Miese Analysten: Auf wen Anleger lieber nicht hören sollten
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Miese AnalystenAuf wen Anleger lieber nicht hören sollten
Eigentlich sollen Analysten Anlegern bei ihren Investment-Entscheidungen helfen. Nicht so die Aktienbewerter von Emperor Securities. Wer auf ihre Ratschläge hörte, übte sich im Geldverlieren.
01.06.2016 - 18:36 Uhr
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Geld verbrennen
Manche Analysten-Meinungen sollten Anleger lieber nicht befolgen.
Hongkong Für Unternehmen sind die Empfehlungen von Emperor Securities in Hongkong so etwas wie Balsam für die Seele: Das Analystenhaus stufte alle 173 Firmen, für die sie Beurteilungen zwischen April 2015 und Mai 2016 abgab, mit „Kaufen” ein. Auch die Kursziele wählten die Aktienbewerter so, dass sich keine der Firmen beklagen konnte: Auf die Sicht der kommenden Wochen deuteten sie im Durchschnitt ein Plus von 25 Prozent an.
Investoren, die den Emperor-Einschätzungen gefolgt sind, dürften aber weitaus weniger begeistert sein. Denn Emperor-Analysten lagen in den vergangenen zwölf Monaten aber so daneben, dass Leerverkäufe aller Titel zu einem Plus von rund 6 Prozent nach nur vier Wochen und fast 13 Prozent beim Halten bis Ende vergangener Woche geführt hätten.
Die optimistischen Emperor-Analysten machen die Tücken des Aktienhandels für neue Kleininvestoren deutlich, die an die Märkte in China und Hongkong strömen. Kleinanleger deckten sich mit Aktien ein, als der Shanghai Composite Index eine seiner besten Rallys aller Zeiten verzeichnete und die Regeln für den gegenseitigen Handel auf dem Festland und in Hongkong gelockert wurden.
Emperor, das sich an solche Händler richtet, konnte nach eigenen Angaben in dem am 31. März zu Ende gegangenen Jahr einen Anstieg der Erlöse um 64 Prozent verzeichnen. Einer der Gründe hierfür war eine Zunahme der Broker-Gebühreneinnahmen.
„Das ist eben unser Stil, eine Kauf-Empfehlung mit einem Kursziel und einen Stop-Loss-Kurs zu haben - und nicht Halten- oder Verkaufen-Ratschläge”, sagt Stanley Chan, Director bei Emperor Securities Research, in einem Interview mit Bloomberg. Der „kleine, lokale Broker” biete Handelsideen, die auf der „Marktstimmung” sowie auf „Nachrichten, Ereignissen und Momentum” basieren würden. Es gehe nicht um Bewertungen, Gewinnpotenzial oder andere Fundamentaldaten. „Wir wählen Aktien mit einem Horizont von ein bis zwei Wochen.”
Ein Anleger, der jede der insgesamt 173 Aktien am Tag der Emperor-Empfehlung gekauft hätte, hätte im Durchschnitt nach einer Woche 0,9 Prozent, nach zwei Wochen 2,9 Prozent, nach drei 4,2 Prozent und nach vier Wochen 6,1 Prozent verloren. Das zeigen Daten, die von Bloomberg ausgewertet wurden. Nach vier Wochen hätten 119 Aktien einen Kursrückgang verzeichnet.
„Im zurückliegenden Jahr war der Markt sehr volatil. Und unsere kurzfristigen Empfehlungen haben sich nicht zufriedenstellend entwickelt”, sagt Chan. „Es war schwierig, gute Ratschläge bei einem derart fallenden Markt zu geben.”
Bei einem Leerverkauf werden Aktien gehandelt, die der Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt nicht besitzt. Das Geschäft verpflichtet ihn, die Wertpapiere in Zukunft zu liefern. Seinen Gewinn zieht der Verkäufe aus dem vereinbarten Lieferpreis und dem Preis, zu welchem er die Papiere tatsächlich kauft. Leerverkäufe sind somit Kurswetten: Der Käufer setzt auf steigende, der Verkäufer auf fallende Kurse. In Deutschland gilt die gesetzliche Meldepflicht, wenn mehr als 0,2 Prozent der Anteilsscheine einer Firma verkauft werden. Da liegt der Leerverkauf der RIB Software-Aktien deutlich drüber. Das Ergebnis der Firma stagnierte im ersten Quartal 2016, die Aktie hat deutlich verloren – ein guter Deal für Ennismore.
