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Geldanlage Der Anleihemarkt spielt verrückt: Warum der Ansturm auf Bonds riskant ist

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Risikoinvestition in Bonds

Der Blick auf die Staatspapiere liefert jedoch höchstens die halbe Wahrheit. Parallel dazu gehen die Großinvestoren ins Risiko. Sie kaufen in bisher ungewohnten Dimensionen Bonds mit geringerer Bonität. Gute Staatsanleihen wie Bundespapiere bieten Sicherheit, aber keine Einnahmen.

„Die fehlenden Erträge kompensieren Investoren mit hochverzinsten Firmentiteln und Emissionen aus Emerging Markets“, erklärt Herrmann. Laut Morningstar-Berechnungen steckten die Anleger weltweit im ersten Halbjahr netto 106 Milliarden Dollar allein in Bondfonds für diese beiden Anlagegruppen. Das ist eine dramatische Wende nach Geldabzügen von 30 Milliarden Euro im zweiten Halbjahr des letzten Jahres.

Sogar solche beeindruckenden Daten dürften die Realität höchstens ansatzweise widerspiegeln. „Diese Zahlen unterschätzen die Käufe der Investoren noch“, glaubt Manfred Schlumberger, Fondsmanager bei Starcapital. Auch viele breit anlegende Fonds seien händeringend auf der Suche nach Rendite und hätten bei höher verzinsten Titeln zugegriffen: „An den guten Performancezahlen erkennt man, dass viele Produkte voll damit sind.“

Die Morningstar-Zahlen berücksichtigen beispielsweise keine Mischfonds. Solche Produkte verteilen ihr Geld vor allem auf Aktien und Anleihen. So hat etwa der Fonds „Global Multi Asset Income“ von Columbia Threadneedle in diesem Jahr allein seine Quote an europäischen Hochzinstiteln auf 42 Prozent des Gesamtkapitals erhöht.

Fondsmanagerin Maya Bhandari liefert dafür eine einfache Begründung: „Wir glauben nicht an eine Rezession, weder in diesem noch im nächsten Jahr.“ Behält sie recht, muss sie kaum damit rechnen, dass Zahlungsschwierigkeiten von Emittenten deren Anleihekurse stürzen lassen und die guten Renditekalkulationen zunichtemachen.

Die Türkei als Extrembeispiel

Ein Blick auf die aktuelle Marktlage illustriert den optischen Reiz der Anlagen. Bonds aus Emerging Markets werfen teilweise noch über sechs Prozent Zins ab. Dollar-Hochzinsanleihen von Firmen erreichen rund fünf Prozent. Die entsprechenden Bonds in Euro kommen auf etwa vier Prozent.

Aus der deutschen Perspektive urteilt deshalb Christian Kopf, Leiter Anleihefondsmanagement bei Union Investment: „Wir rechnen damit, dass deutsche Anleger unter dem Zinsdruck künftig stärker international nach Alternativen suchen.“

Der Union-Stratege nennt ausdrücklich Schwellenländeranleihen in lokaler Währung. „Ein Extrembeispiel wäre die Türkei“, sagt er. Ein Staatspapier in türkischer Lira liefere noch 15 Prozent Rendite. Selbst wenn dann die Währung zehn Prozent gegenüber dem Euro verlieren würde, bleibe noch ein Euro-Ertrag von fünf Prozent. „Das kann man natürlich nur bei einer Streuung solcher Anlagen über viele Emittenten und Währungen riskieren“, warnt er.

Doch nach den hohen Kursgewinnen mit solchen Papieren in Verbindung mit den Konjunktursorgen sehen manche Experten jetzt eher Probleme als weitere Chancen. „Die Investoren sehen die Gefahren gar nicht mehr, nehmen immer höhere Risiken“, meint Schlumberger. Der Starcapital-Mann warnt: „Alle reiten auf der Welle mit, bis zum großen Knall.“

Die Stunde der Wahrheit komme bei einer Rezession. Dann seien die riskanten Bonds die am stärksten gefährdeten. Schlumbergers Vorschau: „In einer Krise können sie keine Hochzinstitel oder solche aus Schwellenländern mehr verkaufen. Oder nur zu extrem tiefen Preisen – daran denken viele nicht.“

Aymeric François macht sich ebenfalls Sorgen. „Die Kurse einiger Bonds sind sicher überzogen“, glaubt der Deutschlandchef von Investec Asset Management. Dabei hat er auch ausdrücklich Staatstitel auf der Liste. Er nennt konkrete Beispiele: „Eine Griechenland-Anleihe mit zwei Prozent Rendite halte ich für zu teuer.“ Das gelte auch für den erwähnten Österreich-Titel.

Ein aktuelles und abschreckendes Beispiel für potenzielle Gefahren liefert Argentinien. Vor zwei Wochen erschreckte ein Wahlergebnis in dem südamerikanischen Land Investoren. Die riskanten argentinischen Anleihen crashten: Ihre Kurse verloren 40 Prozent.

Mehr: USA, Deutschland, Österreich: Die Kursgewinne, die Anleger mit langlaufenden Staatsanleihen eingefahren haben, lassen jeden Börsianer erblassen. Doch die Risiken steigen. Lesen Sie hier mehr.

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