Hochzinsanleihen Ratingagentur stuft Ford herab – Risiken am Bondmarkt wachsen

Die Bonität des US-Autobauers hat zuletzt gelitten.
Frankfurt Der Zeitpunkt hätte für Ford nicht ungünstiger sein können. Auf der Branchenmesse IAA präsentiert der US-Autobauer „das umfangreichste Angebot an elektrifizierten Modellen in der Firmengeschichte.“
Doch die Lage bei Ford ist düster: Die Ratingagentur Moody’s stufte die Bonitätsnote des Unternehmens von „Baa3“ auf „Ba1“ herab. In der Nomenklatur der Ratingagentur bedeutet das: Ramsch-Status. Anleihen von Ford gelten ab jetzt als Hochzinspapiere.
Die Moody’s-Analysten bemängelten eine „schwache Position bei Cashflow und Gewinnmargen.“ Diese seien zuletzt schlechter als erwartet und auch im Vergleich zu Konkurrenten schwach ausgefallen. Zwar attestieren die Agenturen S&P und Fitch Ford bislang eine gute Bonität, ein sogenanntes „Investment-Grade“-Rating. Doch der Konzern droht der jüngste „Fallen Angel“ zu werden.
So nennen Finanzprofis Unternehmen, die ihre Investment-Grade-Einstufung bei der Mehrheit der Ratingagenturen verloren haben und auf Ramsch-Status herabgestuft wurden.
Experten warnen bereits seit geraumer Zeit vor einer Welle von Herabstufungen großer Konzerne, sollte sich die Konjunktur weiter eintrüben. Besonders in Europa unterschätzten Investoren dieses Risiko, sagt Portfoliomanagerin Rachel Golder, Co-Leiterin des Bereichs Hochzinsanleihen bei Goldman Sachs Asset Management.
„Die Gefahr einer Welle von Herabstufungen bei Dreifach-B-Anleihen erscheint in den USA übertrieben – und in Europa untertrieben.“ Letztere seien höher verschuldet und zudem stärker von Exporten abhängig.
Das Beispiel Ford zeigt: Auch US-Unternehmen sind gefährdet. Bliebe Ford ein Einzelfall, wäre das verkraftbar. Doch die Zahl der Wackelkandidaten wächst.
So steht mit General Motors ein weiterer US-Autobauer bei Moody‘s nur noch eine Stufe über Ramsch-Status. Und in Europa musste erst kürzlich Vodafone eine Herabstufung hinnehmen, der Mobilfunkkonzern ist nur noch zwei Stufen vom Abstieg aus dem Investment-Grade-Bereich entfernt.
Viele Investoren, etwa Vermögensverwalter oder Pensionskassen, dürfen jedoch keinen oder nur einen geringen Anteil an Hochzinsanleihen im Portfolio halten. Sie könnten gezwungen sein, die Papiere von Ford und Co. abzustoßen, wenn sie in den Hochzinsbereich abrutschen.
Eine Gefahr, die monatlich größer wird, wie aktuelle Daten von Moody‘s für Europa zeigen: Demnach übersteigt die Zahl der europäischen Unternehmen, die in den spekulativen Bereich gerutscht sind, die Zahl jener Firmen, die den Aufstieg in das Investment-Grade-Segment geschafft haben deutlich. Im Juni ist die Zahl der „gefallenen Engel“ noch einmal angestiegen und liegt auf dem höchsten Stand seit über einem Jahr.
Prekäre Lage
Hinzu kommt: Für viele Unternehmen wird die Lage immer prekärer. Der Anteil der Firmenbonds, die Moody‘s als „notleidend“, also kurz vor dem Zahlungsausfall, einstuft, ist zuletzt um 1,3 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent gestiegen.
Bei den Investoren haben diese Zahlen bislang jedoch keine Unruhe ausgelöst. Der „Bank of America Merilly Lynch Euro High Yield Index“, das wichtigste europäische Marktbarometer, hat seit Jahresbeginn zehn Prozent zugelegt. Das Pendant für den US-Hochzinsmarkt liegt sogar mit 11,5 Prozent im Plus.
Aus Sicht von Goldman-Sachs-Expertin Golder liegt das vor allem an der Aussicht auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Europa. Viele Anleger, die früher nur Investment-Grade-Papiere gekauft hätten, würden vom Markt gedrängt. „Zahlreiche Investoren kaufen Hochzinsanleihen, obwohl sie sich damit nicht wohlfühlen“, beobachtet Golder.
Die Analysten der US-Bank JP Morgan werfen bereits die Frage auf: „Wen kümmern schon die Fundamentaldaten?“ Das makroökonomische Umfeld habe sich zwar weiter verschlechtert. „Trotzdem generieren die Anleihemärkte nach wie vor hohe Erträge. Das gilt nicht nur für sichere Häfen, sondern auch für Risikoanlagen.“
Viel hängt davon ab, ob die EZB am Donnerstag neue Käufe von Unternehmensanleihen ankündigt. Fondsmanagerin Golder ist überzeugt: „Mario Draghi wird jetzt noch bemüht sein, mit seiner Rhetorik die Märkte zu beeindrucken.“ Das könnte die Anleihekurse weiter in die Höhe treiben.
Doch Golder warnt, angesichts der schwächelnden Konjunktur Geld in immer riskantere Anleihen zu stecken. „Anleger können es sich nicht leisten, Renditen nachzusetzen und zugleich weitere Einbußen bei der Kreditqualität hinzunehmen.“
Die Zurückhaltung der Anleger ist schon jetzt spürbar. Hochzinsanleihen mit einem schwachen Dreifach-C-Rating sind weit weniger gefragt. Die Verantwortlichen bei Ford sind daher gewarnt: Sie müssen schnell gegensteuern, um nicht das Vertrauen der Investoren zu verlieren.
Mehr: Zu Jahresbeginn gab es in Europa keinen einzigen Junk-Bond-Emittenten mit negativer Rendite. Heute gibt es mehr, darunter Nokia und Smurfit Kappa.
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