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Insiderbarometer SAP, Fielmann, Munich Re: Top-Manager auf Aktien-Schnäppchenjagd

Im Juli haben einige Firmeninsider die Kursschwäche der Aktien ihrer Unternehmen genutzt und zugekauft. Dabei bewies nicht jeder ein gutes Händchen.
05.08.2021 - 14:17 Uhr Kommentieren
Beim Software-Unternehmen nutzten Vorstände ein zwischenzeitliches Kurstief zum Zukauf. Quelle: imago images/R. Wittek
SAP-Sitz in Walldorf

Beim Software-Unternehmen nutzten Vorstände ein zwischenzeitliches Kurstief zum Zukauf.

(Foto: imago images/R. Wittek)

Frankfurt Timing ist alles am Aktienmarkt. Im April lag der Kurs der Munich-Re-Aktie zeitweise über 260 Euro. Dann ging es bergab. Am 9. Juli nutzte Joachim Wenning, der Chef des weltgrößten Rückversicherers, die Chance und kaufte für knapp 250.000 Euro zu, der Kurs lag an dem Tag bei etwa 230 Euro. Das Schnäppchen erwies sich zunächst als keine gute Idee, denn infolge der gewaltigen Flutkatastrophe in Teilen Deutschlands und der Nachbarländer geriet die Aktie noch mehr unter Druck. Seither erholte sie sich aber wieder etwas.

Das Muster ist typisch, sagt Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. Vorstände oder andere Firmeninsider kaufen gerne zu, wenn die Aktie ihrer Firma kurzfristig unter Druck gerät. Für Anleger kann das ein wichtiges Signal sein. Ähnliche Signale gab es im Juli für SAP, Fielmann, Gerresheimer und Dermapharm.

Stotz wertet regelmäßig für das Handelsblatt Aktienkäufe und -verkäufe von Firmeninsidern aus, vor allem von Vorständen und Aufsichtsräten, die in prominenter Position eine Firma besser kennen sollten als Außenstehende. Sie kaufen, wenn sie glauben, dass die Aktie ihrer Firma unterbewertet ist, und verkaufen, wenn sie das Gegenteil annehmen.

Diese Art von Insidergeschäften ist legal, die Deals müssen aber an die Finanzaufsicht (Bafin) gemeldet werden, die sie veröffentlicht. Stotz lässt diese Daten auch in das sogenannte Insiderbarometer einfließen, das im Juli minimal auf knapp 115 Punkte gestiegen ist. Es liegt damit nahe dem neutralen Bereich. Das bedeutet, dass sich der Dax weder besser noch schlechter als andere wichtige Börsenindizes wie S&P 500 oder Dow Jones entwickeln sollte.

SAP-Chef Christian Klein und sein Vorstandskollege Jürgen Müller bewiesen ein gutes Händchen. Sie kauften bei einem zwischenzeitlichen Kurstief zu, Klein kurz vor der Vorlage der Quartalszahlen, Müller direkt danach, als die Investoren trotz eigentlich guter Ergebnisse enttäuscht reagierten.

Der einzige Verkauf betraf Symrise, er hatte aber mit 1,6 Millionen Euro schon ein beachtliches Volumen. Wahrscheinlich sei der Grund vor allem die hohe Bewertung der Spezialfirma für Geruchs- und Aromastoffe, vermutet Stotz: „ein typisch antizyklischer Verkauf“. Die Aktie ist aber seit dem Verkauf durch Vorstand Jean-Yves Parisot noch weiter gestiegen.

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Umgekehrt ist die Fielmann-Aktie noch tiefer gefallen, seit Aufsichtsrat Mark Binz zugekauft hat. Bei der Gerresheimer AG war das Glück ungleich verteilt. Der Chef, Dietmar Siemssen, kaufte am 22. Juli auf einem günstigeren Niveau als zuvor sein Vorstandskollege Lukas Burkhardt am 9.7. Dazwischen lag die Bekanntgabe der Halbjahresergebnisse, die Anleger und Analysten nicht völlig überzeugt hatten.

