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Hindenburg Research Shortseller über E-Auto-Start-up Lordstown: „Orderbuch ist eine Fata Morgana“

Der Hersteller soll die Anzahl der Vorbestellungen aufgeblasen haben, heißt es im Report des Leerverkäufers, der auch die Krise bei Nikola ausgelöst hat.
14.03.2021 - 18:00 Uhr Kommentieren
Im Hindenburg-Report bringt das gehypte Start-up in Erklärungsnot. Quelle: AP
Lordstown-Truck „Endurance“

Im Hindenburg-Report bringt das gehypte Start-up in Erklärungsnot.

(Foto: AP)

Denver Ein Report des Shortsellers Hindenburg Research bringt das Elektroauto-Start-up Lordstown Motors in Erklärungsnot. Im Zentrum stehen Vorwürfe, Lordstown soll die Vorbestellungen für den Pick-up-Truck Endurance künstlich aufgeblasen und Probleme beim Anlauf der Produktion verschwiegen haben. Lordstown-CEO Steve Burns wies die Vorwürfe als Halbwahrheiten zurück und kündigte für die kommenden Tage ein ausführliches Statement an.

Die Aktie des einst gehypten Start-ups, das nach dem Produktionsort im US-Bundesstaat Ohio benannt ist, brach am Freitag nach der Veröffentlichung des Berichts um fast 17 Prozent ein. Hindenburg ist für seine detaillierte Recherche bekannt und hat erst im vergangenen Herbst mit einer ähnlichen Strategie eine schwere Krise bei dem Elektroautobauer Nikola ausgelöst, von der sich der Aktienkurs bis heute nicht erholt hat.

Lordstown ist wie Nikola im vergangenen Jahr über einen Spac an die Börse gegangen. Das sind gelistete Mantelgesellschaften, die Start-ups dabei helfen, schnell und vergleichsweise unkompliziert an die Börse zu gehen, zum Teil in einem sehr frühen Stadium. Lordstown hat noch kein Produkt und damit auch keinen Umsatz. Der Produktionsstart für die Pick-up-Trucks, die ausschließlich für den gewerblichen Gebrauch gedacht sind, wurde mehrmals verschoben und ist nun für September anvisiert.

Der neue Fall zeigt vor allem zwei Dinge: wie schwer es für die Start-ups sein wird, ihre luftigen Versprechen tatsächlich zu erfüllen. Und wie anfällig Spacs für Angriffe von Leerverkäufern sind, die Schwachstellen bei den jungen Unternehmen suchen und auf fallende Kurse setzen.

Spacs sind in den vergangenen Wochen verstärkt in die Kritik geraten, weil sie einen Großteil der Risiken auf ahnungslose Kleinanleger abwälzen. Bei Nikola hatten viele die Hoffnung, das Start-up könnte ähnlich erfolgreich werden wie Vorreiter Tesla. Der Kurs schnellte zunächst um über 100 Prozent in die Höhe, verlor seit den Vorwürfen von Hindenburg jedoch mehr als die Hälfte an Wert. Die US-Börsenaufsicht SEC hat sich in den Fall eingeschaltet.

Auch der Spac CCIV, der den Elektroautohersteller Lucid Motors übernahm, verlor nach anfänglichem Hype schnell an Wert. Hindenburg brachte auch die Kurse des Spacs Clover Health zum Einknicken, nachdem der Shortseller bis dahin unbekannte Klagen gegen das Unternehmen offenlegt hatte.

Börsenaufsicht warnt vor Blase

Die SEC warnte Anleger vor einer gefährlichen Blase rund um diese beliebte Art der Börsengänge, für die gern auch Promis zu Werbezwecken eingespannt werden. „Wir haben zuletzt viel öfter die riskante Seite von Spacs gesehen. Studien zeigen, dass die Performance der Aktien für die meisten Investoren in keinem Verhältnis zu dem Hype steht“, warnte die kommissarische Leiterin der Behörde, Allison Herren Lee, am Donnerstag.

Hindenburg schießt sich bei Lordstown vor allem auf die Aussagen des CEOs ein, die er immer wieder mit Blick auf die Vorbestellungen gemacht hat. „Wir haben vorab schon 100.000 Fahrzeuge an verschiedene Flotten in ganz Amerika verkauft“, sagte Burns etwa im Januar in einem Interview mit Yahoo Finance. Und: Es gebe „wirklich großen Appetit“ auf die Produkte. Bei einer Veranstaltung mit dem damaligen Vizepräsidenten Mike Pence sagte Burns: „Wir haben schon alle Fahrzeuge aus unserem ersten Produktionsjahr vorverkauft.“

Im Hindenburg-Report dagegen wird das Orderbuch eine „Fata Morgana“ genannt, und der Shortseller verweist auf die Marketingfirma Climb2Glory, die von Lordstown angeheuert wurde, um unverbindliche Vorbestellungen einzutreiben. Dafür soll sie 50 Dollar je Order kassiert haben. Viele der vermeintlichen Interessenten haben laut Hindenburg jedoch gar nicht die Absicht, die Pick-up-Trucks tatsächlich zu kaufen.

So verweist der Shortseller unter anderem auf die Firma E Squared Energy aus Texas, die unverbindliche Bestellungen im Wert von 735 Millionen Dollar abgegeben hat. Dabei habe die Firma nur zwei Mitarbeiter, werde aus einem Apartment geführt und sei kein eingetragenes Unternehmen, wie in dem Report dokumentiert ist. Auch hat E Squared Energy derzeit gar keine Flotte in Betrieb. Zudem verweist Hindenburg auf den Brand des ersten Testfahrzeugs im Januar und auf finanzielle Probleme eines wichtigen Zulieferers aus Slowenien.

Auch für GM ist der Report problematisch

Der Report ist auch ein Rückschlag für Amerikas größten Autobauer General Motors (GM). Der hatte dem Start-up die stillgelegte Produktionsstätte in Ohio überlassen und im Gegenzug 4,5 Prozent der Lordstown-Anteile erhalten. Auch an Nikola wollte sich GM beteiligen und gemeinsam mit dem Start-up einen Elektro-Pick-up bauen. Nach dem Hindenburg-Report war der Konzern jedoch von den Plänen abgerückt und stellt nun eine weitaus abgespecktere Kooperation in Aussicht.

Lordstown-CEO Burns ruderte unterdessen zurück. Er habe nie gesagt, dass Lordstown verbindliche Bestellungen hätte, erklärte er in US-Medien. An dem Produktionsstart im September halte er jedoch weiterhin fest. Weitere Antworten muss er spätestens am Mittwoch liefern. Dann legt Lordstown Quartalszahlen vor und hält zum ersten Mal eine Telefonkonferenz mit Investoren ab.

Mehr: Spacs – Das boomende Geschäft mit Börsenmänteln kommt nach Deutschland

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