Hedgefonds Fünf Gründe, warum Shortseller gerade Milliarden mit der Tesla-Aktie verdienen

In den vergangenen sechs Wochen ist die Tesla-Aktie von 900 Dollar auf 563 Dollar gefallen.
Düsseldorf Die Schwächephase der Technologiebörse Nasdaq setzt einem Überflieger des vergangenen Jahres besonders zu: der Tesla-Aktie.
Die Papiere des E-Auto-Bauers haben seit ihrem Hoch am 25. Januar mehr als 30 Prozent an Wert verloren. Davon profitieren Shortseller, die im vergangenen Jahr mit ihren Wetten auf fallende Kurse bei Tesla noch horrende Verluste einfuhren.
Allein am Kursverlust von knapp sechs Prozent am Montag verdienten die Shortseller laut dem Finanzdatenanbieter S3 Partners 1,8 Milliarden Dollar. Insgesamt lagen sie mit ihren Wetten gegen den Elektroautopionier in diesem Jahr vor dem Handelsstart am Dienstag 6,8 Milliarden Dollar im Plus. Damit konnten sie zumindest einen Teil ihrer Verluste aus dem Vorjahr wettmachen.
Allerdings legte die Tesla-Aktie am Dienstag in New York schon wieder den Gang in die andere Richtung ein: Der Kurs stieg im frühen Handel um mehr als elf Prozent.
Im Jahr 2020 war die Tesla-Aktie um mehr als 700 Prozent gestiegen. Shortseller, die massiv auf fallende Kurse gewettet hatten, machten dadurch historisch hohe Verluste: Rund 40 Milliarden Dollar verloren sie mit ihren Spekulationen auf den Titel des Elektroautopioniers. Zum Vergleich: Auf Platz zwei folgten Wetten gegen den iPhone-Hersteller Apple mit einem Minus von 6,7 Milliarden Dollar.
Zuletzt aber hat sich die Entwicklung umgekehrt. In den vergangenen sechs Wochen ist die Tesla-Aktie von 900 Dollar auf zeitweise unter 600 Dollar gefallen. Fünf Faktoren haben dabei den Kurs der Aktie belastet:
- Inflationssorgen: Tesla leidet wie alle Tech-Aktien unter den Inflationssorgen und den steigenden Renditen am Anleihemarkt. Diese führen zu einer Korrektur der Tech-Aktien, da diese Titel unter der Annahme eines starken Wachstums des künftigen Cashflows bewertet werden. Mit steigender Inflation sinkt aber der Wert des künftigen Cashflows.
- Wachsende Konkurrenz: Autohersteller wie Ford und VW sind mit E-Autos erfolgreich und greifen den Markt für E-Autos an. So ließ Tesla in Deutschland im Januar 453 Fahrzeuge neu zu, die Marke VW im gleichen Zeitraum 4562 vollelektrische Pkws, schreibt Branchenspezialist Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut Duisburg in einer Studie.
- Chipknappheit: Der Mangel an Halbleitern hat dazu geführt, dass Autohersteller ihre Produktion gedrosselt haben – auch Tesla. CEO Elon Musk bestätigte am 25. Februar, dass ein Werk in Kalifornien vorübergehend geschlossen worden sei. Der Konzern hatte zuvor schon anlässlich der Zahlen für das vierte Quartal 2020 gewarnt, dass eine Chipknappheit die Produktionsziele im ersten Halbjahr 2021 beeinträchtigen könnte.
- CO2-Zertifikate: Das Problem, das sich daraus für Tesla ergibt: Wenn es weniger Fahrzeuge produziert, generiert es weniger CO2-Zertifikate, die es wiederum an andere Autohersteller verkauft. Ohne den Verkauf dieser Zertifikate in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar hätte Tesla aber im vergangenen Jahr einen Verlust erzielt.
