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Folgen der Coronakrise Aktienanleger sollten sich auf sinkende Renditen einstellen

Der Vermögensverwalter Nuveen erwartet langfristig steigende Steuerlasten und eine höhere Inflation. Das schmälert die Erträge aus Aktien und Anleihen.
16.08.2020 - 14:24 Uhr Kommentieren
Mit der Ankündigung der weltweit ersten Zulassung für einen Corona-Impfstoff überraschte der russische Präsident Wladimir Putin die Märkte. Quelle: Bloomberg
Russischer Corona-Impfstoff

Mit der Ankündigung der weltweit ersten Zulassung für einen Corona-Impfstoff überraschte der russische Präsident Wladimir Putin die Märkte.

(Foto: Bloomberg)

Frankfurt Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Finanzmärkte überrascht und bewegt – mit seiner Ankündigung aber nicht überzeugen können. Trotzdem, mit den Aussichten auf einen Impfstoff gegen das Virus Covid-19 sowie mit sinkenden Neuinfektionen in den USA treten die Börsen in den kommenden Wochen in eine neue Phase ein.

Jetzt stellt sich auch die Frage, wie die Programme zur Rettung der Volkswirtschaften wieder zurückgefahren werden und was das für die Aktienkurse bedeutet – oder salopp formuliert: Wer zahlt die Zeche?

Beim Vermögensverwalter Nuveen geht man davon aus, dass es eine Kombination aus höherer Steuerbelastung, mehr Verschuldung und anziehender Inflation geben wird. Das werde letztlich ein geringeres Wachstum bedeuten, eine Japanisierung der Volkswirtschaften in den USA und in Europa. Und die Anleger müssten sich in diesem Szenario auf rückläufige Renditen einstellen.

„In den vergangenen 50 Jahren konnte ein Anleger mit einer Mischung aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen im Schnitt einen Ertrag von rund zehn Prozent erzielen. Jetzt sind aber alle Anlageklassen wieder nahe ihrer Höchststände, die Bewertungen sind nicht mehr von der Krise gezeichnet. Deshalb erwarte ich für die kommende Dekade nur noch Renditen zwischen drei und vier Prozent nach allen Kosten“, sagt Chef-Aktienstratege Robert Doll.

Nuveen ist der Vermögensverwalter der amerikanischen Teachers Insurance and Annuity Association (TIAA). Er verwaltet für institutionelle und private Kunden insgesamt eine Billion Dollar. Doll glaubt, dass die Investoren besorgt sind über steigende Steuern nach den Wahlen im November. Aus Investorensicht entscheidend seien die Aussichten für die Höhe der Unternehmensteuern.

Der Vorschlag des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden, den Bundessteuersatz auf inländische Einkünfte von 21 Prozent auf 28 Prozent zu erhöhen, würde die gesamten Gewinne aller Unternehmen im S&P 500 in dem Jahr, in dem die Steuererhöhung wirksam wird, um 15 bis 20 Dollar pro Aktie reduzieren. Die Investoren beobachteten zudem aufmerksam die Aussichten mit Blick auf ein strengeres regulatorisches Umfeld, eine ehrgeizige Agenda für den Klimawandel und höhere Staatsausgaben, so Doll.

Zyklische Titel ins Depot

Infrastruktur-Investitionen seien in der Zeit nach der Coronakrise zwar grundsätzlich das richtige Rezept, aber sie wirkten erst langfristig. „Deshalb wird man zuerst den privaten Konsum ankurbeln, also wären zyklische Titel im Depot unserer Ansicht nach jetzt nicht falsch“, meint der Nuveen-Manager.

Auch die Investmentbank Goldman Sachs hatte jüngst vor Verwerfungen gewarnt, weil die Anleger die Wahrscheinlichkeit eines früh verfügbaren Impfstoffes als zu gering eingepreist hätten. Das könnte traditionelle Zykliker und Bankenwerte stützen und gleichzeitig die Führungsrolle von Technologiewerten infrage stellen.

Bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, sollten zwar weiterhin Unternehmen aus dem Gesundheits- und Technologiesektor mit guter Bilanzstruktur und robusten Gewinnen überzeugen, glauben die Analysten bei der Privatbank Merck Finck. Wenn der Impfstoff aber kommt, könnten zyklische Sektoren allerdings wieder stärker in das Interesse der Investoren rücken. „Die umfangreichen Maßnahmenpakete von Notenbanken und Regierungen können sich dann voll entfalten“, heißt es in der Analyse.

Experten sehen bei einem solchen Paradigmenwechsel deshalb beispielsweise unter den US-Titeln Chancen für die Hotelkette Hilton Worldwide, die Einzel- und Großhändler Best Buy und Costco, die Banken Bank of America und Citigroup sowie die US-Autohersteller Ford und GM. Doll von Nuveen rät aber dazu, die Tech-Werte nicht zu vernachlässigen, denn sie würden den breiten Markt in der Performance wahrscheinlich auch weiterhin überholen.

Für Analysten bieten beispielsweise Apple, Dell und Qualcomm auch bei einem Comeback der traditionellen Zykliker gute Kurschancen. „Die Straße zur wirtschaftlichen Erholung wird sicher ein paar Schlaglöcher haben, aber im kommenden Sommer werden die Aktien voraussichtlich höher notieren als jetzt, obwohl die Kurse schon wieder relativ hoch sind“, glaubt der Vermögensmanager.

Dividenden seien dabei – entgegen der weitverbreiteten Meinung – weniger reizvoll. Die Dividendenrendite im S&P 500 liege bei nur mäßigen 1,8 Prozent. Und auch die öfters gehörte Meinung, jetzt sollten Titel aus Europa besser laufen, sieht Doll skeptisch. „Langfristig sind europäische Titel gegenüber den US-Aktien weniger attraktiv. Die Demografie spricht für amerikanische Titel, die Bevölkerung in den USA wird weiter wachsen.“

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