Finanzinvestoren 2019 war für die deutsche Private-Equity-Branche ein Rekordjahr

Die Beteiligungsbranche verzeichnete 2019 ein Rekordjahr.
Frankfurt Zwar haben sich die Aussichten für die deutsche Beteiligungsbranche in diesem Jahr wegen der konjunkturellen Abkühlung und der hohen Kaufpreise eingetrübt – das Jahr 2019 war allerdings nochmals ein Rekordjahr. Laut der vorläufigen Statistik des Branchenverbands BVK für den deutschen Private-Equity- und Venture-Capital-Markt wurde ein zweistelliges Wachstum erreicht.
„Im letzten Jahr investierten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland insgesamt 14,3 Milliarden Euro und damit ein gutes Viertel mehr als im Vorjahr“, so Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Verband. Im Jahresverlauf seien knapp 1000 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert worden.
Die Investitionen in Übernahmen von Firmen und Konzernteilen erreichten laut BVK mit 10,6 Milliarden Euro erstmals in der Geschichte einen zweistelligen Wert. Gleichzeitig übertrafen sie die Vorjahre 2017 und 2018 um rund ein Viertel. „Dieses Rekordergebnis hatte sich bereits im Jahresverlauf angekündigt, da wir in diesem Jahr wieder viele sehr große Transaktionen sehen konnten“, ergänzt Hinrichs.
Zu den Beispielen zählten die Übernahmen von Ifco Systems, Röhm, Robert Bosch Packaging, Adco, AutoScout24 oder Axel Springer. Auf der Verkäuferseite habe man vor allem Strategen sowie Familien und Unternehmer gesehen.
Trotz eines weiterhin sehr aktiven Mittelstandsgeschäfts sank die Zahl der Transaktionen in diesem Segment von 176 auf 146. Das Umfeld für Investments bleibe positiv, auch wenn das Bewertungsniveau weiterhin herausfordernd sei. Die BVK-Zahlen erfassen die Investitionen der Fonds, nicht das Transaktionsvolumen.
Hohe Bewertungen sind problematisch
Das mittlerweile erreichte Preisniveau für den Kauf von Mittelständlern und Konzernteilen sehen viele Experten als Problem an. Eine Rekordzahl von 94 Prozent der Beteiligungsmanager hält die Firmen – gemessen an den bezahlten Preisen – für überbewertet, geht aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger hervor.
Private-Equity-Manager sammeln von institutionellen Investoren wie etwa Versicherungen und Pensionskassen das Kapital ein. Innerhalb von fünf bis zehn Jahren werden die übernommen Firmen restrukturiert, teilweise werden auch Zukäufe zur Steigerung des Umsatzes getätigt. Dann werden die Unternehmen zu einem höheren Preis weitergereicht oder an die Börse gebracht.
Zu den Gründen für die Preisexplosion bei den übernommenen Unternehmen zählt die Studie von Roland Berger die niedrigen Zinsen bei der Aufnahme von Krediten für Übernahmen und den zunehmenden Wettbewerb um die Assets auf. Ein gutes Beispiel ist der laufende Bieterkampf um die Aufzugsparte von Thyssen-Krupp. Hier haben mehrere Finanzinvestoren den Übernahmepreis in zweistellige Milliardenhöhen katapultiert.
„Die Private-Equity-Branche kann auf ein weiteres sehr gutes Jahr zurückblicken“, betont Rolf-Magnus Weddigen, Partner bei der Unternehmensberatung Bain. „Doch für diesen Erfolg musste sie schwer arbeiten. Der Anlagedruck ist enorm, der Wettbewerb hart – und die Bewertungen sind höher denn je.“ Vor diesem Hintergrund erkläre sich 2019 auch der globale Rückgang des Transaktionsvolumens um gut zehn Prozent auf 551 Milliarden US-Dollar. „Was das laufende Jahr angeht, stellen sich 70 Prozent der Private-Equity-Experten auf eine potenzielle Eintrübung der Wirtschaft ein und ergreifen daher entsprechende Maßnahmen in ihrem Beteiligungsportfolios“, sagt Christof Huth, Partner bei Roland Berger.
Venture Capital im Aufwind
Auch bei den Finanzierungsrunden für junge Technologiefirmen setzte sich der Wachstumstrend fort. Die Venture Capital-Investitionen stiegen laut den vorläufigen Angaben auf 1,7 Milliarden Euro. Rund 570 Start-ups und junge Unternehmen erhielten neue Gelder. „Für das deutsche Startup-Ökosystem sind dies gute Nachrichten. Die deutsche Venture Capital-Szene ist in den letzten Jahren gereift und die Zahlen sprechen für die Attraktivität deutscher Startups“, sagte Regina Hodits, Vorstandssprecherin des BVK. „Allerdings ist der Abstand zu den USA oder Asien weiterhin immens“, gab die Expertin zu bedenken.
Zudem seien es nach wie vor ausländische Risikokapitalfonds, die das Gros der Mittel in Deutschland bereitstellten. Ausländisches Kapital sei willkommen, allerdings müsse es unser Anspruch sein, eine eigene schlagkräftige Venture-Capital-Szene zu etablieren. Dafür müsste auch insbesondere bei deutschen institutionellen Investoren mehr Kapital für Venture Capital mobilisiert werden.
Die deutschen Beteiligungsgesellschaften konnten 2019 so viel neue Fondsmittel bei Investoren einsammeln wie noch nie. Das Fundraising erreichte 5,2 Milliarden Euro und damit fast ein Viertel mehr als im Vorjahr. Das Umfeld für das Fundraising sei aktuell so vorteilhaft wie nie, heißt es bei der Lobby-Vereinigung BVK. Institutionelle Investoren suchten in der Niedrigzinsphase nach rentierlichen Anlagen.
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