Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Larry Fink „Kein Thema hat höhere Priorität“ – Blackrock-Chef macht Druck beim Klimaschutz

Auch in der Coronakrise hat der Kampf gegen die Kohlendioxid-Emissionen Priorität beim weltgrößten Vermögensverwalter. Das Ziel lautet: Klimaneutralität.
26.01.2021 Update: 26.01.2021 - 16:28 Uhr Kommentieren
Der Blackrock-Chef schreibt jedes Jahr einen viel beachteten Brief an die Vorstände von Unternehmen in der ganzen Welt.
Larry Fink

Der Blackrock-Chef schreibt jedes Jahr einen viel beachteten Brief an die Vorstände von Unternehmen in der ganzen Welt.

Frankfurt. Der Kampf gegen das Coronavirus und dessen Folgen beherrscht weiterhin das öffentliche, private und das Wirtschaftsleben rund um den Globus. Der Klimaschutz, so scheint es, rückt angesichts der immensen Pandemieauswirkungen zunehmend in den Hintergrund.

Nicht jedoch beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock: Der US-Konzern setzt das Thema Ökologie weiterhin an die erste Stelle der To-do-Liste für globale Wirtschaftslenker.

„Kein anderes Thema hat für unsere Kunden höhere Priorität als der Klimawandel“, schreibt Blackrock-CEO Larry Fink in seinem jährlichen Brief an die Vorstände von Unternehmen auf der ganzen Welt, in deren Aktien der Fondsmanager investiert ist.

Trotz der Verwerfungen durch die Coronakrise hätten internationale Anleger ihr Kapital bereits massiv umgeschichtet: Von Januar bis November 2020 hätten die Investoren weltweit 288 Milliarden Dollar in aktiv gemanagte Nachhaltigkeitsfonds und entsprechende Indexfonds (ETFs) gesteckt – ein Anstieg um 96 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Die Welt hat sich auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht“, schreibt Fink, alle Unternehmen müssten dieses Ziel heute in Angriff nehmen.

In einem eigenen Schreiben wendet sich Blackrock an seine Kunden und skizziert darin, was Blackrock von börsennotierten Unternehmen erwartet: „Es geht darum, klimaneutral zu werden. Dafür muss die Wirtschaft so umgebaut werden, dass die CO2-Emissionen fast vollständig vermieden werden“, erläutert Blackrock-Deutschlandchef Dirk Schmitz im Gespräch mit dem Handelsblatt. Man verpflichte sich, Unternehmen dabei zu unterstützen, bis 2050 die Emissionen von Treibhausgasen auf null zu senken.

Als Treuhänder für das Kapital der Kunden werde Blackrock so dazu beitragen, dass auch die Kunden bis 2050 in ihren Portfolios das Ziel der Klimaneutralität erreichen könnten. „Auf diese Reise wollen wir gemeinsam gehen“, ergänzt der Blackrock-Deutschlandchef.

Klimarisiken sind auch Investmentrisiken, ist der Blackrock-Manager überzeugt.
Blackrock-Deutschlandchef Dirk Schmitz

Klimarisiken sind auch Investmentrisiken, ist der Blackrock-Manager überzeugt.

Das Jahr 2050 gilt als spätester Zeitpunkt, um mit einer Politik der „Netto-Null-Emissionen“ den Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Prozent zu begrenzen. Blackrock selbst arbeite als Unternehmen schon heute klimaneutral.

Schmitz und CEO Fink sind überzeugt, dass Klimarisiken auch Investmentrisiken sind. Letztlich würden die Anlageergebnisse für die Investoren besser, wenn man den Klimaschutz ernst nehme.

Profianleger setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit

Blackrock will die Kunden mit drei Instrumenten unterstützen: „Erstens legen wir mehr Produkte auf, die nachhaltig sind. Zweitens erhöhen wir die Transparenz mit weiteren Kennzahlen. Konkret heißt das etwa für die Aktien- und Anleihefonds und die Indexfonds der iShares-Familie, dass wir für jeden Fonds den ‚Erwärmungsbeitrag‘ messen und veröffentlichen. Und drittens werden wir mit unserem Abstimmungsverhalten auf den Hauptversammlungen dafür sorgen, dass das Thema Nachhaltigkeit bei den Unternehmen eine immer größere Rolle spielt.“

Man dürfe aber auch die sozialen Belange in den Unternehmen nicht außer Acht lassen. Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe könne mit Arbeitsplatzverlusten verbunden sein. Auf diese Herausforderungen sollten die Manager eine Antwort haben und sie auch kommunizieren, fordert Schmitz.

Blackrock hatte jüngst eine Umfrage unter 425 institutionellen Anlegern aus 27 Ländern durchgeführt, die ein verwaltetes Vermögen von geschätzt 25 Billionen Dollar repräsentieren. 54 Prozent von ihnen gaben dabei an, dass nachhaltiges Investieren von grundlegender Bedeutung für ihre Anlageprozesse und -ergebnisse sei. 86 Prozent der Befragten aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika erklärten, dass nachhaltiges Investieren schon jetzt – oder in naher Zukunft – im Mittelpunkt ihrer Anlagestrategien stehe.

