Indexumstellung Schwaches Debüt für den Dax 40: Welche Aufsteiger zurückfallen und welche überzeugen

Der Dax umfasst seit Montag 40 Aktien.
Frankfurt Es hat etwas Symbolisches. Eigentlich wollte die Deutsche Börse den ersten Handelstag des Dax mit 40 Unternehmen am Montagabend auf dem Frankfurter Parkett mit Unternehmen und Investoren feiern. Die Party wurde aber wegen der gestiegenen Corona-Zahlen abgesagt.
Auch im Handel kam am Montag wenig Freude auf. Im Gegenteil: Der Dax verlor Handelsschluss 2,3 Prozent. Zwischenzeitlich lag er sogar drei Prozent im Minus. Auslöser für den Kursrutsch am Montag waren vor allem Sorgen vor einer möglichen Insolvenz des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande.
Bei der Dax-Berechnung wird Kontinuität gewahrt, obwohl er jetzt zehn Mitglieder mehr hat. Das liegt an der Indexformel.
Sie ist so konstruiert, dass in die Variable der Indexmitglieder statt der Ziffer 30 nun eine 40 eingesetzt wird. Dadurch ändert sich lediglich das Gewicht der einzelnen Mitglieder im Dax, nicht der Dax-Stand. Analog gilt das mit umgekehrten Vorzeichen für den MDax, der seit Montag nur noch 50 statt 60 Unternehmen umfasst.
Auffällig am ersten historischen Handelstag des Dax 40 war eines: Die Aktien der Dax-Neulinge verloren zum Teil noch sehr viel mehr als der Dax selbst – allen voran die Papiere des Online-Modehändlers Zalando und der Holdinggesellschaft Porsche. Sie brachen zeitweise um mehr als fünf Prozent ein. Ein solcher Kursrutsch ist gerade für Dax-Aktien beachtlich.
Gegen den Trend konnte unter den Dax-Newcomern im Handelsverlauf am Montag lange Zeit nur die Aktie des Biotechnologie- und Diagnostikunternehmens Qiagen zulegen. Auch die Aktien des Duftstoff- und Aromenherstellers Symrise und des Kochboxenversenders Hellofresh schafften es später noch ins Plus.
Neu im Dax sind seit Montag außerdem der Flugzeughersteller Airbus, der Medizintechnikkonzerns Siemens Healthineers, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der Chemikalienhändler Brenntag und der Sportartikelhersteller Puma.
Insgesamt haben die Dax-Aufsteiger am Index einen Anteil von knapp 14 Prozent. Das bedeutet: Ihre Aufnahme wird die Dax-Entwicklung insgesamt nicht sonderlich stark beeinflussen. Das gilt vor allem deshalb, weil nach Angaben der Deutschen Börse allein die Aktie von Airbus künftig im Dax ein Gewicht von 4,75 Prozent hat.
Auf die Airbus-Aktie müssen Anleger, die den Dax verfolgen, von daher durchaus achten. Ein Indexgewicht von 4,75 Prozent bedeutet: Wenn die Airbus-Aktie um zehn Prozent steigt, zieht das den Dax um 0,475 Prozent nach oben – und umgekehrt.
Linde, SAP, Siemens und Allianz bleiben die größten Aktien im Dax
Der gewichtigste Dax-Wert blieb auch nach der Umstellung unverändert die Aktie von Linde mit einem Indexgewicht von rund 9,7 Prozent, gefolgt von SAP mit einem Gewicht von 9,2 Prozent. Danach folgen die Aktien von Siemens mit 8,1 und Allianz mit 5,6 Prozent Indexgewicht. Danach kommt dann Airbus.
Über die zehn Dax-Aufsteiger war bereits lange vor der Indexumstellung spekuliert worden. Im vergangenen Oktober hatte die Börse die Dax-Erweiterung angedeutet und im November beschlossen. Alle Unternehmen, die es jetzt in den Dax geschafft haben, waren spätestens im November im Gespräch. Seither hatten sich die meisten der Aufsteiger gut entwickelt.
Seit Anfang Oktober legte der Dax knapp 18 Prozent zu. Die Aktie von Hellofresh gewann seitdem mehr als 78 Prozent, die von Airbus über 65 Prozent. Auch die Aktien von Siemens Healthineers, Puma, Sartorius und Brenntag schlugen seither den Dax mit Anstiegen von knapp 60 bis knapp 50 Prozent um Längen.
Seitdem die Börse jedoch am 3. September formal erklärt hat, wer tatsächlich in den Dax aufsteigt, war weder mit dem Index noch mit den einzelnen Aufsteigern noch etwas zu holen. Schon bis zum vergangenen Freitag, also dem Tag vor der Umstellung, verloren unter dem Strich bis auf die Aktie von Zalando alle Dax-Aufsteiger.
Keine Aktien-Gewinne mehr kurz vor dem Dax-Aufstieg
Der größte Verlierer war seither die Aktie von Hellofresh mit einem Abschlag von 7,7 Prozent. Die anderen Aktien gaben zwischen 0,2 Prozent (Siemens Healthineers) und 4,8 Prozent (Porsche Automobilholding) nach. Der Dax verlor in diesem Zeitraum 1,8 Prozent.
Das wirft die Frage auf, warum sich die Dax-Aufsteiger vor der tatsächlichen Aufnahme in den Bluechip-Index nicht besser als der Index entwickelten. Die einfache Antwort: Die Dax-Aufnahme schuf unter dem Strich nicht mehr viel zusätzliche Nachfrage, und insgesamt waren Investoren wohl mehr darauf aus, ihre Gewinne zu sichern. Deshalb überwog der Verkaufsdruck.
Tatsächlich dürften aktive Fondsmanager, die sich am Dax messen, nach Meinung von Experten wie Ali Masarwah von der Online-Fondshandelsplattform Envestor schon lange vor der offiziellen Bekanntgabe die Aktien der Dax-Aufsteiger gekauft haben.
ETF haben dürften am Freitag gekauft haben
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die den Dax als Messlatte nehmen und ihn eins zu eins nachbilden, mussten zwar die Dax-Aufsteiger kaufen. Nach Ansicht eines großen ETF-Anbieters dürften die meisten Fonds dies am Freitag gemacht haben.
Nach Berechnungen des Fondsanalysehauses Morningstar steckt in ETFs, die den Dax physisch abbilden, indes ein Vermögen von „nur“ rund 16 Milliarden Euro. Angesichts der Marktkapitalisierung des Dax von um die 1,7 Billionen Euro ist das nicht so viel. Gleichzeitig mussten zudem vor der Umstellung börsengehandelte Indexfonds auf den MDax die Aktien der Dax-Aufsteiger, die allesamt aus dem MDax kommen, verkaufen. Laut Morningstar verwalten ETFs auf den MDax rund 3,6 Milliarden Euro.
Andreas Strobl, der im Wealth- & Asset-Management der Privatbank Berenberg den Bereich deutsche Aktien leitet, drückt das so aus: „Als Investor sollte man nicht zu sehr auf Indexzugehörigkeiten oder -größen schauen, viel wichtiger ist die fundamentale Stärke von Unternehmen.“ Ein Unternehmen könne noch so groß sein – wenn es nicht wachse, bringe es Anlegern nur wenig Freude.
Mehr: Was Anleger vom schwachen Start des Dax 40 lernen können.
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