Indexwechsel Beiersdorf kehrt in den Dax zurück – was das für Anleger bedeutet

Das Aufrücken von Beiersdorf ist die erste Veränderung seit der Dax-Erweiterung von 30 auf 40 Werte im September.
Frankfurt/Düsseldorf Der Dax wird wieder etwas konsumlastiger. Der Kosmetikkonzern Beiersdorf kehrt nach sieben Monaten in den deutschen Leitindex zurück. Bei der Erweiterung des Dax von 30 auf 40 Unternehmen hatte Beiersdorf den Wiederaufstieg noch knapp verpasst – ab Freitag ist das Unternehmen aber erneut Mitglied der ersten Börsenliga.
Möglich geworden ist die Rückkehr, weil die Deutsche Wohnen den Platz räumen muss. Im Zuge der Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia ist der Streubesitz der Aktie des Immobilienkonzerns laut nicht näher erläuterten Berechnungen der Börse unter zehn Prozent gefallen. Damit disqualifizieren sich die Titel für einen Index aus der Dax-Familie.
Streubesitz meint die frei handelbaren Aktien. Aktienpakete von mehr als fünf Prozent, die von einem einzelnen Investor oder Unternehmen gehalten werden, zählen nicht dazu.
Der Wechsel im Dax hat auch Folgen für den MDax der 50 mittelgroßen und den SDax der 70 kleineren deutschen Unternehmen. In den MDax steigt der Versicherer Talanx auf, der zuvor im SDax notierte. Den Einzug in den SDax schafft Basler, ein Hersteller von Bildverarbeitungssystemen. Die Aufsteiger im Chancen-Check.
Beiersdorf: Gute Wachstumschancen
Für den Traditionskonzern galt der Dax-Abstieg im vergangenen März als eine Demütigung. Umso erfreuter ist man am Firmensitz in Hamburg über den Wiedereinzug. Für das Geschäft habe der Aufstieg aber keine Auswirkungen, heißt es vom Nivea-Hersteller.
Der Konsumgüterhersteller hatte stark unter den Coronabeschränkungen gelitten. 2020 war der Umsatz trotz der eigentlich krisenfesten Produkte um 5,7 Prozent auf rund sieben Milliarden Euro gesunken. Im ersten Halbjahr 2021 erholten sich die Erlöse aber deutlich. Am Donnerstag legen die Hamburger neue Zahlen vor.
Analyst Thomas Maul von der DZ Bank rechnet damit, dass der Konzernumsatz im dritten Quartal organisch um fünf Prozent wachsen dürfte. Der Experte sieht Licht und Schatten, gerade bei der Kernmarke Nivea, mit der Beiersdorf seinen Hauptumsatz macht. „Die Nachfrage nach Sonnenschutzprodukten dürfte von ungünstigen Wetterbedingungen gebremst worden sein, die Gesichts- und Körperpflegeprodukte sollten sich solide entwickelt haben.“ Die Beiersdorf-Tochter Tesa dürfte von einer steigenden Nachfrage gerade aus der Automobil- und Elektroindustrie profitieren.
Thomas Hofmann von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) geht davon aus, dass Beiersdorf auch künftig stärker wächst als die Konkurrenz. Dabei helfen werden seiner Meinung nach Kernmaßnahmen wie Digitalisierung, Fokussierung auf Hautpflege und die Erschließung von Wachstumsmärkten.
Die Beiersdorf-Aktie schwankte in den vergangenen beiden Jahren deutlich. Zuletzt fiel der Kurs wieder etwas auf zuletzt knapp 97 Euro. Analysten wie Hofmann sehen den Kursrückgang als Chance für Anleger und haben die Aktie zuletzt wieder auf Kaufen hochgestuft. Das durchschnittliche Kursziel auf Sicht von einem Jahr liegt im Schnitt der Analysten wie das Kursziel von Hofmann bei 105 Euro, wobei laut Informationsdienst Bloomberg nur zwölf von 29 Analysten zum Kauf raten. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 32 für das laufende Jahr spiegelt die Aktie indes auch schon ordentliche Wachstumserwartungen wider. Die Aktien von Konsumgüterproduzenten wie Henkel oder Unilever sind deutlich günstiger bewertet.