Hier ein näherer Blick auf die einzelnen Aktien:

SAP: hohe Erwartungen

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Der Software-Konzern spielt in Deutschland eine besondere Rolle, weil er hierzulande ein rares Schwergewicht in einer Zukunftsbranche ist. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Investoren, die manchmal selbst auf gute Zahlen enttäuscht reagieren.

Das große Thema für den Konzern ist die Verlagerung von Software in die Cloud, was in der Regel auch zu neuen Entgeltmodellen führt und nicht alle Anwender begeistert. Gerade hat SAP die Partnerschaft mit Google Cloud vertieft. Beide zusammen wollen dafür sorgen, dass die SAP-Kunden sich noch schneller für Cloud-Lösungen entscheiden.

Die Tochtergesellschaft Qualtrics kauft für 1,1 Milliarden Dollar Clarabridge, eine Firma, die auf die Analyse von Kundendaten spezialisiert ist. Weil die Tochter separat in den USA an der Börse notiert ist, kann sie die Übernahme mit eigenen Aktien bezahlen.

SAP ist an der Börse 177 Milliarden Euro wert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt laut Datendienst Refinitiv für das laufende Jahr bei rund 23, die Dividendenrendite erreicht immerhin 2,8 Prozent. Die DZ Bank hat eine neutrale Einstufung und ein Kursziel von 123 Euro für die Aktie. Sie findet die Ziele des Unternehmen ehrgeizig, aber realistisch.

Der Datendienst Bloomberg listet bei den Analystenurteilen 23 Kauf-, zehn Halten- und drei Verkaufsempfehlungen auf.

Fielmann: Erholung hilft

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Die Optikerkette will im Gesamtjahr den Umsatz von 1,4 auf 1,7 Milliarden Euro und den Vorsteuergewinn von 176 auf 200 Millionen Euro steigern. Diese Prognose gab der Vorstand ab, nachdem der Umsatz im ersten Halbjahr um knapp 30 Prozent gestiegen war. Fielmann hat vor, im Laufe des Jahres rund 100 Millionen Euro ins Filialnetz zu investieren, im Juni wurde zum Beispiel eine Niederlassung in Prag eröffnet.

Mit einem KGV von rund 30 ist die Aktie nicht billig, die Dividendenrendite erreicht aber immerhin 1,9 Prozent. Die Firma ist 5,4 Milliarden Euro wert. Es gibt zehn Kauf-, drei Halten- und eine Verkaufsempfehlung.

Die DZ hat die Aktie auf „Kauf“ gesetzt. Das Argument dafür: Mit dem Fortschritt der Impfungen werde sich der Geschäftsbetrieb wieder normalisieren.

Gerresheimer: gut verpackt

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Die Firma hieß früher Gerresheimer Glas, und aus Glas oder Kunststoff sind die meisten ihrer Produkte. Sie stellt Spezialverpackungen für die Pharmaindustrie her und profitiert so indirekt auch von der Impfkampagne gegen das Coronavirus. Sie ist einer von drei Herstellern von Impfstofffläschchen aus speziellem Borosilikatglas, das besonders widerstandsfähig gegen Chemikalien und Hitze ist.

Zeitweise geriet die Aktie wegen der steigenden Rohstoffpreise etwas unter Druck. Das KGV für das bis Ende November laufende Geschäftsjahr liegt bei 20, die Dividendenrendite bei 1,4 Prozent. Die Firma ist 2,8 Milliarden Euro wert. Im zweiten Quartal legte der Umsatz um 7,5 Prozent auf 377 Millionen Euro zu und das Ebitda um 3,1 Prozent auf 85 Millionen; Ebitda ist der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Der Vorstand bestätigte seine Ziele: ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine Ebitda-Marge von gut 22 Prozent.

