Investorenbarometer Anleger sehen Börsengänge skeptischer

Die Aussichten für Börsengänge oder den Verkauf der Technologiefirmen werden pessimistischer eingeschätzt.
Frankfurt. Das Geschäftsklima auf dem deutschen Venture-Capital-Markt hat sich im dritten Quartal 2021 weiter verbessert. Gleichzeitig haben die Geldgeber für junge Start-ups die Aussichten für Börsengänge oder den Verkauf der Technologiefirmen pessimistischer eingeschätzt.
Der gesamte Geschäftsklimaindikator des Frühphasensegments steigt um 4,9 Zähler auf 42,2 Punkte – leicht über seinen bisherigen Bestwert. Dabei haben sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen zugelegt.
Bei den einzelnen Komponenten fällt die Veränderung von zwei Indikatoren besonders auf: die der Exitmöglichkeiten und des steuerlichen Rahmens. Nachdem der Indikator zu den Exitmöglichkeiten im Vorquartal eine Bestmarke erreicht hat, verschlechtert sich die Einschätzung hier signifikant.
Der Rückgang wurde insbesondere durch einen Stimmungseinbruch bezüglich sogenannter Trade-Sales ausgelöst, also des Verkaufs von jungen Firmen an andere Unternehmen. Der entsprechende Indikator halbiert sich fast.
Aber auch die Beurteilung der Chancen für Börsengänge trübt sich ein, der Indikator dafür sinkt gegenüber dem zweiten Quartal um 5,5 Punkte auf 89,3 Zähler. Zuletzt trauten sich kaum noch neue Firmen auf das Frankfurter Börsenparkett. Die Bilanz des Jahrgangs 2021 ist bei den Initial Public Offerings (IPOs) gemischt.
Während beispielsweise der Softwarekonzern Suse und der Funkmastenbetreiber Vantage Towers die Aktionäre mit hohen Kursgewinnen beglückten, verlor etwa der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 gegenüber der Erstnotiz mehr als 50 Prozent. Die Hoffnungen auf lukrative neue Kandidaten ruhen jetzt auf 2022.
Änderung der steuerlichen Regelung zugunsten der Investoren
Bei der Beurteilung des steuerlichen Rahmens gibt es dagegen eine deutliche Verbesserung. Im August ist das Fondsstandortgesetz in Kraft getreten, das auch verbesserte steuerliche Regelungen enthält. Darüber hinaus sind die Investoren deutlich zufriedener mit der Entwicklung von Ausfällen und Abschreibungen. So verbesserte sich die Beurteilung des Wertberichtigungsdrucks ebenfalls zweistellig.
Der Indikator zu den Einstiegsbewertungen konnte sich etwas von seinem Rekordtief des letzten Quartals lösen. Er bleibt dennoch tief im „roten“ Bereich, was die anhaltend hohen Einstiegsbewertungen widerspiegelt.
„Das VC-Geschäftsklima hat sich im dritten Quartal zwar nur noch marginal verbessert, dennoch steht die neue Bestmarke im Einklang mit der Marktentwicklung“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. So seien auch im abgelaufenen Quartal Venture-Capital-Deals realisiert worden, die ein Volumen umfassen, das man früher nur in ganzen Jahren gesehen habe. Die kompetitiven Bewertungen der Deals seien das Spiegelbild davon.
Diese könnten auch in den nächsten Quartalen noch weiter anziehen, da deutsche Start-ups auch bei internationalen Investoren als sehr aussichtsreich gelten würden, wie eine aktuelle Umfrage zeige. Man könne also davon ausgehen, dass die Riege der hiesigen Einhörner weiter Zuwachs bekomme. Einhörner sind Start-ups, die eine Bewertung von mindestens einer Milliarde Euro erreicht haben.
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