Talanx-Aktie: Günstig bewertet
Der Versicherer Talanx hat schon länger auf den MDax geschielt – insbesondere weil dort auch die von der Marktkapitalisierung nach Streubesitz größere Tochter Hannover Rück vertreten ist, die sogar als Nachrücker für den Dax im Gespräch war.
Geklappt hatte es mit dem Aufstieg für Talanx bislang nicht, da der Anteil der frei handelbaren Aktien mit 21 Prozent vergleichsweise gering ist. Mehrheitseigentümer des Versicherungskonzerns ist der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI). Talanx-Finanzvorstand Jan Wicke hatte im Sommer im Handelsblatt-Gespräch noch angemerkt, dass der Großaktionär Aktien abgeben könnte, um das weitere Wachstum zu finanzieren.
Da sich die Talanx-Aktie aber mit einem Plus von etwa 30 Prozent seit dem Jahreswechsel stark entwickelt hat, zieht sie nun auch ohne Erhöhung des Streubesitzes in den Index der mittelgroßen Werte ein. Ein Unternehmenssprecher kommentierte das so: „Unabhängig von einer Index-Zugehörigkeit ist das Wichtigste für die Talanx-Gruppe die Performance und die Zielerreichung, um die Erwartungen unserer Stakeholder zu erfüllen.“ Man konzentriere sich auf die Kernaufgaben: die Umsetzung der Strategie und das Erreichen der Finanzziele.
Nach dem ersten Halbjahr hatte der Versicherer von guten Geschäften berichtet und den Ausblick für das Gesamtjahresergebnis auf 900 bis 950 Millionen Euro erhöht. Zuvor hatte er mit 800 bis 900 Millionen Euro gerechnet. Die Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht der Konzern erst am 15. November. Analysten werten jedoch schon jetzt positiv, dass Talanx trotz der Flutkatastrophe in Deutschland und der Hurrikansaison in den USA keine Anpassung der Jahresprognose vorgenommen hat.
Für Anleger könnte sich der Einstieg daher noch lohnen. Michael Huttner von der Privatbank Berenberg hält die Aktie für stark unterbewertet, insbesondere wenn man den Anteil an der Rückversicherungstochter herausrechne. Die Erstversicherungseinheiten der Gruppe seien dann nur mit dem zweifachen des für 2023 erwarteten Gewinns bewertet, schrieb er vor Kurzem. Einen Grund hierfür sehe er nicht. Huttner ist mit seiner Meinung nicht allein. Neun von 13 Analysten, die laut Bloomberg Talanx beobachten, raten zum Kauf. Verkaufsempfehlungen gibt es keine.
Basler-Aktie: Teurer Hidden Champion
Der Bildverarbeitungssysteme-Hersteller Basler aus Ahrensburg bei Hamburg ist einer der Hidden Champions, die nur wenigen Investoren bekannt sind. Basler entwickelt digitale Kameras für die Industrie, die zum Beispiel in der Medizin, bei der Videoüberwachung oder im Verkehr eingesetzt werden. Selbst im für die meisten Unternehmen schwierigen Jahr 2020 hat Basler Umsatz und Gewinn gesteigert. Im ersten Halbjahr stieg der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50 Prozent auf 29,7 Millionen Euro.
Die Basler-Aktie hat in diesem Jahr rund 125 Prozent zugelegt und kostete zuletzt knapp 163 Euro. Damit ist sie über das Kursziel der vier Analysten hinausgeschossen, die sich Basler ansehen. Deren Kursziele reichen von 106 Euro von Matelan Research bis 140 Euro bei der Berenberg Bank. Der Kursanstieg hat die Aktie teuer gemacht. Sie wird laut Bloomberg mit dem gut 63-Fachen des Gewinns bewertet, den die Analysten für das laufende Jahr erwarten.
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