Defensiv anlegen: Die „Cash-Maschinen” unter den Aktien
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Defensiv anlegenDie „Cash-Maschinen” unter den Aktien
Ein starker Cashflow und stabile Dividenden zeichnen gute Aktien aus – und machen sie teuer. Nicht teuer genug, findet Hedgefondsmanager David Snoddy. Denn mit Blue Chips lässt sich durchaus Geld verdienen.
30.05.2016 - 15:50 Uhr
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Starker Cashflow
Im Vergleich zu anderen Anlageklassen lohnen sich Blue Chips für die Anleger.
(Foto: IMAGO)
Tokio Blue Chips sind zu teuer? Falsch, sagt Hedgefondsmanager David Snoddy. Unternehmen mit starkem Cashflow und stabilen Dividenden verdienten höhere Bewertungen in einem Umfeld, in dem niedrige oder negative Zinsen die Anleihenrenditen zerstören, so der Chef der zwei Milliarden Dollar schweren Hedgefondsfirma Nezu Asia Capital Management.
„Die Leute, die die beiden letzten Jahre defensive, hochrentierende Aktien hochgelobt haben, schenken meiner Meinung diesem Aspekt zu wenig Beachtung”, sagt Snoddy. „Es wird immer wichtiger, wie viel Rendite ich damit kriegen kann, weil ich sie anderswo eben nicht mehr kriege.”
Für zwei Zielgruppen sind die als sicher geltenden Papiere besonders interessant: Anleihe-Flüchtlinge, die vor dem Hintergrund der quantitativen Lockerungen und der Negativzinspolitik in Europa und Japan nach höheren Erträgen suchen, und Aktieninvestoren, die sich aus Sorge um das globale Wachstum aus den riskanteren Marktsegmenten zurückziehen. Längst nicht jeder Großinvestor ist Snoddys Meinung. Templeton-Präsident Norm Boersma beispielsweise hält einen Crash dieser Aktien durchaus für möglich.
Die besten deutschen „Marathon-Aktien"
Die DZ Bank stellt jährlich eine Liste der besten deutschen Langläufer-Aktien zusammen. Rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre betrachten sie die vier Kenngrößen Umsatz, Gewinn, Unternehmens- und Buchwert. Für jede dieser Kategorien gibt es pro Jahr einen Punkt, sofern eine Steigerung erzielt wurde. Insgesamt können so 40 Punkte erzielt werden. Das auf Produkte der Bürokommunikation spezialisierte Unternehmen Grenkeleasing gehört zu den zehn besten „Marathon-Aktien“. Sowohl der Umsatz als auch der Buchwert sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gewachsen.
Kursentwicklung (zehn Jahre): + 324,9 Prozent* Marktkapitalisierung: 2,5 Milliarden Euro Score: 36 Punkte
*Stand: 23. Mai 2016
Der Triebwerksbauer MTU Aero Engines belegt mit 36 Punkten in dem Ranking den neunten Platz. In den vergangenen zehn Jahren ist der Gewinn nur ein einziges Mal zurückgegangen. Der Erfolg spiegelt sich in der Kursentwicklung der Aktie wider.
Kursentwicklung (zehn Jahre): + 216,3 Prozent* Marktkapitalisierung: 4,3 Milliarden Euro Score: 36 Punkte
*Stand: 23. Mai 2016
Der Ticket-Konzern CTS Eventim baut zusammen mit dem Musiklabel von Sonysein Geschäft in Lateinamerika aus. Diese Art des Expansionskurses ist typisch für deutsche Mittelständler. Statt Akquisitionen zu suchen, bauen Unternehmen wie CTS Eventim auf organisches Wachstum. Bei der Analyse betrachtet die DZ Bank nicht die Kurs- sondern die Wertentwicklung eines Unternehmens. In den vergangenen zehn Jahren ist der Umsatz neun Mal angestiegen, der Gewinn sogar zehn Mal. Auch der Buchwert ist seit 2006 jedes Jahr gestiegen.
