Dividenden So viel Geld schütten deutsche Unternehmen an ihre Aktionäre aus

Viele Anleger können mit hohen Dividenden rechnen.
Frankfurt Die Hauptversammlung des Industriekonzerns Thyssen-Krupp am Freitag ist für die neue Chefin Martina Merz nicht gerade entspannt. Thyssen-Krupp befindet sich mitten im Umbau, hat 2019 einen Verlust von 260 Millionen Euro eingefahren und rechnet für das laufende Jahr mit noch höheren Verlusten.
Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen beiden Jahren mehr als halbiert. Und: In diesem Jahr wird es für Aktionäre nicht mal ein kleines Trostpflaster in Form einer Dividende geben. Das hat der Vorstand bereits angekündigt. Thyssen-Krupp macht zwar einen unglücklichen Auftakt in die Hauptversammlungs- und damit die Dividendensaison, aber die Streichung der Dividende des im MDax notierten Konzerns ist kein böses Omen.
Im Gegenteil: Die 160 Unternehmen aus Dax, MDax und SDax werden nach Schätzungen der Dekabank insgesamt 49,4 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten. Das liegt nur knapp unter dem Dividendenrekord von 50,2 Milliarden Euro aus dem vergangenen Jahr.
Tatsächlich könnte die Summe sogar noch etwas höher ausfallen, denn für einige Unternehmen aus dem MDax und dem SDax gibt es noch keine Prognosen. Zu den Hauptversammlungen schlagen die Vorstände jeweils die Dividende vor, die Aktionäre stimmen den Vorschlägen in den allermeisten Fällen zu.
Einige Unternehmen wie Thyssen-Krupp haben schon konkrete Vorschläge gemacht, für viele andere gibt es Schätzungen anhand der Jahresergebnisse.
Rational und Versicherer zahlen am meisten
Die höchste Dividende je Aktie zahlt der im MDax notierte Industrieküchenhersteller Rational. Er wird voraussichtlich elf Euro je Aktie ausschütten. Bei den im Dax notierten Versicherern Munich Re und Allianz werden es 9,60 beziehungsweise 9,50 Euro sein, bei Volkswagen 5,86 Euro.
Der Baukonzern Hochtief und der Rückversicherer Hannover Re aus dem MDax werden Schätzungen zufolge 5,80 Euro respektive 5,50 Euro ausschütten. Beim Continental werden 4,35 Euro erwartet.
Wichtiger als die tatsächliche Höhe der Dividende ist indes die Dividendenrendite. Sie setzt die Ausschüttung ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs. Bei den Top-Dividendenzahlern sind die Dividendenrenditen unterschiedlich: Bei Hochtief liegt sie bei etwas über fünf Prozent, bei der Allianz und Continental sind es gut vier Prozent. Bei Munich Re beträgt die Dividendenrendite 3,6 Prozent, bei VW und Hannover Re etwas über drei Prozent und bei Rational nur 1,6 Prozent.
Achten sollten Investoren aber nicht nur auf die Dividendenrendite, sondern auch darauf, dass die Unternehmen regelmäßig ihre Dividenden ausschütten, die Geschäftsmodelle Wachstum versprechen, ihre Gewinne steigern und ihre Bilanzen solide sind. Nur dann besteht die Hoffnung auf steigende Aktienkurse. Die sind letztlich für den Anlageerfolg entscheidend, denn fallende Aktienkurse können die Dividende schnell aufzehren.
So hat die Aktie von Continental in den vergangenen zwölf Monaten rund ein Viertel an Wert eingebüßt, die Aktie von Hochtief verlor fast 19 Prozent. Die übrigen Top-Dividendenzahler entwickelten sich hingegen gut mit Kursgewinnen zwischen 13 Prozent bei Volkswagen und rund 40 Prozent bei Munich Re.
Viele Konzerne erhöhen die Dividende
Als positives Signal für die Gewinnentwicklung der Unternehmen gilt es, wenn Unternehmen ihre Dividenden erhöhen. Hier gibt es gute Anzeichen. Die Dekabank geht davon aus, dass in diesem Jahr 88 Unternehmen ihre Ausschüttungen steigern. Das sind sogar sieben mehr als im vergangenen Jahr, in dem 81 Unternehmen ihre Aktionäre mit höheren Ausschüttungen erfreut haben. 29 Unternehmen werden den Investoren voraussichtlich weniger Dividende zahlen als 2019. Im vergangenen Jahr haben 24 Unternehmen die Dividende gesenkt.
Joachim Schallmayer, leitender Kapitalmarktstratege der Dekabank findet das nicht dramatisch: „Der leichte Rückgang ist mit der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage zu begründen.“ Insgesamt hält Schallmayer die Geschäftsmodelle der Unternehmen aber den strukturellen Herausforderungen für gewachsen: „Das spricht auch künftig für eine relative konstante, von aktuellen Ertragsschwankungen unabhängige Dividende.“
Bei vier Firmen gehen Anleger leer aus
Gar keine Dividende wird es außer bei Thyssen-Krupp wohl unter anderem beim Lichtkonzern Osram, beim Autozulieferer Leoni und dem Photovoltaik-Konzern SMA Solar geben. Sie alle werden das Geschäftsjahr 2019 voraussichtlich mit einem Verlust abschließen, haben also netto nichts verdient.
Kurzfristig sind indes weder die Dividende noch die Gewinne ein untrüglicher Indikator für die Kursentwicklung an der Börse. Die Aktie von SMA Solar ist in den vergangenen zwölf Monaten um 70 Prozent gestiegen, bei Osram sind es 20 Prozent. Die Aktie von Leoni stürzte dagegen um fast 70 Prozent ab.
Dennoch schwanken nach Berechnungen von Allianz Global Investors (AGI) die Gewinne von Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, im Schnitt weniger als die von Unternehmen, die keine Dividende bieten. Hans-Jörg Naumer, der bei AGI die Kapitalmarktanalyse leitet ist überzeugt: „Dividenden sind ein Indikator für ein robustes Geschäftsmodell.“
Hinzu kommt, dass Dividenden für Anleger, die auf regelmäßige Einnahmen Wert legen, immer wichtiger werden. So liegt die Prognose für die durchschnittliche Dividendenrendite der im Dax, MDax und SDax notierten Unternehmen laut Schallmayer bei knapp über drei Prozent. Im Umfeld der Mini- und Minuszinsen an den Anleihemärkten ist das ordentlich.
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