Die DZ Bank ließ in einer Analyse leichte Skepsis gegenüber den Zielen anklingen und senkte das Kursziel von 114,20 auf 108,50 Euro, blieb aber bei einer Kauf-Empfehlung. Berenberg blieb ebenfalls beim Kauf, setzte aber das Kursziel von 115 auf 109 Euro herab. Es gibt acht Kauf-, vier Halten- und drei Verkaufsempfehlungen.

Munich Re: sturmerprobt

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Der weltgrößte Rückversicherer hat im vergangenen Quartal 1,1 Milliarden Gewinn gemacht und damit die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. In der Lebens- und der Krankenversicherung machten sich die hohen Corona-Zahlen in Südafrika negativ bemerkbar.

Die deutschen Versicherer müssen wegen der hiesigen Flutkatastrophe voraussichtlich rund 5,5 Milliarden Euro zahlen, einen Teil der Rechnung werden sie an die Münchener Rück weiterreichen. Erfahrungsgemäß schaffen die Rückversicherer es aber nach größeren Katastrophen, bei ihren Kunden, den Erstversicherern, bessere Konditionen durchzusetzen, sodass sich die angefallenen Verluste quasi nachfinanzieren lassen.

Das KGV liegt bei elf, die Dividendenrendite bei beachtlichen 4,3 Prozent. Der Konzern ist knapp 32 Milliarden Euro wert. Die Berenberg Bank sieht die Aktie als Kauf mit einem Kursziel von 306 Euro. Die Münchener Rück sei sehr gut aufgestellt, um selbst schlimme Sturmszenarien auszuhalten, heißt es. In den Sommermonaten kommt es häufig zu Hurrikans.

Es gibt 18 Kauf-, acht Halten- und zwei Verkaufsempfehlungen.

Dermapharm: gegen Covid

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Das Unternehmen, das in Grünwald bei München angesiedelt ist, produziert an zwei Standorten, in Leipzig und in Reinbek bei Hamburg, den von Biontech entwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus. Vor Kurzem hat Dermapharm zudem für einen ungenannten Preis knapp ein Viertel des Kapitals der Corat Therapeutics GmbH gekauft, die ein Antikörper-Medikament zur Behandlung von Covid-19 entwickelt. Darüber hinaus hat die Firma eine große Anzahl von Medikamenten im Portfolio, darunter auch Generika. Die spanische Tochter Euromed ist auf Pflanzenextrakte spezialisiert und beliefert damit auch die Lebensmittel- und die Kosmetikindustrie.

Das Unternehmen ist 3,6 Milliarden Euro wert, der Streubesitz liegt bei nur knapp 35 Prozent. Das KGV beträgt 23 auf Basis des laufenden Jahres, die Dividendenrendite 1,3 Prozent. In den Vorjahren lagen die KGVs noch über 40, in die neuen Schätzungen ist also die Hoffnung auf eine deutliche Gewinnerhöhung eingepreist. Es gibt sechs Kaufempfehlungen und keine weiteren Analystenurteile.

Symrise: zu teuer?

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Zurzeit genießt das Unternehmen, das am Donnerstag Zahlen vorlegt, erhöhte Aufmerksamkeit, weil es als Dax-Aufsteiger gilt. Es ist 16,7 Milliarden Euro wert. Das KGV liegt mit 46 relativ hoch, die Dividendenrendite beträgt 0,8 Prozent. UBS hatte das Kursziel Mitte Juli auf 139 Euro angehoben und empfiehlt die Aktie zum Kauf: 2021 werde trotz hoher Rohstoffpreise ein gutes Jahr für die Chemiebranche.

Stotz merkt an, dass im Juli die Insider insgesamt wenig ge- und verkauft haben. Das Niveau lag so niedrig wie zuletzt im Mai 2018. „Den Unternehmensbossen fällt es wohl nicht so leicht, die aktuelle Aktienmarktlage einzuschätzen“, sagt er. Gegen Käufe spricht aus seiner Sicht das hohe Bewertungsniveau, gegen Verkäufe dann aber der Mangel an lohnenden Alternativen.

Mehr: Was Anleger von den großen Tech-Werten noch erwarten können.

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