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IPO Flugtaxi-Start-up Lilium sammelt weniger Geld ein als erhofft

Das deutsche Start-up Lilium geht mit einem neuartigen Vehikel an die New Yorker Börse. Doch viele Aktionäre steigen bereits vorher aus.
12.09.2021 - 18:30 Uhr Kommentieren
Elektrische Flugtaxis, Kleinstflugzeuge mit sieben Sitzen, sollen Manager und Touristen direkt von der Haustür aus ans Ziel bringen.
Lilium

Elektrische Flugtaxis, Kleinstflugzeuge mit sieben Sitzen, sollen Manager und Touristen direkt von der Haustür aus ans Ziel bringen.

Düsseldorf Die Idee kann begeistern: Elektrische Flugtaxis bringen Manager und Touristen zum Ziel – hinweg über Staus und Hindernisse, ohne aufwendige Landebahn und andere Vorbedingungen. An dieser Idee werkeln weltweit mehrere Firmen, einer der heißesten Kandidaten ist Lilium aus Weßling bei München, gegründet von Ingenieuren der Technischen Universität.

Doch nun muss das deutsche Start-up einen Dämpfer hinnehmen: Es wird beim Börsengang weniger Geld einsammeln als gedacht.

Um frisches Kapital und globale Aufmerksamkeit zu bekommen, will Lilium an die New Yorker Börse. Dafür hat das Start-up einen modernen und umstrittenen Weg gewählt. Es lässt sich von einer Special Purpose Acquisition Company (Spac) kaufen, einer Mantelgesellschaft. Doch viele Aktionäre sehen die Pläne der Münchener offenbar skeptisch: Zwei Drittel von ihnen stiegen jetzt aus.

Spac-Börsengänge sollen Zeit und Geld sparen. Das macht sie aus Sicht der Firmen attraktiv. Nach einem großen Hype um diese Vehikel ist die Begeisterung bei den Anlegern jedoch deutlich abgeflaut. Das liegt unter anderem daran, dass es inzwischen viel mehr Börsenmäntel gibt als aussichtsreiche Kandidaten für die Übernahme.

Im Fall von Lilium sollte die Firma mit einem New Yorker Börsenmantel namens Qell verschmelzen, der vom früheren General-Motors-Manager Barry Engle gegründet wurde. Dessen Management hatte im Vorfeld Geld von Aktionären eingesammelt und war auf die Suche nach einem Investmentziel gegangen.

65 Prozent gaben ihre Papiere zurück, statt sie gegen Lilium-Aktien zu tauschen

Am Freitag stimmten die Qell-Aktionäre dem Börsengang dann grundsätzlich zu. Dazu braucht es ein positives Votum der verbleibenden Inhaber in Höhe von 51 Prozent des Aktienkapitals. So kann Lilium schon in wenigen Tagen unter den Kürzeln „LILM“ und „LILMW“ an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden.

Doch 65 Prozent der ursprünglichen Qell-Anteilseigner gaben ihre Papiere lieber zurück, statt sie gegen Lilium-Aktien zu tauschen. Die Lilium-Führung um CEO Daniel Wiegand hatte im März noch auf Einnahmen von knapp 830 Millionen Dollar gehofft. Nun konnte Lilium nur 584 Millionen Dollar einsammeln, wie das Unternehmen mitteilte.

Die Bewertung liegt daher aktuell nur bei rund drei Milliarden Dollar. „Wir freuen uns sehr, dass die Qell-Aktionäre sich entschieden haben, unsere Vision zu unterstützen und Lilium in der nächsten Phase unserer Reise zu begleiten“, erklärte Wiegand. Der Börsenstart bringe das Unternehmen dem geplanten kommerziellen Start 2024 näher. Viele institutionelle Investoren seien an Bord geblieben, darunter der chinesische Tencent-Konzern.

In den USA flacht der Hype um Spacs ab

Auf den ersten Blick sieht das Desinteresse von zwei Dritteln der Qell-Aktionäre nicht gut aus für Lilium. Doch der Citi-Bank zufolge ist das sogar eine relativ gute Quote: Demnach verlassen heute rund 70 bis 90 Prozent der Spac-Aktionäre das Finanzvehikel wieder, wenn das Ziel der Investition feststeht. Dieser Trend habe sich seit dem Frühjahr noch verstärkt, schreiben die Citi-Analysten.

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„Der holprige Spac-Börsengang von Lilium zeigt, dass in den USA der Hype um Spacs abflacht. Der Markt zeigt Anzeichen einer Überhitzung“, sagt auch Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität. Ihm zufolge ist die Grundidee – Geld einsammeln, bevor das Investitionsziel feststeht – problematisch. „Der Investitionsdruck der Spacs kann zu überhöhten Bewertungen führen. Diese Erkenntnis setzt sich zunehmend bei Investoren durch.“

In Firmenkreisen hieß es, mit dem geplanten Börsenlisting am 15. September sei nun endlich die Diskussion vom Tisch, der 2015 gegründeten Firma könnte das Geld ausgehen. Mit dem Nasdaq-Listing könnten Investoren rund um die Welt in die Firma investieren.

Aktienkurs entwickelt sich oft enttäuschend

Auch komme man einfacher an Bankkredite und könne Anleihen ausgeben. Lilium hätte demnach auch hohe Finanzierungsrunden oder einen klassischen Börsengang anstreben können – dies hätte jedoch bis 2022 gedauert und Kapazitäten gebunden, während die Konkurrenz enteilt wäre, hieß es. Liliums US-Konkurrent Joby ist bereits per Spac an die Börse gegangen.

Der Aktienkurs entwickelt sich wie der von den meisten Spac-Börsengängern aber enttäuschend. Der US-Wettbewerber Archer ist in fortgeschrittenen Gesprächen. Und die deutsche Konkurrenz von Volocopter eruiert ebenfalls einen solchen Schritt.
In Frankfurt soll bald auch eine Spac-Fusion stattfinden, allerdings in einem ganz anderen Segment. Am Montag steht für die Ferienhausplattform Hometogo die wichtige Aktionärsversammlung vor der Übernahme durch den Börsenmantel Lakestar Spac I an.

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