Handelsblatt testet Das sind die besten kostenlosen Kreditkarten

Bargeldloses Zahlen hat gerade während der Corona-Pandemie an Popularität gewonnen.
Köln „Was nichts kostet, ist nichts wert“, lautet eine bekannte Maxime. Verbraucher, die über Google Kreditkartenagebote recherchieren, scheinen das anders zu sehen. Der erste Ergänzungsvorschlag der Suchmaschine zum Begriff „Kreditkarte“ ist nämlich „kostenlos“.
Kreditkarten ohne jährliche Gebühr und ohne Kontobindung versprechen Flexibilität und sind damit begehrt. Hier gibt es eine große Auswahl, die Anbieter werben mit verschiedenen Rabatten und Zusatzleistungen.
Die FMH-Finanzberatung hat sich 14 kostenlose Kreditkarten ohne Kontobindung von insgesamt zehn Anbietern genauer angeschaut und miteinander verglichen. Dabei hat sie das Augenmerk vor allem darauf gerichtet, wo Gebühren für Geldabhebungen in Eigen- und Fremdwährungen anfallen und zu welchen Konditionen Teilzahlungen von Käufen möglich sind.
Ebenfalls fließt in die Bewertung ein, ob sich Zahlungen bequem mit dem Smartphone tätigen lassen und eine Kreditkarten-App vorhanden ist, die sich bestenfalls sowohl mit Android als auch dem Apple-Betriebssystem iOS verträgt. „Erstaunlicherweise bieten das bis dato noch nicht alle Anbieter“, sagt Beate Balke von der FMH-Finanzberatung.
So ist beispielsweise die „Online-Classic-Karte“ der Targobank bislang nur analog nutzbar, mobiles Payment mit dem Handy ist nicht möglich. Auch drei weitere Kreditkarten verzichten auf die Mobile-Payment-Funktion.

Kreditkarten im Vergleich.
Für viele Nutzer dürfte das ein K.-o.-Kriterium sein. Denn das Zahlen via Smartphone setzt sich laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC vor allem bei den Jüngeren immer stärker durch: Im Jahr 2019 nutzte bereits rund die Hälfte der unter 30-Jährigen Mobile Payment, die Tendenz ist steigend.
Insgesamt vier Kreditkarten bewerteten die FMH-Experten in der Gesamtbetrachtung als „sehr gut“. Die meisten Punkte sammelten die „Genialcard“ der Hanseatic Bank und die „Barclaycard Visa“. Beide erheben weder Kosten für Geldabhebungen im Inland noch für den Karteneinsatz in einer fremden Währung.
Auch die zweitplatzierten Kreditkarten „awa7 Visa“ und „Deutschland Kreditkarte Classic“ – ebenfalls aus dem Hause Hanseatic – bieten Sorglosigkeit für Reisende, da überall kostenlos Geld abgehoben werden kann.
Das ist insgesamt bei der Hälfte der untersuchten Kreditkarten der Fall. „Anders als bei einer Kreditkarte mit Kontobindung, beispielsweise bei der Sparkasse oder Volksbank, müssen Verbraucher hier nicht erst auf die Suche nach einem passenden Geldautomaten gehen“, sagt Balke. Bei anderen werden meist außerhalb des Euro-Raums Gebühren fällig.
Aber auch im Inland können Auszahlungen teils teuer werden. Bei der als „okay“ bewerteten „ADAC Kreditkarte (Basis)“ kostet das Geldabheben am Automaten sogar mindestens 7,50 Euro. „Schauen Sie genau in die Preis- und Leistungsverzeichnisse“, rät Kerstin Weinzierl vom Verbraucherportal Biallo.de. Denn es könne passieren, dass Banken damit werben, die Bargeldauszahlung sei inklusive, im Kleingedruckten stünde dann jedoch, dass das nur für eine geringe Anzahl an Abhebungen pro Monat gilt.
Zu achten gilt es auch auf Zusatzangebote, die sich für Kreditkartennutzer auszahlen können. So empfangen die beiden Testsieger „Genialcard“ und „Barclaycard Visa“ Neukunden mit einem Bonus von 50 Euro.
Ein weiteres Schmankerl sind die ebenfalls kostenlosen zusätzlichen Karten, mit denen beispielsweise Ehepartner oder andere Familienmitglieder bezahlen können. Bei der Genialcard bekommt man eine solche Partnerkarte ohne Aufschlag dazu, bei der Barclaycard sind sogar bis zu drei Partnerkarten inklusive.
Bei Teilzahlungen ist Vorsicht geboten
Andere Anbieter locken mit Rabatten auf Einkäufe, Mietwagenbuchungen oder integrierten Reiseversicherungen. Auch Nutzern von Bonusprogrammen wie Cashback oder Payback kommt manche Kreditkarte mit Punkten entgegen. Diese Besonderheiten und Zusatzleistungen sind teils schwer miteinander vergleichbar. „Kunden sollten sich vorher genau fragen, was sie sich wünschen, und sich ihr individuelles Nutzungsverhalten bewusst machen“, rät Weinzierl.
Aufmerksamkeit ist auch in puncto Teilzahlungsoption angesagt. Diese bietet Verbrauchern die Möglichkeit, mit der Kreditkarte getätigte Käufe in kleine Teilbeträge aufzusplitten. Anstatt am Monatsende den vollen Betrag auszugleichen, werden zunächst nur Beträge abgebucht, die zwischen zwei und zehn Prozent der Abrechnungssumme betragen. Der volle Betrag wird erst zu einem späteren Zahlungsziel fällig.
Auf noch offene Beträge wird allerdings ein Sollzins erhoben, der bei den untersuchten Anbietern zwischen zwölf und rund 18 Prozent liegt. „Damit übersteigen die Sollzinsen meistens sogar die Dispozinsen von Girokonten. Hier sollten Verbraucher generell aufpassen“, warnt Weinzierl.
Bei manchen kostenlosen Kreditkarten ist die Option auf Teilzahlung voreingestellt. Bevor also unnötig Kosten fällig werden, können Kreditkartennutzer in den Grundeinstellungen die Vollzahlungsoption auswählen. In der Regel ist das unkompliziert über die jeweilige App oder die Servicestelle möglich.
Erhebliche Unterschiede bei Teilzahlungen
Wer die Teilzahlung tatsächlich nutzen möchte, für den lohnt sich der Abgleich der Konditionen. Denn hier gibt es erhebliche Unterschiede, wie die Auswertung zeigt. Einen Sollzins von unter 13 Prozent bieten drei der untersuchten Kreditkarten: Neben der erstplatzierten „Genialcard“ sind das die „ADAC Kreditkarte (Basis)“ der LBB und die – insgesamt am schlechtesten abschneidende – „Online-Classic-Karte“ der Targobank.
Den höchsten Sollzins streicht die Advanzia Bank mit ihren beiden gebührenfreien Kreditkarten ein, hier sind es 17,9 Prozent. Auch die erstplatzierte Barclaycard Visa verlangt mit 16,99 Prozent einen eher hohen Sollzins. Allerdings ist hier auch eine zinsfreie Ratenzahlung möglich, wenn die Option gewählt wird, den Gesamtbetrag auf drei Monate abzuzahlen.
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