- Bitcoin-Investment: Tesla hat 1,5 Milliarden Dollar in die Kryptowährung Bitcoin investiert. Das sind mehr als sieben Prozent der liquiden Mittel, über die das Unternehmen laut einer Meldung bei der Börsenaufsicht SEC Ende 2020 verfügte. Damit ist der Tesla-Kurs zum Teil an den schwankenden Bitcoin gekoppelt.
Shortseller haben den Kursverfall zunächst dazu genutzt, alte – und vermutlich verlustreiche – Wetten zu reduzieren: Waren Anfang des Jahres noch mehr als 60 Millionen Tesla-Aktien geshortet, waren es zwischenzeitlich nur noch etwas über 47 Millionen Aktien.
Tesla hat Unterstützung von prominenten Investoren
Zuletzt zogen die Short-Wetten aber wieder an. In der vergangenen Woche wurden netto mehr als drei Millionen neue Aktien geshortet. Die Shortquote liegt damit laut S3 Partners bei 6,5 Prozent der frei verfügbaren Aktien.
Allerdings hat Tesla weiterhin die Unterstützung prominenter Investoren. Cathie Wood etwa sagte dem US-Börsensender CNBC, dass sie bei Tesla weiterhin optimistisch sei. Das Unternehmen habe seine Anteile am Markt für Elektrofahrzeuge gehalten und setze zudem auf autonome Fahrzeuge.
Der US-Investor Ron Baron verkaufte zwar jüngst 1,8 Millionen Tesla-Aktien, allerdings nur, weil sie nach der Rally im vergangenen Jahr einen zu großen Anteil an seinem Gesamtportfolio ausgemacht haben. Er glaubt, dass die Titel bis auf ein Niveau von 2000 Dollar steigen können. Gegenüber dem aktuellen Kurs wäre das ein Plus von rund 250 Prozent.
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Lieber Herr Neuhaus,
diese Gründe die sie aufzählen scheinen mir, von Nr. 1 abgesehen wenig überzeugend, da doch erstaunlich ist, dass sowohl die starke Abnahme des Kurses im Februar als auch jetzt die starke Zunahme gestern parallel mit den anderen Technologie Aktien und dem Technologie Aktienindex Nasdaq verläuft. Diese marktbezogenen Gründe scheinen daher entscheidender zu sein. Das sieht man auch an dem Gewinn gestern. Analysten und Journalisten schreiben es habe mit den guten Zahlen in China zu tun. Mich überzeugt dass nicht, da wie gesagt sich insgesamt die Stimmung der Technologie Aktien aufgehellt hat und zum anderen diese Zahlen nicht überraschend kommen sondern den Erwartungen entsprach also eingepreist waren.
Bei Nr. 2 liegen sie leider völlig daneben. Man sollte wirklich, wenn man über eine Aktie schreibt, auch das Unternehmen kennen und einige grundlegende Abläufe berücksichtigen.
Der europäische Markt wird übersandt San Francisco -2 Schiffe kam schon auch aus New York- und Shanghai über den Seeweg beliefert. Die Passagen dauern zwischen 3 (NY) und 5 Wochen. Tesla vermeidet es über den Quartalswechsel Fahrzeuge auf einem Schiff zu haben, sodass im Ergebnis im Januar (und April, Juli, Oktober) keine Schiffe in Europa anlanden. Aus den Januarwerten kann man daher nicht auf ein Trend schließen. Im Übrigen geht die von ihm zitierte Studie auch deswegen fehl, da sie prozentuale Veränderungen in Europa betrachtet. Tesla ist ein nach wie vor produktionsbegrenzter Weltmarktanbieter der die beschränkten Kapazitäten verteilt. In den USA, dem zweitwichtigsten Automarkt der Welt, beispielsweise ist Elektroauto Anteil von Tesla bei 79 % (!). Umgekehrt wird aktuell das dem deutschen Geschmack mit seinem Kombicharakter näher liegende Modell Y noch nicht ausgeliefert. Den europäischen Markt möchte man dann mit der Berliner Produktion beliefern, sodass auch insofern eine isolierte Betrachtung von Marktanteilen in Europa nur beschränkt aussagekräftig ist.