Fondsmanager-Umfrage Investoren fürchten die Zentralbanken

US-Aktien sind in der Gunst der internationalen Profi-Anleger gefallen.
Frankfurt Im Vorfeld der aktuell laufenden entscheidenden Woche der Notenbanken hatten sich internationale Investoren vorsichtiger gezeigt. Schnellere Zinserhöhungen als erwartet sind für 44 Prozent der Portfoliomanager, die die Bank of America (BofA) regelmäßig befragt, das größte potenzielle Risiko für die Finanzmärkte.
Noch vor einem Monat hatten diese Sorge nur halb so viele Investoren gehabt. Seither sind jedoch die Inflationsraten nochmals deutlich gestiegen. Die Inflationsrate in den USA erreichte zuletzt mit 6,9 Prozent den höchsten Stand seit 40 Jahren. Im Euro-Raum stiegen die Verbraucherpreise im November gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent und damit auf ein Allzeithoch seit dem Bestehen der Währungsunion.
Knapp die Hälfte der von der BofA befragten Investoren geht im Schnitt in ihrem Basisszenario davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) die Leitzinsen im kommenden Jahr zweimal erhöht. 17 Prozent erwarten drei und 23 Prozent einen Zinsschritt. Viele Investoren sehen aber offensichtlich das Risiko, dass die Fed noch mehr Tempo bei den Zinserhöhungen macht.
Doch selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, stellen sich Investoren wie Benjamin Melman, Chefanlagestratege von Edmond de Rothschild Asset Management, auf größere Schwankungen an den Märkten ein. „Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Märkte die Entschlossenheit der Notenbanken, die Inflation einzudämmen, auf die Probe stellen werden.“
Auch Inflation und Corona machen Sorgen
Die Europäische Zentralbank (EZB) spielt in der Umfrage keine explizite Rolle. Bei der wichtigsten monatlichen Befragung internationaler Portfoliomanager machten diesmal 330 Investoren mit, die zusammen 968 Milliarden Dollar verwalten. Die zweitgrößte Gefahr sehen Investoren in einer weiter deutlich steigenden Inflation.
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An die dritte Stelle der am meisten genannten Risiken ist mit der Unsicherheit über die Omikron-Variante die Coronapandemie gerückt.
Die Sorgen der Investoren zeigen sich auch in ihren Anlageentscheidungen. Die Bargeldquote in den Portfolios ist im Schnitt auf 5,1 Prozent gestiegen. So viel Cash hielten die Investoren zuletzt im Mai 2020 und damit inmitten der ersten Coronawelle.
Für die BofA-Strategen haben Cash-Quoten ab fünf Prozent indes ein durchaus bullishes Signal für den Aktienmarkt. Die Logik dahinter: Wenn Investoren viel Geld flüssig haben, haben sie sich zum einen schon aus den Aktienmärkten verabschiedet und zum anderen genug Geld, um günstig wieder einzusteigen.
Tatsächlich haben sich Investoren laut der Umfrage in den vergangenen vier Wochen aus Aktien zurückgezogen. Erstmals seit Oktober vergangenen Jahres ist weniger als die Hälfte der Investoren in Aktien übergewichtet.
Demnach hielten zuletzt unter dem Strich nur noch 44 Prozent der Befragten weniger Aktien, als es die Benchmarks der jeweiligen Asset-Manager, Pensionskassen, Versicherer, Unternehmen oder Hedgefonds vorgeben.
Aktien der Euro-Zone im Fokus
Dabei ist die Kluft zwischen Aktien aus den USA und der Euro-Zone noch größer geworden. 31 Prozent der Investoren gewichten Aktien der Euro-Zone in ihren Portfolios über, bei US-Aktien liegt das Übergewicht bei nur noch 18 Prozent. Vor einem Monat hatte die Übergewichtung der US-Aktien noch 29 Prozent betragen und war damit so ausgeprägt wie vor mehr als acht Jahren.
Mehr als ein Fünftel der Investoren will in den nächsten zwölf Monaten noch stärker in Aktien der Euro-Zone investieren. Dass die Euro-Zone in der Gunst der Portfoliomanager jetzt deutlich vorn liegt, dürfte ebenfalls an der Geldpolitik hängen.
Die EZB dürfte zwar am Donnerstag ein weiteres Herunterfahren ihrer monatlichen Anleihekäufe von bislang noch 70 Milliarden Euro pro Monat ankündigen. Zinserhöhungen der EZB liegen aber noch in weiter Ferne.
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