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MusterdepotsRuhe vor dem finalen Sturm?
Depotstratege Georgios Kokologiannis registriert an den Aktienmärkten einen neue Sorglosigkeit, die er für fragwürdig hält – und zum Verkaufen nutzt.
Die neue Sorglosigkeit am Aktienmarkt nutze ich wie angekündigt, um die Investitionsquote des Portfolios zu verringern. Verkauft wird ein Teil der Sprintzertifikate, die zu den offensivsten Bestandteilen gehören (WKN: CW7CXY). Nach dem kurzen Brexit-Schock hat sich die Nervosität der Anleger trotz steigender fundamentaler Risiken im Rekordtempo wieder gelegt.
Der VDax-Index etwa, der die erwartete Volatilität am deutschen Markt misst, ist danach so kontinuierlich gesunken wie seit über sieben Jahren nicht mehr. Und an der weltweit taktgebenden Wall Street ist das Barometer, dass die Intensität der dortigen Kursausschläge nachzeichnet, vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gesunken. Seit dem Brexit-Votum ist der Volatilitätsindikator "Vix" um insgesamt mehr als die Hälfte kollabiert.
Georgios Kokologiannis
Mit Geldanlagethemen beschäftigt sich der Diplom-Kaufmann beim Handelsblatt seit über 16 Jahren - davor bereits während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und beim Finanzconsulting einer Unternehmensberatung.
"Mein Ziel ist es, eine durchschnittliche Rendite von sechs bis acht Prozent per annum zu erreichen – und das möglichst nervenschonend. Zwei Kernbestandteilen meiner Strategie: Erstens der Einsatz von Anlagezertifikaten und anderen Derivaten, mit denen sich zum einen Depotpositionen absichern lassen und die es zum anderen ermöglichen, auch von schwierigen Phasen an den Aktien- und Rohstoffmärkten zu profitieren. Zweitens arbeite ich bei risikoreicheren Engagements mit Stopp-Loss-Marken - das soll dazu beitragen, dass ich nicht zu lange an Fehlinvestitionen festhalte."
Jeder Kommentator startet mit einem fiktiven Anfangskapital von 100.000 Euro. Zu Beginn werden maximal drei Wertpapiere gekauft. Danach steht es den Kommentatoren frei, in welchen Abständen sie gemäß ihrer Anlegerperspektive konservativ, chancenorientiert oder spekulativ in Wertpapiere investieren. Es werden Gebühren für Kauf und Verkauf von 0,5 Prozent angenommen und vom Barbestand abgezogen. Zinsen und Dividenden werden dem Barbestand zugebucht. Die Depotzusammensetzung muss sich nicht täglich ändern. Ein Redakteur kann an einigen Tagen eine Kommentarpause einlegen - das Portfolio kann sich dennoch ändern.
Ich halte diese Entwicklung eher für die Ruhe vor einem künftigen Sturm als die Vorhut einer neuen langfristigen Aufwärtsbewegung an den Börsen. Auf Dauer wird sich die Schere zwischen Aktienkurserholung und tatsächlicher wirtschaftlicher Entwicklung wieder schließen: So sind etwa die Firmenerträge in den USA zuletzt über vier Quartale hinweg gefallen. Dennoch hat der S & P 500 allein seit dem Jahrestief im Februar um insgesamt über 19 Prozent zugelegt.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das den Preis einer Aktie durch den Unternehmensgewinn je Anteilschein teilt und somit als eine Art Preis-Leistungs-Verhältnis für Wertpapiere gilt, hat historische Ausmaße erreicht. Im marktbreiten Leitindex liegt es bei rund 18 - ein Drittel über dem langfristigen Mittel.
Noch alarmierender ist eine Bewertungsziffer, die die Firmenlenker nicht einfach durch milliardenhohe Aktienrückkäufe und Bilanzierungswahlrechte schönen können: das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Diese Relation zwischen Kurs und Erlösen eines Unternehmens liegt bei über 1,9 und damit nah beim Rekordniveau vor 15 Jahren, als die New-Economy-Blase platzte.
Und auch an den europäischen Börsen insgesamt wird die Luft dünner: Analysten haben ihre Gewinnschätzungen für die Firmen im Stoxx-600-Index seit Jahresanfang bereits um 14 Prozent verringert. Und Experten zufolge dürfte es hier noch weiter abwärts gehen. Denn die Umsätze der Unternehmen sinken derzeit weltweit. Rund um den Globus drohen fast jedem zweiten Unternehmen in diesem Jahr geringere Umsätze als 2015.
Die Bruttoerträge der 30 Dax-Mitglieder treten auch ohne die schon jetzt absehbare Brexit-Einbußen seit mehr als sechs Jahren auf der Stelle – obwohl sich der deutsche Leitindex seitdem von knapp 5500 Punkten auf heute über Zehntausend Zähler fast verdoppelt hat. Sobald die Wirkung der geldpolitischen Schlaftabletten bei den Anlegern nachlässt, drohen hier schmerzhafte Anpassungsprozesse.
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