Positionsinhaber: Ennismore Fund Management
Short-Position: 1,79 Prozent der Firmenanteile
Zeitpunkt: 11. Februar 2016
Auch der niedersächsische Kali- und Salzhersteller scheint ein guter Kandidat für Finanzwetten zu sein. Neben Corvex haben Blackrock, Blackstone, Dulcet Capital, Eisenstat Capital und Oxford Asset Management die Aktie zwischen Februar und März „leerverkauft“. Wenig überraschend, schließlich befindet sich die Aktie schon seit Sommer 2015 auf Verlustkurs. Seit dem 1. Januar hat sie knapp ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt.
Positionsinhaber: Corvex Management
Short-Position: 1,8 Prozent der Firmenanteile
Zeitpunkt: 5. Februar 2016
Im vergangenen Jahr flog das Kölner Chemie-Unternehmen aus dem Dax. Auch das laufende Jahr dürfte nicht gerade rosig werden. Wegen des harten Wettbewerbs im Kautschukgeschäft erwarte man keine großen Sprünge, teilte das Unternehmen am 17. März mit. Einen Tag darauf hat Citadel mehr als 1,9 Prozent der Lanxess-Anteile „leerverkauft“.
Positionsinhaber: Citadel Europe
Short-Position: 1,91 Prozent der Firmenanteile
Zeitpunkt: 18. März 2016
Die Ergebnisse des Anlage- und Roboterherstellers Kuka verfehlten die Schätzungen der Analysten. Zwar steigerte Kuka 2015 den Gewinn nach Steuern um 27 Prozent auf 86,3 Millionen Euro. Für 2016 stellte das Unternehmen jedoch eine rückläufige Rendite in Aussicht. Im Moment halten die Anleger die Aktie dennoch hoch im Kurs, rund neun Prozent gewann sie seit Januar. Maverick Capital setzt jedoch auf ein baldiges Ende der Rally.
Positionsinhaber: Maverick Capital
Short-Position: 2,23 Prozent der Firmenanteile
Zeitpunkt: 31. März 2016
Auf und ab geht es für die Salzgitter-Aktie. Seit Jahresbeginn gewann sie allerdings etwas mehr als drei Prozent. Die Schweizer Großbank UBS scheint aber nicht wirklich an den Erfolg des Papiers zu glauben.
Positionsinhaber: UBS Global Asset Management
Short-Position: 2,24 Prozent der Firmenanteile
Zeitpunkt: 2. Februar 2016
Die Werbefirma Ströer hat sowohl Umsatz als auch Gewinn in Deutschland gesteigert. Für das Jahr 2016 erwartet die Firma einen operativen Ertrag von 270 bis 280 Millionen Euro. Die Aktionäre scheinen Ströer jedoch keine großen Sprünge zuzutrauen. Seit Januar verlor die Aktie mehr als vier Prozent.
Selbst unter Berücksichtigung des üblichen 12-Monats-Horizonts sieht die Bilanz von Emperor kaum besser aus. Ein Jahr nach der jeweiligen Empfehlung lagen 14 von 15 Aktien, bei denen mehr als zwölf Monate zuvor zum Kauf geraten worden war, im Minus - wobei sich der Kursrückgang bei allen 15 Titeln im Durchschnitt auf 29 Prozent belief.
Falls alle 173 Aktien am Tag der Empfehlung gekauft und bis zum Freitag der vergangenen Woche gehalten worden wären, hätte sich unterm Strich ein Minus von 12,9 Prozent ergeben. Emperor Capital Group, das Mutterunternehmen, bietet Finanzdienstleistungen über 11 Niederlassungen in Hongkong und 3 Büros auf dem chinesischen Festland an.