Indexfonds ETF-Boom: Ein Jubiläum in der Krise

Ein Fehler im elektronischen Handelssystem T7 hat am Dienstag zum längsten Handelsausfall seit vielen Jahren geführt.
Frankfurt Die Finanzbranche steht für Krisen. Gleich drei gab es allein in diesem Jahrtausend. Doch wenn es eine Erfolgsgeschichte in der Anlagewelt gibt, dann gehören Indexfonds dazu. An der Deutschen Börse wurden aus den zwei ETF-Produkten, die es noch vor zwei Jahrzehnten gab, inzwischen mehr als 1500. Darin stecken 673 Milliarden Euro an Anlegergeldern. Das Wort Boom drängt sich auf – und ist nicht übertrieben.
Im ersten Moment mag der Ansturm verblüffen. Es gibt schließlich bei den börsengehandelten Indexfonds keinen Fondsmanager aus Fleisch und Blut. Stattdessen steuert ein Computer autonom die Anlage nach einer Indexvorgabe.
Am beliebtesten sind ETFs auf klassische Aktien-Messlatten wie Euro Stoxx50, S&P 500 oder MSCI Welt, in jüngerer Zeit kommen auch Anleihe-Benchmarks dazu. Der Anleger kauft sich mit dem Index ein breit gestreutes Depot. Das geht über die Börse schneller als bei der Order für einen klassischen Fonds ohne Listing.
Vor allem aber ist es billiger. Die Jahresgebühren liegen bei ETFs auf populäre Indizes sogar unter 0,1 Prozent. Traditionelle Produkte mit einem lebenden Fondsmanager verlangen meist ein bis zwei Prozent. Der „Mensch“ will dafür zwar auch mehr Ertrag erzielen als ein Index. Doch rein statistisch scheitern die meisten dieser Experten an diesem Anspruch.
Der Gebührenvorteil wiegt umso schwerer, als in einer Welt ohne Zins die Erträge von Wertpapieranlagen schrumpfen. Jeder gesparte Gebühren-Euro bedeutet demnach ein Euro mehr an Nettoertrag für den Anleger.
So haben die Protagnisten der ETFs das Kürzel schon umgedeutet in die Langfassung: einfach, transparent, flexibel. Der Boom dürfte anhalten, schon des schwer schlagbaren Kostenvorteils wegen.
Ihr Wert liegt im Einsatz als Baustein in einer umfassenden Vermögensverteilung. Dann kann der Anleger nach dem Lego-Prinzip mit wenigen ETFs sein Depot zusammenbauen und auch schnell verändern.
Dennoch sind die Produkte kein Rezept für alle Investoren und für alle Ansprüche. In der aktuellen Krise zeigte sich bei Anleihe-ETFs, dass auch sie ins Schleudern kommen, wenn die Bondmärkte illiquide werden.
Und unabhängig davon bleiben „echte“ Fondsmanager mit dem Ziel eines Mehrertrags gegenüber einem Index im Geschäft. Sie haben beispielsweise in der aktuellen Krise die Verluste etwa durch höhere Cashanteile begrenzt. Das können ETFs nicht. Diese erfolgreichen Manager bilden zwar eine Minderheit. Aber es gibt sie. Mutige Anleger werden weiter darauf vertrauen.
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