sind Anleger aufgrund des jüngsten Kursverlaufs. Mit dem Rutsch unter die Marke von 15.000 kam die Befürchtung auf, der deutsche Leitindex könnte in eine länger anhaltende Baisse abrutschen. Das hat sich nicht bestätigt. Die Kaufbereitschaft war ausreichend hoch für eine schnelle Gegenbewegung.
Gehalten haben auch die relevanten charttechnischen Unterstützungen. Anfang April war der Dax erstmals in seiner Historie über die Marke von 15.000 Punkten geklettert. Die anschließend übliche Konsolidierung ließ den Index auf 14.816 Punkte abrutschen – fast auf das gleiche Niveau wie das Tief des jüngst erfolgten Rückgangs.
Diese Nähe zum tiefsten Punkt seit der Eroberung der 15.000er-Marke war für viele Investoren Grund genug, wieder einzusteigen. „Nun hat es den Anschein, dass die Aktienmärkte ausreichend Luft geholt haben, um gen Norden auszubrechen“, bewertet der Sentimentexperte die aktuelle Lage.
Aktuelle Umfragedaten
Die vergangene Handelswoche war insgesamt erfreulich. Der deutsche Leitindex ist in diesem Zeitraum um 2,8 Prozent gestiegen. Auch der Ausblick ist vielversprechend: Positive Quartalszahlen der großen US-Banken geben Hoffnung auf eine insgesamt erfreuliche Berichtssaison.
Entsprechend ist das Anlegersentiment mit einem Sprung auf 2,9 angestiegen. Noch vor einer Woche lag dieser Wert bei minus 1,7, vor zwei Wochen herrschte mit minus 4,7 Panik unter den Anlegern – ein sehr schneller Stimmungswandel innerhalb von nur zwei Wochen.
Auch die Verunsicherung der Vorwoche mit einem Minus von 1,3 ist verflogen. Die Selbstgefälligkeit ist auf einen Wert von 1,0 angestiegen. Große Selbstzufriedenheit ist unter den Anlegern noch nicht zu erkennen. Dazu ist die aktuelle Marktsituation offenbar noch zu fragil.
Doch die Zukunftserwartung, die erwartete Dax-Richtung in drei Monaten, bleibt kontinuierlich auf einem hohen Niveau von aktuell 5,2. Seit sechs Wochen herrscht bis auf eine kurze Unterbrechung extremer Zukunftsoptimismus unter den Anlegern.
Und so steigt auch die Investitionsbereitschaft weiter kontinuierlich an. Einen Wert von aktuell 3,8 gab es seit November des vergangenen Jahres nicht.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, notiert mit einem Wert von zwei im neutralen Bereich. Es herrscht also weder ein Überhang von Call- oder Put-Produkten in den Depots. Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen: Privatanleger warten die Richtungsentscheidung ab, bevor sie ihr Depot für die nächste Marktphase ausrichten.
Das Put-Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE zeigt moderate Absicherungspositionen an. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote leicht auf 64 Prozent zurückgefahren. Im Jahresvergleich sind sie mit dieser Quote eher untergewichtet.
Bei den US-Privatanlegern haben die Bullen wieder das Zepter übernommen, 38 Prozent erwarten steigende Kurse. Doch die Optimisten haben nur ein leichtes Übergewicht. Denn immer noch 32 Prozent erwarten fallende Kurse.
Der anhand technischer Marktdaten berechnet „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte zeigt mit einem Wert von 39 Prozent eine neutrale Marktverfassung an. Andere kurzfristige technische Indikatoren für den S&P 500 sind noch im neutralen Bereich, stehen aber kurz davor, einen überhitzten Markt anzuzeigen.
Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 6000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.
Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.
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