Onlinebroker Robinhood-Chef Tenev verteidigt die Rolle der Hochfrequenzhändler

Der Onlinebroker ist die beliebteste Trading-App für Kleinanleger.
Düsseldorf Nach der massiven Kritik an Robinhood hat der Chef des Onlinebrokers, Vlad Tenev, die Bedeutung der Hochfrequenzhändler für das Finanzsystem und für sein Geschäftsmodell verteidigt. Es sei ein zentrales Problem, dass viele Akteure in der Finanzwelt nicht verstehen, wie Hochfrequenzhändler arbeiten würden, schrieb Tenev in einem Blogeintrag am Dienstag.
Der Großteil aller Transaktionen werde von einigen wenigen Firmen ausgeführt, schrieb Tenev. Von den Hochfrequenzhändlern würden wiederum alle Investoren profitieren, da sie die Transaktionskosten für alle Trader entscheidend verringern. Die Händler seien in der öffentlichen Debatte ungerecht behandelt worden, meint der Robinhood-Chef. Hochfrequenzhändler können in Sekundenschnelle Positionen auf- und wieder abbauen.
Robinhood verkauft die Daten über die Aufträge seiner Kunden an große Finanzunternehmen, bevor sie ausgeführt werden – unter anderem an Hochfrequenzhändler und Hedgefonds. Diese Finanzfirmen können also schon vorher sehen, was Kleinanleger auf Robinhood machen, bevor diese Aufträge den Markt bewegen.
Die Beziehung zu den großen Playern der Finanzindustrie hatte Robinhood viel Kritik eingebracht. Tenev betonte, man wolle einfachen und intuitiven Handel zu geringen Kosten ermöglichen. Hochfrequenzhandel sei das Ergebnis, wenn man Technologie und Trading verbinde.
Die Handelsplattform ist die beliebteste Trading-App für Kleinanleger und war der erste Broker, der kostenlosen Aktienhandel in den USA ermöglichte. Bei den Verwerfungen an den Märkten in den vergangenen Wochen spielte Robinhood eine wichtige Rolle. Der Onlinebroker musste zum Teil strenge Kaufbeschränkungen etwa für Aktien wie Gamestop einführen und sich Geld bei Investoren besorgen, um weiterhin liquide zu bleiben.
Familie macht Robinhood für Suizid verantwortlich
Derweil hat die Familie eines verstorbenen US-Kleinanlegers gegen Robinhood geklagt. Ein 20-jähriger Trader hatte sich im Juni des vergangenen Jahres das Leben genommen, als sein Konto Schulden in mittlerer sechsstelliger Höhe auswies. Er schuldete dem Unternehmen dieses Geld zwar nicht, sei aber zu unerfahren gewesen, um die Mitteilung zu verstehen, heißt es in der nun eingereichten Klage.
Die Familie macht Robinhood für den Tod des jungen Mannes verantwortlich. Sie wirft der Handelsplattform vor, mit gezieltem und aggressivem Marketing junge, unerfahrene Trader zu locken, die die Komplexität der Finanzprodukte, mit denen sie handeln, nur schwer verstehen können. Robinhood würde seine Plattform „wie ein Videospiel“ vermarkten, schreiben die Kläger, die nun eine Entschädigung verlangen.
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Robinhood verkauft die Daten über die Aufträge seiner Kunden an große Finanzunternehmen, bevor sie ausgeführt werden – unter anderem an Hochfrequenzhändler und Hedgefonds.
Früher nannte man das Front Running !