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Diamanten als Geldanlage Glitzerwelt im Schatten

Besonders hochkarätige Diamanten werden für zig Millionen verkauft. Doch der breite Markt leidet unter schwacher Nachfrage, der größte Anbieter hat zuletzt die Preise zweimal gesenkt. Die Gründe dafür sind vielfältig.
07.07.2016 Update: 10.07.2016 - 12:02 Uhr Kommentieren
Rohdiamanten verbilligten sich um 18 Prozent. Quelle: Imago
Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“

Rohdiamanten verbilligten sich um 18 Prozent.

(Foto: Imago)

Kapstadt Auf den ersten Blick könnte der Widerspruch kaum größer sein. Für einzelne, besonders hochkarätige oder attraktiv geschliffene Diamanten wie etwa den „Oppenheimer Blue“ wurden zuletzt Rekordpreise von mehr als 50 Millionen Dollar bezahlt. Gleichzeitig ist die Stimmung am Diamantenmarkt selbst seit längerem im Keller. Kein Wunder, sind doch die Preise für Rohdiamanten allein im vergangenen Jahr um rund 18 Prozent gesunken – so stark wie noch nie seit dem Ausbruch der Weltfinanzkrise vor sieben Jahren.

Als Reaktion darauf hat der südafrikanische Marktführer De Beers seine Preise für Rohdiamanten 2015 gleich zweimal um jeweils rund acht Prozent gesenkt. Zu wenig, wie Brancheninsider Martin Rapaport meint, der Herausgeber des wichtigsten Preisverzeichnisses. Nach seiner Meinung verlangt De Beers noch immer zu viel für seine Diamanten.

Weder Schleifer noch Polierer würden angesichts der Zurückhaltung vieler Banken bei der Kreditvergabe auf Dauer über die Runden kommen. Erschwerend kommt für viele dieser Familienunternehmen hinzu, dass einer ihrer wichtigsten Financiers – die altehrwürdige Antwerp Diamond Bank – im vergangenen Jahr ihre Tore schließen musste.

Für einzelne, besonders hochkarätige Exemplare wurden zuletzt Rekordpreise bezahlt. Quelle: dpa
Begehrte Diamanten

Für einzelne, besonders hochkarätige Exemplare wurden zuletzt Rekordpreise bezahlt.

(Foto: dpa)

Entsprechend vorsichtig klingen die aktuellen Preisprognosen. Auch wenn die Chefs führender Diamantenförderer wieder einmal eine leichte Besserung der Lage am Markt erkennen wollen, warnen sie doch gleichzeitig vor überzogenen Erwartungen. Mit gutem Grund: Zu oft sind die optimistischen Vorhersagen in den vergangenen Jahren herb enttäuscht worden. Verantwortlich dafür sind vor allem die anhaltend schwache Nachfrage in China und Indien, aber auch das Aufkommen synthetischer, also im Labor hergestellter Diamanten, die meist für Schneidemaschinen verwendet werden und bis zu 40 Prozent billiger als natürliche Diamanten sind.

Zwar liegt der Anteil dieser künstlichen Diamanten nach Einschätzung der Forschungsabteilung von Morgan Stanley noch bei kaum mehr als einem Prozent am Gesamtmarkt, doch sind zuletzt mehr Akteure in dieses Marktsegment eingestiegen. „Auch wenn die Produzenten x-mal behaupten, dass beide unvergleichbar sind, so sind im Labor hergestellte Diamanten trotzdem auch Diamanten“ sagt Chaim Even-Zohar von „Diamond Intelligence“. Er ist jedenfalls überzeugt davon, dass die Kunstprodukte schon bald die Macht der Förderer untergraben werden.

Gewicht bestimmt den Preis

Dass für echte, hochkarätige Rohdiamanten seit langem sündhaft teure Preise bezahlt werden, ist schon deshalb nicht ungewöhnlich, weil neben dem Schliff sowie der Reinheit und Farbe stets auch das Gewicht eines Diamanten seinen Wert bestimmt hat. Erst im vergangenen Monat wurde zum Beispiel der 813 Karat schwere Edelstein „The constellation“, der aus einer Mine des kanadischen Förderers Lucara in Botswana stammt, für sagenhafte 63 Millionen Dollar verkauft. Ärgerlich war dies vor allem für De Beers, dem die Lagerstätte in dem afrikanischen Binnenstaat einst gehört hatte.

Mit seiner zentralen Vermarktungsorganisation hatte De Beers das weltweite Diamantengeschäft jahrzehntelang fest im Griff. Zwar besitzt der Konzern noch immer eine gewisse Vormachtstellung bei Förderung und Verkauf von Rohdiamanten, doch ist sein Marktanteil in dem Segment von einst mehr als 80 Prozent in den 1980er-Jahren auf inzwischen rund ein Drittel gefallen. Im Hintergrund steht heute auch nicht mehr die legendäre Familie Oppenheimer, die De Beers 1927 erworben und danach im Diamantenmarkt ein Kartell etabliert hatte, sondern der britisch-südafrikanische Rohstoffriese Anglo American. Seit dem Rückzug der Oppenheimers im Jahr 2012 hält Anglo American einen Anteil von 85 Prozent an De Beers; die übrigen 15 Prozent befinden sich in Händen des Staates Botswana, mit dem De Beers dort beim Abbau der Diamanten seit Jahrzehnten ein Joint Venture betreibt.

Millionen für Diamanten - Das Geschäft mit dem „Bling“

Wie wichtig Anglo American seine Diamantentochter noch immer ist, lässt sich daran ablesen, dass De Beers auch nach der Neuausrichtung von Anglo American auf nur noch drei Rohstoffsparten zum Kerngeschäft der Mutter zählen soll.

Anglo-Chef Marc Cutifani und seine Strategen sind jedenfalls fest davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Diamanten bei der Mittelschicht in China, aber auch in anderen Schwellenländern, trotz der gegenwärtigen Flaute spätestens ab 2020 das Angebot übersteigen – und der Diamantenpreis im Gefolge kräftig anziehen wird.

Das Angebot ist angeblich rückläufig, auch wenn De Beers 2017 zwei kleinere kanadische Minen in Betrieb nehmen wird. Nach Angaben des Unternehmens ist die internationale Produktion in den vergangenen zehn Jahren um fast ein Viertel gesunken. Obwohl De Beers jedes Jahr bis zu 40 Millionen Dollar in die Exploration steckt, haben  Unternehmen und die Konkurrenz seit  20 Jahren keine großen Lagerstätten gefunden.

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