Kursentwicklung: + 451,7 Prozent Marktkapitalisierung: 2,9 Milliarden Euro Score: 36 Punkte
Nemetschek setzt seinen Wachstumskurs nach dem Rekordjahr 2015 fort. Im ersten Quartal des laufenden Jahres stieg der Umsatz um 16,7 und der Gewinn um 15,6 Prozent. Für den Konzern, der Softwarelösungen für Architekturaufgaben anbietet, ist das nichts neues. In den vergangenen zehn Jahren ist der Umsatz neun Mal gestiegen. Nemetschek gehört außerdem zu der Gruppe, die im Ranking überproportional vertreten ist. Laut der DZ Bank sind es meist Unternehmen, die in kleineren Marktsegmenten agieren (Mid- und Small-Caps), die sogenannten „Hidden Champions“.
Kursentwicklung: + 848,5 Prozent Marktkapitalisierung: 1,9 Milliarden Euro Score: 36 Punkte
Die auf klinische Software spezialisierte Nexus AG konnte im ersten Quartal 2016 ihr nachhaltiges Wachstum ebenfalls fortsetzen. Der Umsatz legte knapp 15 Prozent zu. Der langfristige Aktienchart bestätigt den kontinuierlichen Wachstumskurs. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Kurs der Aktie fast vervierfacht. Sowohl der Umsatz als auch der Buchwert der Nexus AG sind in diesem Zeitraum jedes Jahr gestiegen.
Kursentwicklung: + 388,5 Prozent Marktkapitalisierung: 268 Millionen Euro Score: 37 Punkte
Das frühe Osterfest 2016 hat der Optikerkette Fielmannim ersten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Der Nettogewinn schrumpfte von Januar bis März um gut 14 Prozent auf 38,2 Millionen Euro. Die Bilanz der vergangenen zehn Jahre hingegen liest sich besser. Umsatz, Gewinn und Buchwert des Optikerkonzerns sind in diesem Zeitraum jedes Jahr größer geworden.
Kursentwicklung: + 261,4 Prozent Marktkapitalisierung: 5,5 Milliarden Euro Score: 38 Punkte
Der IT-Händler Cancomhat dank des anhaltenden Booms im Cloud Computing kräftig zugelegt. 2015 wuchs der Umsatz um 12,5 Prozent auf 932,8 Millionen Euro und damit wie der Betriebsgewinn (Ebitda), der um 22,3 Prozent auf 63,1 Millionen Euro zulegte, zum zehnten Mal in Folge in den vergangenen zehn Jahren. Der Kurs der Aktie ist in dieser Zeit nahezu explodiert und für das laufende Jahr erwartet das im TecDax gelistete Unternehmen weitere Zuwächse.
Kursentwicklung: + 1439 Prozent Marktkapitalisierung: 769 Millionen Euro Score: 38 Punkte
Snoddy hingegen illustriert seine Argumente mit dem japanischen Markt, auf dem er seit Jahrzehnten unterwegs ist. Er hat sich an Nippon Telegraph & Telephone beteiligt, dem ehemaligen Monopolisten, der mit 35 Prozent immer noch mehrheitlich in Staatsbesitz ist. Von Bloomberg zusammengestellten Daten zufolge hat das Unternehmen eine prognostizierte Dividendenrendite von 2,5 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Rendite 30-jähriger japanischer Anleihen bei etwa 0,31 Prozent, während mehr als 70 Prozent der Staatsanleihen des Landes unter null rentieren.
„Wie hoch ist das Kreditrisiko bei NTT im Vergleich zum japanischen Staat?”, fragt Snoddy. Dagegen „würde es etwa acht Jahre Rendite japanischer 30-jähriger Papiere brauchen, um ein Jahr NTT-Rendite zu bekommen. Ich finde, das ist ein großer Unterschied.”
Snoddys Äußerungen machen die Zwickmühle deutlich, in der die Anleger stecken, nachdem die mächtigsten Zentralbanken der Welt mit jahrelangen Konjunkturmaßnahmen zu künstlich aufgeblasenen Notierungen von Anlagewerten geführt haben. Für Hedgefondsmanager, die üblicherweise höhere Gebühren verlangen, ist die Herausforderung noch größer. Die Branche erlitt im ersten Quartal Nettoabflüsse von 15,1 Milliarden Dollar, so hoch wie seit dem zweiten Vierteljahr 2009 nicht mehr, wie Daten von Hedge Fund Research zeigen.
Snoddy propagiert einen Investmentansatz namens „Growth at a Reasonable Price”, der sich auf Firmen konzentriert, die Cashflow zur Finanzierung ihres eigenen Wachstums generieren. Diese Eigenschaft werde in Zeiten von Negativzinsen noch wichtiger, erklärt er.