Handelsblatt testet Onlinedepots: Anleger sollten auf Preis und Seriosität achten

Ein Depot kann mittlerweile ganz einfach online eröffnet werden.
Köln Altbewährte Geldanlagen wie die Lebensversicherung oder Bausparverträge haben in Zeiten der Niedrigzinspolitik schon lange ausgedient. Ist das Kapital aber einfach auf dem Girokonto geparkt, verliert es durch die Inflation beständig an Wert.
Deshalb rücken nun Aktien vermehrt in den Fokus der Deutschen: Einer aktuellen Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zufolge wählen immer mehr Aktien als Geldanlage. Mittlerweile handeln bereits 10,3 Millionen Deutsche mit Aktien, so viele wie zuletzt im Jahr 2007, vor der Finanzkrise.
Wer seine Aktien selbst verwalten und damit handeln möchte, hat es heute relativ leicht: Jeder kann online ein Depot eröffnen. Dafür muss der Nutzer nur seine persönlichen Daten eingeben und sich identifizieren.
Vor der Eröffnung sollten Kunden sich allerdings genau überlegen, wie sie handeln wollen. Sonst kann das Depot schnell teuer werden und die Erträge zunichtemachen.
Wer schon ein Depot führt, sollte prüfen, ob sich ein Umzug lohnt. Die Finanzberatung FMH hat für das Handelsblatt 20 Online-Handelsplattformen untersucht. Das Ergebnis: Kein Anbieter ist perfekt für alle Anleger. Darum hat die FMH jeweils die zehn günstigsten Anbieter von Onlinedepots für drei Musterkunden ermittelt.
Die Profile der Kunden unterscheiden sich in der investierten Summe sowie der Anzahl und dem Umfang der Aufträge zum Kaufen oder Verkaufen, den sogenannten Orders. Beim Onlinehandel mit Wertpapieren fallen verschiedene Kosten an, die die Finanzberater verglichen haben. Die Anbieter erheben manchmal Extrakosten für bestimmte Börsen und Märkte.
Bei vielen ist aber zumindest der Handel an großen Marktplätzen wie etwa dem Handelsplatz Xetra in Deutschland oder der US-Technologiebörse Nasdaq bereits mit den Depotgebühren abgegolten. „Wenn ich schon im Vorfeld weiß, dass ich viel über Xetra handeln möchte, sollte ich das bei der Wahl des Onlinedepots berücksichtigen“, sagt die FMH-Expertin Sigrid Herbst.
Depotgebühr oder Orderkosten?
Manche Anbieter verlangen von den Kunden zusätzlich eine Depotgebühr. Wer viele Transaktionen tätigen möchte, muss daher zwischen der Depotgebühr und den Kosten pro Order abwägen. Der günstigste Anbieter für alle Musterkunden ist Degiro. Der Onlinebroker verlangt keine Kosten für das Depot und den Handel über Xetra. „Bei kostengünstigen Anbietern muss der Anleger allerdings manchmal Abstriche hinnehmen“, gibt Herbst zu bedenken.
„Manche bieten dann zum Beispiel keine Sparpläne für den Kunden an.“ In einem Sparplan halten Anbieter und Kunde fest, wie viel Geld zum Beispiel monatlich eingezahlt wird. Es gibt auch spezielle Fondssparpläne, die wiederum nicht jeder Onlinebroker anbietet. „Je nach Angebot und dem eigenen Handelsvolumen kann es sich darum auch lohnen, zwei Depots zu führen“, sagt Herbst.
Wer neu in der Welt des Wertpapierhandels ist, ist bei einer Filialbank samt Beratung wahrscheinlich erst einmal besser aufgehoben. „Das ist zwar deutlich teurer als ein Onlinedepot, aber die Beratung kann vor allem Neulingen helfen“, erklärt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale NRW. Sein Tipp: Wer von einem klassischen Bankkonto zum Onlinebanking wechselt, kann auch bei der Hausbank ein günstiges Angebot für das Depot bekommen.
Viele Filialbanken haben jedoch einen Nachteil: Einige Großbanken, Sparkassen und Volksbanken bieten bei Investmentfonds lediglich die eigenen Produkte an. „Die Fondspalette, die Auswahl an ETFs und Sparplänen ist bei einem Onlinedepot in der Regel deutlich größer“, hebt Hentschel hervor.
Bei der Internetsuche nach einer geeigneten Online-Handelsplattform sollten Anleger in jedem Fall vorsichtig sein. Denn es gibt auch unseriöse Broker. Der Verbraucherzentrale Bundesverband warnt zum einen vor Anbietern sogenannter Differenzkontrakte. Dabei spekulieren Anleger auf die Entwicklung eines Basiswerts, wie einer Aktie oder Kryptowährung, und gehen dabei hohe Verlustrisiken ein.
Vorsicht beim Devisenhandel
Zum anderen sollen Anleger beim Devisenhandel Vorsicht walten lassen. Hierbei wird auf die Veränderung von Wechselkursen gewettet, und es drohen hohe Verluste. Die Anbieter versprechen regelmäßig lukrative Geschäfte, werben mit bekannten Gesichtern und fordern anfangs nur ein kleines Startkapital um die 250 Euro.

Erzielen die Anleger erste Gewinne, überzeugen „persönliche Broker“ sie am Telefon, mehr zu investieren. Später wird das Guthaben nicht mehr ausgezahlt, berichten Betroffene dem Verbraucherzentrale Bundesverband. Da die Firmen meist im Ausland sitzen, gibt es dann kaum eine Chance, sein Geld zurückzubekommen.
Tipp der Verbraucherzentrale: Anleger sollten darum immer darauf achten, ob die Anbieter bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) für die EU zugelassen sind, und checken, ob es ein Impressum gibt, in dem eine Kontaktadresse gelistet ist. Wer sein Depot online verwalten will, sollte also nicht nur auf Preise achten – sondern auch auf die Seriosität der Anbieter.
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