Deutsche Aktien DSW prangert die größten Kapitalvernichter an

Die Firma bescherte Aktionären Kursverluste von fast 36 Prozent und landete damit erneut auf Rang drei der Kapitalvernichter.
Düsseldorf Mit Aktien einiger Unternehmen am deutschen Markt haben Anleger regelrecht Geld verbrannt. Zu den größten „Kapitalvernichtern“ über ein, drei und fünf Jahre zählt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das Biotech-Unternehmen Epigenomics, den Finanzdienstleister Ferratum und den Autozulieferer Leoni. Auf den weiteren Plätzen folgen auch Dax-Konzerne wie Bayer, Fresenius und – mit zuletzt starken Kursgewinnen – die Deutsche Bank.
Größe allein sei kein Schutz vor dem Niedergang an der Börse, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler bei der Vorstellung ihrer alljährlichen Liste der 50 Aktiengesellschaften, die in den vergangenen fünf Jahren am meisten Anlegerkapital verbrannt haben. Untersucht werden Unternehmen des sogenannten Primestandards der Deutschen Börse, der die höchsten Transparenzanforderungen stellt und Grundlage für die Aufnahme in Börsenindizes ist.
„Gerade die Unternehmen, die bereits vor der (Corona-)Krise angeschlagen waren, finden sich jetzt in einer besonders prekären Situation wieder. Die Probleme potenzieren und vertiefen sich“, stellte Aktionärsschützer Tüngler fest. Insgesamt bleibe es ein Warnsignal, das Aktionäre ernst nehmen sollten, wenn eine der Gesellschaften, die im eigenen Depot sei, auf einer DSW-Watchlist auftauche.
Auf Platz eins der Liste mit den größten Kursverlusten landete Epigenomics, ein Entwickler von Technologien zur Krebserkennung, dessen Aktie allein im vergangenen Jahr gut 70 Prozent einbüßte. Das Biotech-Unternehmen verlor in allen drei Vergleichszeiträumen deutlich an Börsenwert. Allein 2020 büßten die Papiere 70,5 Prozent ein.
Anteile des finnischen Finanzdienstleisters Ferratum, dessen Geschäftsmodell vor allem auf der Vergabe von Kleinkrediten beruht, verloren 2020 mehr als 46 Prozent. Ihren Corona-bedingten Kurssturz vom März 2020 konnte die Aktie bisher nicht wieder aufholen.
Leoni landet auf Rang drei
Leoni bescherte Aktionären Kursverluste von fast 36 Prozent und landete damit erneut auf Rang drei der Kapitalvernichter. Der Autozulieferer und Hersteller von Drähten, Kabeln und Bordnetz-Systemen konnte seinen Negativtrend bisher nicht umkehren.
Der Onlinehändler für Babybedarf, Windeln.de, schnitt besonders schlecht im Fünf- und Dreijahreszeitraum ab, konnte aber durch ein Plus im vergangenen Jahr einen unrühmlichen Spitzenrang verhindern, gelangte somit auf Platz vier. Rang fünf belegten die Vorzugsaktien des Herstellers von Herrenbekleidung Ahlers, die über jeden untersuchten Zeitraum schlecht abschnitten.
Aus dem Dax landete der Pharma- und Chemiekonzern Bayer auf Platz 23, der Aktionären inklusive Dividenden Verluste von fast 31 Prozent binnen eines Jahres einbrockte. „Hier zeigt sich dramatisch ein Mix aus den Folgen der Monsanto-Übernahme und der Corona-Pandemie“, sagte Tüngler.
Auf Rang 37 folgt der Gesundheitskonzern Fresenius mit minus 23 Prozent, der mit den Folgen der Pandemie und Gewinnwarnungen kämpft. Auch Dax-Absteiger wie Thyssen-Krupp, die Commerzbank und Lufthansa tauchen auf der Liste auf.
Der durchschnittliche Kursrückgang im Fünfjahresvergleich lag laut DSW einschließlich Dividendenzahlungen bei minus 53,4 Prozent, ohne Gewinnausschüttungen bei minus 58,2 Prozent. In der „Watchlist“ werden die reinen Kursverluste der Unternehmen zusammengefasst, in einer weiteren „Performance-Liste“ auch Dividendenzahlungen miteinbezogen.
Ausschüttung von Dividenden gibt nur bedingt Hinweise
Die Negativgewinner der „Performance-Liste“ unterscheiden sich in diesem Jahr nicht von der Watchlist. Das belege einmal mehr, dass nicht alles gut sei, wenn eine Gesellschaft Dividenden zahle, erklärte Tüngler. In der Regel weise eine Dividende zwar auf ein funktionierendes Geschäftsmodell hin. Jedoch: Die Ausschüttung an die Aktionäre könne aus der Substanz kommen oder auf Sondereffekten beruhen, meint der Aktionärsschützer. „Und selbst wenn sie tatsächlich erwirtschaftet wurde, ist immer noch zu klären, ob das Geschäftsmodell des Unternehmens wirklich nachhaltig zukunftsfähig ist“, mahnt er.
Kritik äußerten die Anlegerschützer erneut an Online-Hauptversammlungen in Zeiten der Pandemie, da sie dort Aktionärsrechte und Interaktionsmöglichkeiten eingeschränkt sehen. Es gebe „die spürbaren Bestrebungen von Teilen der Wirtschaft, die virtuelle Hauptversammlung in der aktuellen, aktionärsunfreundlichen Form über das Ende der Pandemie hinaus beizubehalten“, sagte die stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher.
Mehr: Leoni trotz roter Zahlen optimistisch: „Haben der Pandemie getrotzt“.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.