Finanzprodukte Deutsche Börse baut Angebot für Handel mit Krypto-Produkten aus

Die Deutsche Börse öffnet sich nun auch gegenüber der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum.
Frankfurt Die Deutsche Börse baut angesichts des aktuellen Booms bei Kryptowährungen ihr Angebot für den Handel aus. Seit Dienstag können Anleger auch in Produkte investieren, die die Entwicklung der Digitalwährungen Ethereum und Bitcoin Cash abbilden.
Bereits seit Juni 2020 ist bei Deutschlands größtem Börsenbetreiber eine sogenannte Exchange Trade Note (ETN) auf den Bitcoin verfügbar. Dieses Produkt wird seitdem stark gehandelt und war auf der elektronischen Plattform Xetra zuletzt an einigen Tagen das umsatzstärkste Produkt im Handel mit passiv gemanagten, an der Börse handelbaren Produkten (ETPs).
Der Bitcoin stößt seit einiger Zeit auch bei Profiinvestoren auf steigendes Interesse und hat seinen Wert in den vergangenen Monaten vervielfacht. Am Dienstag kostete die populärste Digitalwährung rund 54.000 Dollar.
„Kryptowährungen sind ein stark wachsendes Marktsegment“, sagte Stephan Kraus, der das Geschäft mit ETPs bei der Deutschen Börse leitet. Im Wettbewerb mit anderen Handelsplätzen will er vor allem mit dem Thema Sicherheit punkten.
„Mit der Ausweitung auf Ethereum und Bitcoin Cash schaffen wir nun weitere Investmentmöglichkeiten, um Kryptoprodukte effizient im regulierten börslichen Umfeld zu handeln“, sagt Kraus. „Investoren müssen somit nicht auf unregulierte Kryptohandelsplätze ausweichen oder eigene Krypto-Wallets einrichten.“
Die Geschäfte werden über das Abwicklungshaus der Börsentochter Eurex Clearing vollzogen. „Das zentrale Clearing reduziert deutlich die Risiken bei der Abwicklung der Geschäfte und ermöglicht es damit vielen professionellen Investoren überhaupt erst, in Kryptoprodukte zu investieren“, sagt Kraus.
Theodor Weimer: „Wir gucken uns den Markt sehr, sehr genau an“
Die Deutsche Börse war bei Kryptowährungen lange zurückhaltender als ihre Konkurrenten. Die US-Börsen CBOE und CME legten bereits 2017 Bitcoin-Futures auf, also Terminkontrakte auf die virtuelle Währung. Bei den Frankfurtern gibt es solche Produkte bis heute nicht.
„Wir haben bislang bewusst die Finger vom Handel mit Kryptowährungen gelassen, weil ein Großteil dieser Geschäfte komplett im unregulierten Bereich stattfindet“, sagte Vorstandschef Theodor Weimer Ende 2018 im Handelsblatt-Interview. „Kryptowährungen wurden geschaffen, um Geldersatzkreisläufe entstehen zu lassen, die außerhalb des Kreises der Beteiligten kaum kontrollierbar sind.“
In Deutschland zählt die Börse Stuttgart zu den Vorreitern im Kryptogeschäft. Seit Anfang 2019 können Anleger dort mit der Smartphone-App Bison Kryptowährungen kaufen und verkaufen.
In den vergangenen zehn Monaten hat jedoch auch die Deutsche Börse ihr Angebot ausgebaut. Inzwischen sind in Frankfurt sieben Krypto-ETNs handelbar. Vier bilden die Entwicklung des Bitcoins ab, zwei Ethereum und einer Bitcoin Cash. „Krypto ist aus den Kinderschuhen rausgewachsen“, sagte Vorstandschef Weimer im Februar. „Wir gucken uns den Markt sehr, sehr genau an.“
Bei ETNs handelt es sich um börsengehandelte Inhaberschuldverschreibungen. Die neuen Produkte auf Ethereum und Bitcoin Cash, einer Abspaltung von Bitcoin, werden von den Firmen 21Shares und ETC Group herausgegeben und sind physisch besichert.
Wenn Emittenten von ETNs pleitegehen, droht Anlegern grundsätzlich ein Totalverlust. Laut ETC-Chef Bradley Duke hat sein Unternehmen deshalb ein zusätzliches Sicherheitsnetz aufgespannt. „Wenn wir morgen als Unternehmen verschwinden sollten, gibt es immer noch unseren unabhängigen Treuhänder“, sagt Duke. Dann würde der Finanzdienstleister Apex einspringen.
ETC-Chef Duke: „Die Bafin ist einer der Topregulatoren in Europa“
Duke erwartet, dass zumindest ein Teil der Anleger, die schon in den Bitcoin-ETN investiert haben, auch am Ethereum-Produkt Interesse zeigt. Dabei will sein Unternehmen nicht nur institutionelle Investoren, sondern auch weitere Privatanleger gewinnen.
„Der Kryptobereich wird derzeit stark von Privatanlegern getrieben“, sagt Duke. Allerdings müsse man realistisch bleiben: „Manche Menschen lieben einfach den Bitcoin.“
Ethereum ist nach dem Bitcoin die zweitwichtigste Kryptowährung, mit einer Marktkapitalisierung von knapp 210 Milliarden Dollar. Sie ist in der Branche vor allem dafür bekannt, dass viele technologische Anwendungen die zugrunde liegende Ethereum-Blockchain als digitale Infrastruktur nutzen, um Daten zu übermitteln.
Duke nennt die Ethereum-Blockchain, die derzeit ein Upgrade auf das sogenannte „Ethereum 2.0“ durchläuft, daher jetzt schon „ein weltweites Computer- und Bankensystem“, nur eben für den Kryptobereich. „Die Ethereum-Blockchain ist eine fantastische Technologie.“ Durch das Upgrade soll das Netzwerk widerstandsfähiger gegen Angriffe gemacht werden, außerdem wird die Energie verringert, die für den Betrieb der Blockchain erforderlich ist.
Die ETC Group hat sich bewusst für die Deutsche Börse entschieden, weil sie von der Regulierung in Deutschland profitieren möchte. „Wir wollen nicht bei einem kleinen Regulator an die Börse gehen, sondern da, wo sich die Anleger gut geschützt fühlen“, sagt Duke. „Die Bafin ist in diesem Bereich einer der Topregulatoren in Europa.“
Die deutsche Finanzaufsicht steht wegen des Wirecard-Skandals zwar stark in der Kritik. Beim Thema Kryptoregulierung sehen viele Experten Deutschland jedoch als Vorreiter. Im Vergleich zu anderen Staaten hat die Bundesregierung relativ früh damit begonnen, Kryptowährungen zumindest in Teilen zu regulieren.
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