Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Private Equity Studie warnt: Finanzinvestoren übersehen gleich mehrere Warnsignale

Private Equity erfreut sich steigender Beliebtheit. Doch die Branche droht über den Erfolgen der Vergangenheit die Gefahren der Zukunft zu vergessen.
24.01.2020 - 13:39 Uhr 1 Kommentar
Hier wird die Private-Equity-Szene Ende Februar zum alljährlichen Branchentreffen zusammenkommen. Noch ist die Stimmung gut, aber die Warnzeichen mehren sich. Quelle: PR
Das Hotel Intercontinental in Berlin

Hier wird die Private-Equity-Szene Ende Februar zum alljährlichen Branchentreffen zusammenkommen. Noch ist die Stimmung gut, aber die Warnzeichen mehren sich.

(Foto: PR)

Frankfurt Ende Februar ist es wieder so weit. Dann werden sich die Firmenjäger in Berlin versammeln, um sich beim Branchentreff „Super Return 2020“ gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Die Branche ist nach wie vor in Hochstimmung, nie zuvor floss so viel Kapital in die Private-Equity-Fonds. Die Manager fühlen sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht.

Aber: Hochmut kommt vor dem Fall, weiß der Volksmund. Und untermauert wird die Warnung jetzt von einer gemeinsamen Analyse der renommierten TU München und der Beratungsgesellschaft Kearney. Ihre Befürchtung: Die Private-Equity-Manager übersehen gleich mehrere Warnsignale.

„Es gibt eine Reihe von Gründen dafür, warum das Geschäftsmodell der Private-Equity-Branche in die Jahre gekommen ist und auf den Prüfstand gehört“, betont Martin Eisenhut, Partner und Managing Director für den deutschsprachigen Raum bei Kearney. Als Problem sieht er zum Beispiel die Dominanz einzelner Manager für den jeweiligen Fonds.

„Beim anstehenden Generationswechsel brauchen die Fonds Antworten, wie das Know-how der scheidenden Manager in der Gesellschaft bleibt“, meint Eisenhut. Manche Player hätten dafür noch keine Vorkehrungen getroffen. Außerdem würden sich viele institutionelle Geldgeber fragen, ob sie nicht besser fahren, wenn sie direkt in Unternehmensbeteiligungen investierten und sich den Umweg über die Fonds sparten.

Die wachsenden Bedenken gegenüber Private Equity kommen zu einer Zeit, in der sich die Anlageklasse zunehmender Beliebtheit erfreut. Wegen der Zinsflaute bei Anleihen und Schuldverschreibungen suchen die Profiinvestoren händeringend nach Rendite, die bei Private Equity in den vergangenen 25 Jahren immerhin bei netto 13,5 Prozent pro Jahr nach allen Kosten und Gewinnbeteiligungen lag.

Grafik

Zunehmend investieren auch private Anleger und Family Offices in die Beteiligungsfonds, etwa über digitale Geschäftsmodelle wie Moonfare und Liqid oder über Fondsprodukte von Anbietern wie Astorius oder RWB. Bei den institutionellen Investoren wie etwa Versicherungen und Pensionskassen liegen die Private-Equity-Anteile in der Vermögensaufteilung heute bei rund zehn Prozent – Tendenz stark wachsend.

Kapital auf Halde

Private-Equity-Fonds kaufen Mittelständler oder Konzernteile, restrukturieren sie über mehrere Jahre und verkaufen sie dann in der Regel zu einem höheren Preis oder bringen ihre Investments an die Börse. Im vergangenen Jahr wurden laut dem Analysehaus Preqin weltweit Deals im Wert von 393 Milliarden Dollar abgewickelt, die Summe des noch nicht investierten Kapitals erreichte mit 1,43 Billionen Dollar einen neuen Rekord.

Die Studie von Kearney und der TU München sieht aber nicht nur Handlungsbedarf beim Generationswechsel, sondern auch bei der Digitalisierung. „Es gibt erhebliche digitale Defizite auf Ebene der Private-Equity-Gesellschaften“, konstatiert Reiner Braun, wissenschaftlicher Direktor des Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der TU München. Eine Mehrheit der Manager arbeite noch mit Spreadsheet-Programmen, die manuell bedient und aktualisiert werden müssten.

