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Höhenflug an den Börsen Trumps Steuerreform sorgt für Rekord-Aktienrückkäufe bei US-Konzernen

Amerikas Unternehmen reagieren auf US-Präsident Trumps Steuerreform. Sie holen ihr Geld aus dem Ausland zurück und kaufen damit eigene Aktien. Das erinnert an alte Übertreibungen.
12.03.2018 - 18:17 Uhr Kommentieren
Der Tag ging als „Schwarzer Montag“ in die Finanzgeschichte ein. Quelle: picture alliance/AP Photo
Hektisches Treiben an der New Yorker Börse am 19. Oktober 1987

Der Tag ging als „Schwarzer Montag“ in die Finanzgeschichte ein.

(Foto: picture alliance/AP Photo)

Düsseldorf Präsident Donald Trump hatte im US-Wahlkampf eine Steuerreform versprochen, den Kongress überzeugt, und jetzt setzt er sie um. Nun sind die Konzerne an der Reihe.

Amerikanische Firmen, die seit Jahren im Ausland immer höhere Milliardenbeträge parkten, nur um sie in der Heimat nicht versteuern zu müssen, transferieren ihre Gelder zurück. Doch anstatt es in der Heimat zu investieren und neue Jobs zu schaffen, kaufen die Unternehmen vor allem ihre eigenen Aktien zurück und treiben so die Kurse.

Sotheby’s kündigte an, sein Aktienrückkaufprogramm um 100 Millionen Dollar aufzustocken. Das 1744 vom Buchhändler Samuel Baker gegründete Auktionshaus steht zwar nicht für Milliarden, aber für einen Trend: 55 US-Firmen haben nach Recherchen des Handelsblatts allein in den vergangenen zwei Wochen versprochen, künftig eigene Aktien zurückzukaufen.

Weniger Aktien verknappen das Angebot und treiben so den Kurs. Obendrein erhöht sich künftig der Gewinn je Aktie, weil er sich auf weniger Anteilsscheine verteilt. Das lässt die Bilanzen attraktiver erscheinen.

Auch verteilt sich die Ausschüttung auf weniger Aktien, sodass Aktionäre eine höhere Dividende pro Aktie bekommen. Die Crux: Sind die Gelder in den Rückkauf der eigenen Aktien geflossen, endet die Wirkung. Die Wirtschaft wird dadurch nicht zusätzlich stimuliert.

Im Februar summierten sich die Rückkaufankündigungen nach Berechnungen des auf solche Transaktionen spezialisierten Analysehauses Trim Tabs auf 153,7 Milliarden Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Januar – und mehr, als alle 30 Dax- und 50 MDax-Konzerne im vergangenen Jahr verdient haben.

Der bisherige Rekord in einem Monat lag bei 133 Milliarden Dollar im April 2015. „Wenn dieses Tempo beibehalten wird, wird das Volumen in diesem Jahr die Summen aus allen anderen Jahren übertrumpfen“, prognostizierte TrimTabs-Analyst Winston Chua. Und der seit Jahren auf das Thema spezialisierte Analyst Howard Silverblatt vom Indexanbieter S&P Dow Jones prognostiziert für 2018 einen Rekord an Aktienrückkäufen.

Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt hoch. Mit rund 250 Milliarden Dollar hortet Apple so viel Geld im Ausland wie kein anderes Unternehmen. Damit soll nun Schluss sein. Finanzchef Luca Maestri kündigte an, das Barvermögen auf null senken zu wollen. Grund sei die kurz vor Weihnachten unterzeichnete Steuerreform der Republikaner, angeführt durch Präsident Trump. Abzüglich der Verbindlichkeiten meist in Form von niedrig verzinsten Anleihen beträgt Apples Netto-Cashbestand gut 160 Milliarden Dollar.

Dieses Vermögen möchte der iPhone-Riese nach und nach abbauen. Die neuen Regeln sehen Steuern auf bislang nicht versteuerte Auslandsvermögen zwischen acht und 15,5 Prozent vor, je nachdem, in welcher Form die liquiden Mittel im Ausland geparkt und nun zurückgeführt werden. Bislang waren es 35 Prozent.

Warten auf Apple-Ankündigung

Wie Apple die frei werdenden Milliarden ausgeben wird, wollen Finanzchef Maestri und Konzernchef Tim Cook zwar erst bei Veröffentlichung der Quartalszahlen am 24. April verraten. Fest steht jedoch, dass die Gelder wohl nicht in Firmenübernahmen fließen werden.

