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Musterdepots„Rein in Aktien!“
Griechenland bekommt seine Schulden nicht in den Griff, der Ölpreis spielt verrückt und die US-Wachstumszahlen sind alles andere als stark. Die Aktienkurse steigen dennoch. Georgios Kokologiannis erklärt warum.
Die Wirtschaft in den USA entwickelt sich bei genauerem Hinsehen längst nicht so glänzend, wie bisher gedacht. Das signalisierten Anfang der Woche die veröffentlichten Auftragseingänge der US-Industrie. Überraschend wenig Aufträge konnten demnach Ende 2014 an Land gezogen werden. Und damit nicht genug: Die Bestellungen sanken im Dezember zudem den fünften Monat in Folge.
Die Aktienmärkte reagierten mit steigenden Kursen auf diese eigentlich alarmierenden Zahlen. Der Dow Jones legte seitdem mehrere hundert Punkte zu – nur am Mittwochabend kurzzeitig unterbrochen wegen der Querelen in Europa rund um Griechenland. Der Grund für die paradox anmutende Kaufstimmung: Investoren wetten darauf, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinserhöhungspläne bald kassieren könnte und stattdessen vielleicht sogar zum vierten Mal ein milliardenschweres Gelddruckprogramm auflegt – im Fachjargon „QE4“ genannt.
Georgios Kokologiannis
Mit Geldanlagethemen beschäftigt sich der Diplom-Kaufmann beim Handelsblatt seit über 16 Jahren - davor bereits während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und beim Finanzconsulting einer Unternehmensberatung.
"Mein Ziel ist es, eine durchschnittliche Rendite von sechs bis acht Prozent per annum zu erreichen – und das möglichst nervenschonend. Zwei Kernbestandteilen meiner Strategie: Erstens der Einsatz von Anlagezertifikaten und anderen Derivaten, mit denen sich zum einen Depotpositionen absichern lassen und die es zum anderen ermöglichen, auch von schwierigen Phasen an den Aktien- und Rohstoffmärkten zu profitieren. Zweitens arbeite ich bei risikoreicheren Engagements mit Stopp-Loss-Marken - das soll dazu beitragen, dass ich nicht zu lange an Fehlinvestitionen festhalte."
Jeder Kommentator startet mit einem fiktiven Anfangskapital von 100.000 Euro. Zu Beginn werden maximal drei Wertpapiere gekauft. Danach steht es den Kommentatoren frei, in welchen Abständen sie gemäß ihrer Anlegerperspektive konservativ, chancenorientiert oder spekulativ in Wertpapiere investieren. Es werden Gebühren für Kauf und Verkauf von 0,5 Prozent angenommen und vom Barbestand abgezogen. Zinsen und Dividenden werden dem Barbestand zugebucht. Die Depotzusammensetzung muss sich nicht täglich ändern. Ein Redakteur kann an einigen Tagen eine Kommentarpause einlegen - das Portfolio kann sich dennoch ändern.
Wie auch immer also Konjunkturdaten derzeit ausfallen – die Zocker haben stets eine Erklärung dafür, wieso die Neuigkeiten gut sind für die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks. Deuten die Zahlen auf eine Erholung der Wirtschaft, heißt es „Rein in Aktien!“. Überraschen die Zahlen negativ, gibt es natürlich erst recht kein Halten mehr.
Dieses Argumentationsmuster dient nicht nur dazu, aus neuen Konjunkturdaten die immer gleiche Handlungsanweisung für Anleger abzuleiten. Die Berufsoptimisten nutzen es derzeit besonders gerne auch beim aktuell vielbeachteten Ölpreis. Das sieht dann so aus: Geben die Öl-Notierungen nach, dann heißt es „Kauft Aktien!“ – denn erstens profitieren ja die Unternehmen von den sinkenden Energiekosten. Und zweitens hält das die Inflation in der Euro-Zone niedrig, so dass die EZB einen Vorwand habe für noch mehr Marktmanipulationen, um der angeblich drohenden Deflation Herr zu werden.
Steigt der Ölpreis aber, dann heißt es ebenfalls „Schnell rein in Dividendenpapiere!“, denn erstens profitierten dann ja die Öl-Konzerne von den steigenden Energiepreisen – und zweitens zählen Öl- und Gaspreise doch ohnehin nicht zur sogenannten „Kerninflation“, müssten daher bei der Berechnung der wahren Teuerung außen vor bleiben, das Deflationsrisiko bleibe also bestehen - und damit die Notenbanken unter Zugzwang.
Auch Wechselkursänderungen sind – so wollen es uns einige Fachleute weißmachen – grundsätzlich positiv für die Aktienmärkte: Wertet etwa der Euro gegenüber dem US-Dollar ab, dann führe das doch unweigerlich zu höheren Exporterlösen der Konzerne in Europa. In der Folge würden deren Aktienkurse steigen.
Das gilt natürlich auch für den umgekehrten Fall, dass also der Wert des Euros gegenüber der US-Währung nicht ab- sondern aufwertet. Auch das spreche logischerweise für steigende Aktienkurse. Denn im Gegenzug schwäche sich schließlich der Dollar ab, was wiederum die Absatzchancen amerikanischer Firmen erhöhe – und weil die Wallstreet auch hierzulande den Takt an den Börsen vorgibt, kletterten dann auch Dax und Co.
Miese Unternehmenszahlen sind ebenfalls gut für Aktien. Je schlechter desto besser. Denn je enttäuschender beispielsweise die aktuellsten Quartalszahlen, desto einfacher könne ein Unternehmen bei der Vorlage der nächsten Geschäftsergebnisse positiv überraschen. Und da doch jeder wisse, dass an der Börse die Zukunft gehandelt werde und nicht die Gegenwart, laute der Ratschlag der Experten… Nun, Sie ahnen es vielleicht bereits.
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