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Die Psycho-Trader - ein Börsenhändler packt aus „Geld mit Geld zu verdienen ist krank“

Schmutzige Tricks, waghalsige Spekulationen und Korruption – die Ex-Kollegen von Volker Handon werden seine schonungslosen Einblicke in ein krankes Finanzsystem ungern lesen. Es geht um Gier, Macht und andere Drogen.
05.06.2015 - 19:54 Uhr Kommentieren
Was spielt sich in den Köpfen von Wertpapierhändlern ab? Quelle: Getty Images
Psycho-Trader

Was spielt sich in den Köpfen von Wertpapierhändlern ab?

(Foto: Getty Images)

Düsseldorf Er bezeichnet sich als Spieler. Seit er denken könne, sei er mit großem Vergnügen einem starken Spieltrieb gefolgt. Und das war, wie Volker Handon bekennt, der zentrale Antrieb für viele wichtige Entscheidungen in seinem Leben. Das gilt auch für seine Berufswahl. „Ohne diese Freude am permanenten Wettbewerb hätte ich die letzten fünfundzwanzig Jahre sicher nicht als Wertpapierhändler verbracht und wäre auch nicht bis heute als Day-Trader am Finanzmarkt unterwegs“, so Handon. Und er hätte nicht das Buch „Die Psycho-Trader. Aus dem Innenleben unseres kranken Finanzsystems. Ein Insider erzählt.“ geschrieben – eine schonungslose und recht unterhaltsame Abrechnung mit dem seiner Meinung nach kranken und korrupten Finanzsystem.
Seit mehr als 25 Jahren tummelt sich Handon in diesem Haifischbecken, arbeitete zunächst für Banken und Fondsgesellschaften, später dann auf eigene Rechnung. Sein Fazit: „Geld mit Geld zu verdienen ist krank. Und es macht krank, wenn man nicht aufpasst.“ Er ist ein Freund klarer Worte. Er klagt an, er gesteht, er enthüllt. Weil er niemandem mehr verpflichtet ist, kann er offen und authentisch von seinen Jahren in den Handelssälen berichten. Seine ehemaligen Kollegen werden das nicht gerne lesen.
Alle Vorurteile, die man so hat über die Herren des Geldes, werden in diesem Buch bestätigt. Es ist fast eine Light-Version von „The Wolf of Wall Street“ – nur ohne extralange Motivationsreden im Drogenrausch und meterlange Yachten. Frankfurt statt Wall Street eben.

Doch die Emotionen, die die Händler in Mainhattan antreiben, sind dieselben wie in Manhattan. Extreme Gier, der Wunsch, der Beste zu sein, Macht über den Markt zu haben, Adrenalin pur – das treibt die Banker an. Die Bandagen, mit denen gekämpft wird, sind nicht minder hart. Mit unlauteren Methoden wird um den maximalen Profit gezockt. Ein Spiel, bei dem es kaum Grenzen gibt.
In dem aber Volker Handon an seine Grenzen gestoßen ist und einige extrem bittere Erfahrungen machen musste. Als der erfolgsverwöhnte Händler sich nämlich das erste Mal selbstständig machte, riss seine Glückssträhne. „Der Handel mit eigenem Kapital hatte überhaupt nichts mit dem zu tun, was ich zuvor gemacht hatte“, schreibt er. „Pausenlos verlor ich Geld. Wirklich pausenlos.“ Hatte er als angestellter Händler angeblich den Dreh raus und sein Risiko im Griff, lernte er nun ein für ihn völlig neues Gefühl kennen: die Angst. „Während meines Angestelltendaseins hatte ich Angst nie gespürt. Warum auch? Was konnte ich als Angestellter schon verlieren? Okay, meinen Job, aber zumindest damals war das kein Problem – ich hätte am nächsten Tag gewiss einen neuen Gefunden. (…) Es war nicht mein Geld, das ich als angestellter Trader verlor“, beschreibt er seine Gefühlslage. Stressfrei sei sein Job gewesen.

Das sollte sich ändern. Verlustängste quälten und lähmten ihn. „Ich war tatsächlich mit der naiven Vorstellung in meine Selbstständigkeit gestartet, dass ich mein Wissen und die Erfahrung, die ich als Angestellter gesammelt hatte, eins zu eins auf meinen Handel auf eigene Rechnung übertragen konnte. Doch jetzt spiegelte sich die Angst in jeder einzelnen Kaufentscheidung.“ Doch mit dieser Erkenntnis kam auch die Lösung. Er las alles über Handelspsychologie, Biografien bekannter Spekulanten, setzte sich mit seiner eigenen Psyche auseinander. In dieser Zeit kam er sich vor, als habe er Hunderte Stunden auf der Seelenklempner-Couch gelegen, nur dass er sein eigener Psychologe war. „Wenn man als selbständiger Händler erfolgreich überleben will, muss man bereit sein, sich jeden Tag einen Spiegel vorzuhalten und in die innersten Abgründe zu blicken.“ Und das tut er auch in seinem Buch. Es sind aber nicht nur seine innersten Abgründe, sondern auch die seiner ehemaligen Kollegen.

Die Kollegen kannten genau zwei Themen: Geld und Sex
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