Darauf deuten Maestris Äußerungen hin, wonach sich an der bisherigen Übernahmepolitik nichts ändern werde. An den Finanzmärkten gilt es als ausgemacht, dass Apple den Großteil des zurückgeholten Vermögens in mehrjährige Rückkaufprogramme stecken wird.

Wie es laufen könnte, macht Cisco vor. Der in San José beheimatete Netzwerkausrüster kündigte an, 67 Milliarden Dollar aus dem Ausland in die USA zurückzuführen. Doch anders als von Präsident Trump und den Republikanern erhofft, fließt das Geld nicht nur in die Forschung und in neue Standorte. Cisco reicht einen Großteil an seine Aktionäre weiter. 25 Milliarden Dollar sollen in den Rückkauf – und die anschließende Vernichtung – eigener Aktien fließen.

Der Kabelnetzbetreiber Comcast kündigte an, dass im Jahr 2018 Aktienrückkäufe im Volumen von mindestens fünf Milliarden Dollar geplant sind. Viele weitere US-Konzerne werden sich in den kommenden Monaten mit Aktienrückkäufen bei ihren Aktionären beliebt machen – das ist die Überzeugung von Kapitalmarktexperten.

So empfiehlt Deutsche-Bank-Analyst Lloyd Walmsley die Aktien des Online-Auktionshauses Ebay zum Kauf und verweist darauf, dass in den kommenden Quartalen Aktienrückkäufe einen zunehmend wichtigeren Bestandteil der Investmentstory ausmachen dürften. Die Steuerreform könnte im Ausland gebundenes Kapital von mehr als acht Milliarden Dollar verfügbar machen. Insgesamt horten die US-Unternehmen mehr als zwei Billionen Dollar im Ausland – so viel wie noch nie.

Nicht mehr Rückkäufe in Deutschland

Deutsche Unternehmen profitieren zwar auch von der Steuerreform, indem sie für ihre Dienstleistungen in den USA und dort produzierte Waren weniger Steuern bezahlen müssen. Die Telekom sparte so 1,7 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr. Zu den Profiteuren zählen auch die großen Autobauer mit ihren Produktionsanlagen in Spartanburg (BMW), Tuscaloosa (Daimler) und Chattanooga (VW).

Daimler sparte 2017 rund eine Milliarde Euro an Steuern, bei BMW sind es zwischen 950 Millionen und 1,55 Milliarden Euro – die Münchener rechnen noch. Niedriger sind die Ersparnisse bei anderen globalisierten Unternehmen wie SAP, Fresenius und Siemens.

Aber: Mehr Aktienrückkäufe gibt es deshalb hierzulande nicht. Größte Rückkäufer in niedriger einstelliger Milliardenhöhe sind die Versicherer Allianz und Munich Re sowie der Mischkonzern Siemens und die Deutsche Post. Doch die Programme liefen bereits vor Trumps Steuerreform.

Dennoch, ungefährlich sind auch für Dax-Anleger die Exzesse in den USA nicht. Als in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts US-Präsident Ronald Reagan die bis dato größte Steuerreform unterzeichnete, setzte der erste Aktienrückkaufboom in der Börsengeschichte ein.

Auch damals hatte die Regierung den Konzernen ermöglicht, im Ausland gehortete Barreserven steuergünstig ins Heimatland zurückzuholen. Der damalige Börsenboom verlängerte sich um mehrere Jahre, ehe der Dow Jones im Oktober 1987 an nur einem Tag knapp ein Viertel seines Wertes verlor – und weltweit die Börsen nach unten zog.Ähnlich erscheint die Situation auch heute, nachdem sich der Dow Jones und der Dax seit 2009 mehr als verdreifacht haben. Auch Trumps 1,5-Billionen-Dollar-Entlastung für Unternehmen und Verbraucher scheint die Hausse zu verlängern.

Was gut für die US-Börse ist, wirkt sich auch bei deutschen Aktien positiv aus. In der Vergangenheit folgte der heimische Markt immer den amerikanischen Indizes. Das gilt auch für den Weg nach unten. Unmittelbarer Auslöser für Kurseinbrüche waren zwar automatische, technisch nicht ausgereifte Verkaufsprogramme. Doch die tiefere Ursache war in aufgeblähten Aktienkursen zu suchen, die sich angesichts rekordhoher Aktienrückkäufe von allen Durchschnittsbewertungen entfernt hatten.

Gestern wie heute gilt: Bislang folgte der Dax noch immer dem Dow Jones, sowohl nach oben als auch nach unten.

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