Schutz vor Inflation Aktien schneiden gut ab

Fabriken bleiben bestehen, auch wenn das Geld an Wert verliert.
Frankfurt Wenn der Wert einer Währung schwindet, ist das unangenehm. Der Einkäufer bekommt im Laden in Zukunft weniger Ware für sein Geld als heute. Genau dieses Szenario erwarten führende Ökonomen im Handelsblatt-Gespräch. Auch andere Experten rechnen mit Inflation als Spätfolge der Überschuldung und exzessiven Geldpolitik der Notenbanken. Es gibt jedoch einen Ausweg: Sachwerte. Sie können in Inflationszeiten Geldwertverlust kompensieren. „Aktien bieten in solch einem Umfeld einen guten Inflationsschutz“, sagt André Köttner, Fondsmanager bei Union Investment.
Hinter der Aktie stehen eine Fabrik auf der Wiese und die Fähigkeiten der dort arbeitenden Mitarbeiter. Hier gibt es keinen „Werte-Schwund“. In Inflationszeiten bleibt die Fabrik im Grünen bestehen, bleiben die Fähigkeiten der Mitarbeiter erhalten. Bei den großen Anlagealternativen ist das anders: Bankeinlagen und traditionelle Anleihen haben einen nominalen Wert und zahlen einen vorher festgelegten Zins. Die Entwertung durch Inflation ist eingebaut.
Sehr langfristige Datenreihen stützen die gute Meinung über Firmenanteile. In den letzten 100 Jahren erreichten Aktien real, also nach Abzug der Inflation, durchschnittlich einen jährlichen Ertrag von 3,6 Prozent in Deutschland und 6,7 Prozent in den USA. „Keine andere Vermögensform schnitt besser ab“, sagt Köttner. Der Fondsmanager beherzigt das auch privat: „Wenn ich für meine Kinder anspare, dann mit langem Horizont und mit Aktienfonds.“
Viele Experten weisen darauf hin, dass Aktien bei mäßigen Inflationsraten den besten Schutz bieten. Gewinnt die Entwertung zu sehr an Fahrt, kann der Schutzmechanismus infrage stehen – zumindest mittelfristig. Ein gutes Beispiel sind die 1970er-Jahre in Deutschland. Zwei Ölpreisschocks mit hoher Inflation machten diese Dekade zu einem schlechten Aktien-Jahrzehnt. Allerdings: Die danach einsetzende Jahrhundert-Hausse dauerte fast zwei Jahrzehnte und ließ die vorangegangene Durststrecke vergessen.
Es gibt viele Beispiele, wo Aktien auch bei hoher Inflation gut abschnitten. Die Vermögensverwalter bei Flossbach von Storch nennen unter anderem die Türkei in den 90er-Jahren. Am Ende der Dekade waren die Preise 300-mal so hoch wie am Beginn. Die Inflation lag bei jährlich 77 Prozent. Es kam darauf an, wo der Bürger sein Geld hatte. „Mit einer Festgeldanlage ging die Hälfte der Kaufkraft verloren, während man mit Aktien sein Kapital real verdoppelte“, sagt Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach & von Storch. Allerdings mussten die Anleger zwischenzeitlich heftige Kursschwankungen aushalten.
Jetzt ist die Frage: Mit welchen Aktien ist der Anleger gut vorbereitet? „Ich suche gesunde Firmen mit starker Marktstellung, gut ist auch, wenn sie global aktiv sind“, sagt Köttner. Als Beispiele nennt er den schweizerischen Nahrungsmittelproduzenten Nestlé und den deutschen Medizintechnikspezialisten Fresenius. Die Firmen schlugen sich hervorragend. Im vermeintlich verlorenen Jahrzehnt Anfang des Jahrtausends, in dem der Welt-Aktienindex nichts gewann, haben sich die Kurse solcher Unternehmen vervielfacht.
Die Anleger sollten sich jedoch auf eine andere Verteilung der Wertgewinne einstellen. Experten rechnen im Schnitt mit nur noch mageren Kursgewinnen. Sie setzen vor allem auf weiter steigende Dividenden. Die Ausschüttungen fungieren hier als eine Art Ersatzzins. In der jüngeren Zeit haben Aktien von Firmen mit stabilen und steigenden Dividenden bereits überdurchschnittliche Wertgewinne geliefert. Auch Nestlé zählt zu dieser Gruppe.
Kurzfristig prägt Hoffnung die Stimmung. Das erste Quartal dieses Jahres brachte rekordverdächtige Aktiengewinne. Und Hendrik Leber, Chef der renommierten Anlagefirma Acatis, glaubt: „Der Dax kann bis Jahresende auf 8000 Punkte steigen.“
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