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Sinkende Erträge bei Berkshire Hathaway Der Über-Investor Buffett schwächelt

Warren Buffetts Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway spielt keine Spitzenerträge mehr ein. Sein „Value“-Stil sei ein Grund, sagen Experten. Auch fehle ihm das Händchen für neue Technologien. Schafft er noch mal ein Comeback?
23.05.2017 - 12:21 Uhr Kommentieren
Der Chef von Berkshire Hathaway mag Eis und süße Softdrinks. Quelle: Reuters
Warren Buffett

Der Chef von Berkshire Hathaway mag Eis und süße Softdrinks.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Es sind legendäre Aktionärstreffen, immer Anfang Mai im verschlafenen Städtchen Omaha im US-Bundesstaat Nebraska. Sie gelten als Woodstock des Kapitalismus. Dieses Jahr wollten 40.000 Besucher auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway ihren Idolen nahe sein: Warren Buffett und seinem Kompagnon Charlie Munger, mittlerweile 86 und 93 Jahre alt. Sie lenken die Geschicke der Beteiligungsgesellschaft. Wer Mitte der 60er-Jahre eine Berkshire-Aktie kaufte, der hat damit eine Rendite von knapp zwei Millionen Prozent erzielt oder knapp 21 Prozent im Jahresdurchschnitt.

Noch anschaulicher ist dieses Zahlenspiel: Wer vor vier Jahrzehnten nur 1.000 Dollar in die Berkshire-Aktie steckte, der ist heute fast dreifacher Millionär. Zum Vergleich: Wer dagegen breit in den US-Aktienmarkt investierte, der kommt auf schlappe 22.000 Dollar. Eine Vergleichsgrafik mutiert bei den krassen Unterschieden zu einer Art optischer Illusion. Der Vorsprung der Berkshire-Anlage ist so gewaltig, dass in diesem Bild der Vergleichsindex nahezu horizontal verläuft und fast mit der Grafikachse verschmilzt.

Die Aktie war ein echter Reichmacher – und das hat sich in den Köpfen der Anleger festgesetzt. Auch professionelle Fondsmanager blicken zum bekennenden Cherry-Coke-Trinker Buffett auf, haben die Berkshire-Aktie teilweise in den eigenen Depots. Da möchte kaum jemand am Nimbus kratzen. Doch Robert Buckland, Stratege von Citi Research in London, hat sich den Berkshire-Erfolg der vergangenen Jahrzehnte genauer angesehen. Das Ergebnis: Auch wenn Buffett im Langfristvergleich gegenüber dem breiten Markt sagenhaft abschneidet, der Erfolg ließ in den letzten Jahren merklich nach. Und das hat Gründe.

So fällt auf, dass der Mehrertrag der Berkshire-Aktie im Vergleich zum breiten US-Index S&P 500 über die Jahrzehnte tendenziell gesunken ist. „Und sogar ein fähiger Manager wie Buffett hat in etwa jedem dritten Jahr schlechter abgeschnitten als die Messlatte“, erklärt Buckland. Der Citi-Mann legt nach: „Gerade in den letzten zehn Jahren hatte er Mühe, vielleicht ist das der Grund, warum er den Anlegern zu empfehlen begann, ihr Geld lieber in Indexfonds zu stecken.“

In diesem Jahrtausend kommt die Aktie bereits auf sechs Verlustjahre im Verhältnis zum Index. Sechs Mal hat die Aktie demnach weniger Ertrag gebracht als die Wall Street. Das laufende Jahr begann ebenfalls mit einem Minus. Auch der bescheidene Buffett erkennt ein Problem: Berkshire ist immens gewachsen. An der Börse ist die Firma über 400 Milliarden Dollar wert. Große Beträge sinnvoll anzulegen sei immer schwerer geworden, beklagte der zweitreichste Mensch der Welt. Deshalb schiebt seine Gesellschaft einen sehr großen Barbestand vor sich her.