Braun glaubt, dass sich die Finanzinvestoren in Zukunft auf sinkende Renditen einstellen müssen. „Die Renditen geraten aus verschiedenen Gründen unter Druck“, warnt Braun. und nennt drei Gründe:

  1. Wegen des gigantischen Betrags an nicht investiertem Kapital, dem „dry powder“, würden die Bewertungen immer höher und auch weniger lukrative Deals abgeschlossen.
  2. Die Finanzinvestoren kauften sich immer öfter untereinander Firmen und Konzernteile ab. Dabei liege die Vermutung nahe, dass es bei diesen „secondaries“ genannten Deals schwieriger werde, hohe Renditen zu erzielen, weil der erste Finanzinvestor die Beteiligungsunternehmen bereits optimiert habe.
  3. Die wachsende Zahl an Minderheitsbeteiligungen verringere den Einfluss der Investoren im Vergleich zum Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen oder Komplettübernahmen. „Dadurch könnten Wertsteigerungspotenziale ungenutzt bleiben“, warnt Braun

Trotz der aktuellen Hochstimmung wachsen auch in der Branche selbst die Zweifel an den Zukunftsaussichten. Im Sommer hatten geopolitische Risiken wie der Brexit die Private-Equity-Branche noch kaltgelassen. Ein gutes halbes Jahr später hat sich die Stimmungslage unter den Investmentmanagern aber deutlich verändert, hat die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) eruiert.

Laut einer Umfrage unter 50 Beteiligungsmanagern geht eine überwältigende Mehrheit von 80 Prozent davon aus, dass die Rezession, in der sich die deutsche Industrie befindet und das schwächere Wachstum die Wertentwicklung der Private-Equity-Portfolios im Jahr 2020 beeinträchtigen wird. Zehn Prozent erwarten laut der Studie sogar eine „starke“ Beeinträchtigung. Lediglich jeder zehnte Beteiligungsmanager geht davon aus, dass das eigene Portfolio von der Rezession nicht negativ beeinflusst werden wird.

Mehr Restrukturierungen erwartet

Entsprechend steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Restrukturierungsaufwand zunehmen wird. 70 Prozent der Manager glauben, dass es mehr zu sanieren und reparieren geben wird. „In einem solchen Umfeld kommt es mehr als sonst auf die Erfahrung an – langjährig tätige Fondsmanager sind krisenerprobt“, meint Torsten Grede, Sprecher des Vorstands der DBAG.

Bei der Frage, ob Private Equity besser als beim Ausbruch der Finanzkrise 2009 auf den Abschwung vorbereitet ist, gehen die Meinungen auseinander. 40 Prozent der befragten Finanzinvestoren halten die heutigen Portfolios für genauso anfällig für Wertminderungen wie vor elf Jahren.
Nach Meinung der Experten sind die rosigen Zeiten auch beim Fundraising vorbei, also dem Einsammeln neuer Finanzmittel bei institutionellen Investoren wie etwa Pensionsfonds, Versorgungswerken und Versicherungen. „Das Fundraising wird viel schwieriger werden, wenn das ganze Private-Equity-System unter Stress gerät und weniger Geld erhält“, warnt Kearney-Manager Eisenhut. Besonders kleine und mittelgroße Fonds stünden dann vor Problemen, weil sie das Fundraising nicht mit eigenen Investor-Relations-Abteilungen optimiert hätten.

Ann-Kristin Achleitner, Professorin an der TU München, glaubt, dass die bisher so starke Verhandlungsposition der Finanzinvestoren früher oder später schwächer wird. Die Private-Equity-Fonds müssten transparenter werden, um die hohen Gebühren für ihre Dienste rechtfertigen zu können.

Mehr: Finanzinvestoren treiben auch 2020 Übernahmen und Fusionen voran

Startseite
Mehr zu: Private Equity - Studie warnt: Finanzinvestoren übersehen gleich mehrere Warnsignale
1 Kommentar zu "Private Equity: Studie warnt: Finanzinvestoren übersehen gleich mehrere Warnsignale"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Entschuldigung, aber ich brauche hier etwas Klarheit. Ich kenne keinen Investor, der Geld leiht, wenn er/sie den Kreditnehmer bezahlen muss, um sein/ihr Geld zu nehmen. Also seien wir ehrlich, Negative Zinssätze schaden den Kreditgebern und führen dazu, dass sie Geld verlieren. Wie lange werden vernünftige Leute dieses “Negative Zinssätz” Argument fortsetzen, obwohl es keinen Sinn ergibt. Die Entscheidungsträger der Zentralbanken gehen in dieser Diskussion nicht ehrlich mit ihren Bürgern um. Sie können Rezessionen nicht weiter vertuschen und erwarten keine nachteiligen Konsequenzen. Unter “prudential” geldpolitischen Maßnahmen ist genau das zu verstehen, "prudence". Das Meriam-Webster-Wörterbuch verwendet die folgenden Definitionen von "prudence": 1. Die Fähigkeit, sich selbst unter Verwendung der Vernunft zu regieren und zu disziplinieren. 2. Scharfsinn oder Klugheit in der Verwaltung von Angelegenheiten. 3. Geschick und Urteilsvermögen im Umgang mit Ressourcen. 4. Vorsicht oder Umsicht hinsichtlich der Gefahr oder des Risikos. Es sieht so aus, als würden zentrale Entscheidungsträger nur Definition 2 verwenden, obwohl dies auf "irreführend" hindeutet.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%