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Junge Trader haben das Unternehmen mit seiner hohen Shortquote als lukrative Möglichkeit ausgemacht und kaufen die GameStop-Aktie im großen Stil auf.

(Foto: Reuters)

Shortseller Was ist ein „Short Squeeze“?

Shortseller setzten auf fallende Aktienkurse. Kommen genügend Käufer zusammen, kann ein sogenannter „Short Squeeze“ entstehen. Welcher Mechanismus dahinter steckt.
12.12.2022 - 09:45 Uhr Kommentieren

Düsseldorf Shortseller setzen an den Börsen auf fallende Aktienkurse bei Unternehmen, deren Geschäft beispielsweise kriselt. Mitunter 2021 war jedoch ein schlechtes Jahr für Shortseller. Titel wie die GameStop-Aktie oder die AMC-Aktie verzeichneten innerhalb kürzester Zeit Kursanstiege von weit über 100 Prozent. Online-Broker sahen sich aufgrund der brisanten Situation gezwungen, den Handel auszusetzen. Dafür ernteten sie viel Kritik.
Jahrelang hatten Shortseller mit fallenden Kursen der GameStop-Aktie gutes Geld verdient. Hier sahen gerade junge Trader lukrative Möglichkeiten – und hatten Unternehmen mit einer hohen Shortquote ausgemacht. Das hatte gravierende Folgen für Shortseller und Hedgefonds. Doch was genau ist eine Shortquote, wer sind eigentlich Shortseller und was ist ein sogenannter „Short Squeeze“? Wir klären im Folgenden die wichtigsten Fragen zum Thema.

Was machen Shortseller?

Als Shortseller treten meist Hedgefonds auf, also unregulierte Investmentfonds. Sie leihen sich Aktien von Banken oder Fonds und verkaufen sie in der Hoffnung, sie zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen zu können und sie dann an den Verleiher zurückzugeben. Die Differenz, abzüglich einer Leihprämie, ist ihr Gewinn. Shortseller wetten auf fallende Aktienkurse eines Unternehmens. So war es 2021 auch beim Gaming Shop GameStop oder bei AMC Entertainment – einem weltweit operierenden Betreiber von Kinos. Jahrelang haben Shortseller durch fallende Aktienkurs diverser Unternehmen Geld verdient. Wie schnell Shortseller aber in die Defensive geraten können, zeigte im vergangenen Jahr die Entwicklung der GameStop-Aktie und der AMC-Aktie.

Junge Trader hatten den Schluss gezogen, dass Aktien mit einer hohen Shortquote – bei der also viele Shortseller auf fallende Kurse setzen – lukrativ sind und kauften die Aktie im großen Stil auf. Damit trieben sie die Kurse innerhalb kurzer Zeit in die Höhe und setzen Shortseller massiv unter Druck. Denn diese haben schließlich auf den Kursfall gewettet.
Shortseller beginnen bei derartigen Entwicklungen wiederum damit, ihre Positionen zu schließen. Das heißt, dass sie ihre Wette auf fallende Notierungen einer bestimmten Aktie reduzieren. Denn je höher der Aktienkurs steigt, umso stärker stehen sie unter Zugzwang, die Aktien zu höheren Kursen wieder zurückzukaufen, wodurch der Kurs wiederum angeheizt wird. Bei solch einem Rückkauf von großen Aktienpaketen steigen die Kurse schnell in die Höhe, woraus eine Kettenreaktion entsteht. Der Aktienkurs eines solchen lange „geshorteten“ Unternehmens steigt dann schlagartig an und beschert den Hedgefonds riesige Verluste. Diese Entwicklung wird „Short Squeeze“ bezeichnet.

Was passiert bei einem „Short Squeeze“?

Ein sogenannter „Short Squeeze“ beschreibt genau den Effekt, der im vergangenen Jahr rund um die GameStop-Aktie oder der AMC-Aktie zu beobachten war. Shortseller und Hedgefonds werden finanziell ausgequetscht, was auf Englisch „to squeeze“ heißt. Dabei ist ein starker Kursanstieg ohne fundamentale Gründe die Folge – also ohne, dass das Unternehmen tatsächlich den Umsatz steigert oder es andere realwirtschaftliche Faktoren gibt, die zur Wertsteigerung führen. Dann sind Shortseller plötzlich in der Verteidigungsposition. Je mehr Händler „short“ spekuliert haben, umso größer fällt der Kurssprung der jeweiligen Aktie aus.

Was war der größte „Short Squeeze“?

Porsche/VW

Im September 2005 kündigte der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking an, Porsche werde bei VW einsteigen. Lange Zeit erweckte er den Eindruck, Porsche werde sich mit einem Viertel von VW begnügen. Porsche sicherte sich aber, zum großen Teil über Optionen, 74,1 Prozent an VW. Als Wiedeking das im Herbst 2008 öffentlich machte, befeuerte das den Kurs der VW-Aktie. Anleger spekulierten auf eine Komplettübernahme. Hedgefonds, die auf einen fallenden VW-Kurs gesetzt hatten, mussten sich eindecken – und verloren Milliarden, als der VW-Kurs im Short Squeeze auf über 1000 Euro schoss.

US-Banken

Im Juli 2008 verschärfte die US-Börsenaufsicht SEC das Regelwerk, dem Shortseller unterworfen sind und verfügte ein Verbot von ungedeckten Leerverkäufen – sogenannte „naked shorts“. Von Goldman Sachs über Merrill bis Lehman Brothers – ungedeckte Leerverkäufe auf Aktien von 19 systemrelevanten US-Banken waren fortan verboten. Deren Aktienkurse waren zuvor durch Shortseller unter Druck geraten. Bei „naked shorts“ können Hedgefonds Aktien verkaufen, die sie sich zuvor noch nicht ausleihen mussten – sie müssen sie nur zu einem späteren Zeitpunkt besorgen. Das kann sehr schnell zu sehr großen Verkaufswellen führen. Das Verbot der SEC führte 2008 dann zu erzwungenen Eindeckungskäufen und einem massiven Short Squeeze, der US-Bankaktien zeitweise Kursgewinne von mehr 30 Prozent bescherte.

GameStop/AMC

Zu den größten Short Squeezes zählen auch die Entwicklungen rund um Gamestop und AMC. 140 Prozent der Aktien waren 2021(?) geshortet, ehe sich Privatanleger über das Internetforum Reddit koordinierten, die Aktie massiv kauften und die Shortseller aus dem Markt drückten. Der Kurs der GameStop-Aktie stieg von Januar 2021 von einem Wert von knapp 20 Dollar auf zwischenzeitlich 480 Dollar im März 2021.
Am 28. Januar stoppten zahlreiche Broker die Möglichkeit zum Kauf der GameStop-Aktie zwischenzeitlich. Dazu gehörten die Broker Robinhood, TD Ameritrade/Charles Schwab, Interactive Brokers und Webull auf dem US-amerikanischen sowie Trade Republic auf dem deutschen Markt.

Erstveröffentlichung: 31. Januar 2021, 16:01 Uhr

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