Nur wenig Technologie im Depot

Doch das eigentliche Problem scheint ein anderes zu sein. „Der Hauptgrund ist Buffetts Anlagestil“, erkennt John Lyon, Marktspezialist beim renommierten US-Analysehaus Ned Davis Research. Der Mann aus Omaha kauft Firmen, die nach seinen Analysen an der Börse zu preiswert sind. Als Kontrastprogramm gilt ein auf künftiges Wachstum setzender Ansatz. Multimilliardär Buffett war mit seinem „Value“-Stil über lange Perioden erfolgreich. Doch in der jüngeren Vergangenheit waren typische Wachstumsfirmen mehr gefragt. „Das ist Gegenwind für ihn“, urteilt Lyon. „Außerdem war der Trend zusätzlich von Technologie-Aktien getrieben“, ergänzt er.

Das neusortierte Portfolio von Warren Buffett

Und mit Technologie hatte der legendäre Investor nie viel am Hut: „Er hat selber zugegeben, dass er Firmen wie Amazon oder Google verpasst hat.“ Auf eine Facebook oder Microsoft verzichtet er ebenfalls. Dabei hat Buffett teilweise enge Kontakte in die Technologiebranche. Mit Bill Gates ist er seit langem befreundet, der Microsoft-Mitgründer ist außerdem ein führender Manager bei Berkshire.

„Auf dem Technologiefeld ist Buffett nicht proaktiv aufgestellt, da fehlt ihm das Händchen“, bestätigt Hendrik Leber, Chef der Fondsgesellschaft Acatis und bekennender Buffett-Fan. Der Berkshire-Chef ist zwar an Apple beteiligt und stockte seinen Anteil in diesem Jahr auf. „Aber das ist mehr Konsumindustrie und weniger Technologie“, meint Leber. Und seine IBM-Position habe der Mann aus Omaha abgebaut. Doch ob Buffett die Zukunftsfirmen dauerhaft ignorieren könne, sei fraglich. Schließlich griffen die neuen Technologien auch in die Geschäftsmodelle der Unternehmen ein, in die er investiert habe.

Buffett sucht Unternehmen, die er versteht. Die kommen vor allem aus den Bereichen Konsum, Finanzen, Energie. Schlagzeilen machte er auch mit seinen Einkäufen von Fluggesellschaften und Eisenbahnen. Zu den größten Positionen im Berkshire-Portfolio zählen Kraft Heinz, Wells Fargo, Coca-Cola, IBM und American Express. Deshalb klingt Lyons Vermutung logisch: „Wenn der Wachstums-Stil langfristig weiter gut läuft, dann dürfte auch Buffetts Ansatz weniger effektiv bleiben.“ Allerdings bleiben die Finanzexperten ihrem Idol vorerst treu. „Er wird nicht mehr die Top-Renditen der Vergangenheit liefern, aber verlässliche Erträge“, glaubt Leber. Ähnlich denken die Fachleute beim Fondshaus Flossbach von Storch. „Buffetts Stil ist alles andere als tot, da mache ich mir keine Sorgen “, sagt Kapitalmarkstratege Philipp Vorndran.

Leber erinnert sich noch gut an seinen ersten Flug zur Hauptversammlung nach Omaha. Das war vor über zwei Jahrzehnten. „Damals kostete die Aktie 23.000 Dollar, heute 250.000 Dollar“, betont der Fondsmanager. Es ist die teuerste Aktie der Welt. Und vielleicht dreht ja auch wieder der Trend an den Aktienmärkten zugunsten des Value-Stils. Flossbach-Mann Vorndran fühlt sich dabei an die Interneteuphorie Ende der 90er Jahre erinnert. Auch damals erschien ein Mann wie Buffett mit seiner Vorliebe für altbackene Industrien vom Zeitgeist überholt zu sein. „Es gab immer wieder Phasen, wo man dachte, er hat es verlernt“, erklärt Vorndran. Doch mit dem Crash der hochgepushten Titel feierte Buffett sein Comeback.

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