Grafik

Deshalb macht Blackrock-CEO Fink Druck, dass die Unternehmen beim Erreichen der Klimaziele mitziehen. Unternehmen mit besseren Profilen bei den ESG-Kriterien – die für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung stehen – haben sich in der Pandemie offenbar besser geschlagen als ihre weniger anpassungsfähigen Wettbewerber. 81 Prozent der Nachhaltigkeitsindizes hätten ihre konventionelle Marktbarometer übertroffen, erläutert Fink.

Er fordert die Konzernlenker aber auch auf, in den Nachhaltigkeitsberichten „umfassende Angaben zur Personalstrategie“ zu machen. Es gehe um die langfristigen Pläne für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion.

NGOs üben Kritik an Blackrock

Blackrock hat 2020 und damit mitten in der Coronakrise deutlich zulegen können und von den höheren Kursen an vielen Finanzmärkten profitiert. Die Gesellschaft konnte bei den sogenannten „Assets under Management“ gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs um 17 Prozent oder rund 1,2 Billionen Dollar auf zuletzt 8,67 Billionen Dollar verbuchen.

Kritik kam nach Veröffentlichung des Fink-Briefs von einer Nichtregierungsorganisation (NGO). Der Vorstoß des Vermögensverwalters gehe grundsätzlich in eine positive Richtung. Die Ankündigungen umfassten aber weiterhin zu wenig konkrete Schritte, die nach außen messbar machen würden, wie Blackrock plane, sein Geschäft von Kohle-, Öl- und Gasfirmen zu bereinigen, erklärte die Organisation urgewald. Um mit den effektiveren Richtlinien anderer Investoren wie AXA, Union Investment oder Allianz mithalten zu können, müsse Blackrock anfangen, alle Kohle-Expansionisten und Kohlestromerzeuger konsequent auszuschließen und die Schwellenwerte für alle Kohlefirmen bis 2030 gegen Null zu senken“, sagt Katrin Ganswindt, Finanz-Campaignerin bei urgewald. Blackrock erklärte jüngst, man stehe mit den NGOs im Dialog.

Der Klimawandel war auch das Thema der Onlinekonferenz „Green Banking and Green Central Banking: What are the right concepts?“ in Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) will beispielsweise mit einem neuen Zentrum für Klimawandel ihre Kapazitäten konzentrieren, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde ankündigte. Das Zentrum für Klimawandel stelle die Struktur bereit, die man brauche, um das Thema mit der Dringlichkeit und Entschlossenheit anzugehen, die es erfordere, sagte sie.

Die EZB kündigte außerdem an, sie werde in einen neuen Fonds für grüne Euro-Anleihen investieren, den die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) für Zentralbanken aufgelegt hat. Der Fonds soll erneuerbare Energien, Energieeffizienzprojekte und andere umweltfreundliche Technologien stärken.

Auch die Geldpolitik will grüner werden

Die BIZ hatte bereits im September 2019 einen ersten Fonds für grüne Anleihen aufgelegt – allerdings damals in US-Dollar. Zusammen mit dem auf Euro lautenden neuen Fonds würden Wertpapiere im Volumen von rund zwei Milliarden Dollar für Zentralbanken verwaltet, teilte die BIZ mit. Die Erwartung sei, dass die Fonds erheblich wachsen werden.

Die Frage einer „grüneren“ Geldpolitik spielt auch eine große Rolle bei der laufenden Strategieüberprüfung der EZB, der ersten seit 2003. Dabei geht es auch konkret darum, ob die EZB im Rahmen ihrer Anleihekaufprogramme die Klimagesichtspunkte stärker beachten sollte.

Unter den Währungshütern gibt es aber unterschiedliche Ansichten. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann beispielsweise hat davor gewarnt, in der Geldpolitik aktiv klimapolitische Ziele zu verfolgen. Es sei nicht Aufgabe der Währungshüter, bestimmte Industrien zu bestrafen oder zu unterstützen.

Bei Blackrock setzt man zur Erreichung der Klimaziele auf die Technologieplattform „Aladdin Climate“. Damit sollen die Auswirkungen von Extremwetter, Gesetzesänderungen, technologischen Innovationen und Entwicklungen bei der Energieversorgung auf die Anlageportfolios gemessen werden.

Mehr: Warum es so schwer ist, auf Kohle-Investments zu verzichten

Startseite
Mehr zu: Larry Fink - „Kein Thema hat höhere Priorität“ – Blackrock-Chef macht Druck beim Klimaschutz
0 Kommentare zu "Larry Fink: „Kein Thema hat höhere Priorität“ – Blackrock-Chef macht Druck beim Klimaschutz"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%