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Strategie Wie groß ist das Risiko einer Stagflation? Die wichtigsten Fragen und Antworten

Noch sind die Risiken, Inflation plus wirtschaftliche Schwäche zu bekommen, überschaubar. Aber Beobachter sind alarmiert. Wie berechtigt die Sorgen sind und was Anleger im Blick behalten sollten.
13.10.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Wie weit steigen die Preise noch? Quelle: dpa
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Wie weit steigen die Preise noch?

(Foto: dpa)

Frankfurt Wiederholen sich die Siebzigerjahre, in der hohe Ölpreise die Inflation anheizten, während gleichzeitig die Wirtschaft lahmte und die Arbeitsplätze bedroht waren? „Stagflation“ war damals das Schlagwort, und viele Verbraucher und Investoren fürchten, dass wir demnächst etwas Ähnliches erleben. Die US-Großbank JP Morgan versucht zu beruhigen, sie überschreibt eine Studie mit: „Das ist nicht die Stagflation, die eure Eltern erlebt haben.“

Aber was hat es mit diesem Phänomen auf sich? Und wie gefährlich ist es wirklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema.

Warum reden zurzeit alle über Stagflation?
Vermögensverwalter und Banken berichten, dass Stagflation eines der Top-Gesprächsthemen ihrer Kunden ist. Weil die Inflation hartnäckiger bleibt als noch zu Jahresangang von vielen Ökonomen erwartet und weil gleichzeitig ganze Branchen wie etwa der Autobau nicht mit voller Kapazität arbeiten könne, wachsen die Sorgen.

Aber was genau heißt Stagflation?
Gemeint ist damit das Zusammentreffen von Inflation und stagnierender oder nur schwach wachsender Wirtschaft.

Haben wir zurzeit schon eine Stagflation?
Die meisten Ökonomen sehen zurzeit noch keine Stagflation. Denn noch ist das wirtschaftliche Wachstum recht robust. Die Unterauslastung einzelner Branchen liegt an Lieferengpässen, nicht am Fehlen wirtschaftlicher Dynamik.

Wie groß ist das Risiko einer Stagflation im kommenden Jahr?
Viele Ökonomen und Anlagestrategen gehen davon aus, dass dieses Risiko gestiegen ist. Aber die meisten sehen Stagflation trotzdem nicht als das wahrscheinlichste Szenario an. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Ökonomen die heutige Inflation auch nicht für ein dauerhaftes Phänomen halten. Dabei gibt es kurzfristige, rein statistische Effekte, die im kommenden Jahr verschwinden werden oder sich sogar umkehren, zum Beispiel den Basiseffekt durch die im vergangenen Jahr drastisch eingebrochenen Energiepreise.

Dazu kommen die Lieferengpässe in vielen Branchen. Die gelten auch als vorübergehend, wobei die Sorge wächst, dass sie doch länger anhalten als anfänglich erwartet. Richtig gefährlich wäre es, wenn die steigenden Preise zu einer Lohn-Preis-Spirale führen, die dann auch weiterläuft, wenn die Lieferengpässe nach und nach beseitigt werden. Davon ist zurzeit kaum etwas zu sehen, aber es ist nicht abwegig, dass diese Spirale entstehen kann.

Was kann die Europäische Zentralbank tun?
Die Geldpolitiker müssen zwei Fehler vermeiden, die beide zu mehr Stagflation führen können. Wenn sie zu lange damit warten, die Inflation zu bekämpfen, kann es passieren, dass sich eine Spirale entwickelt, die nur noch schwer aufzuhalten ist. Wenn die EZB dann versuchen würde, diese Spirale wieder einzufangen, würgt sie unter Umständen die Konjunktur ab, während die Inflation zunächst noch weiterläuft – das wäre dann Stagflation. Der andere Fehler wäre, zu früh eine Preissteigerung zu bekämpfen, die vor allem auf Lieferengpässen und höheren Produktionskosten beruht – also auf Faktoren, die die EZB kaum beeinflussen kann. Dann würgt sie die Konjunktur ab, und die Preise steigen weiter – also gibt es Stagflation.

Welchen Einfluss hat die Regierung auf die Entwicklung?
In den USA gibt es eine lebhafte Diskussion über große, schuldenfinanzierte Ausgabepakete der Regierung, die wahrscheinlich die Kapazität der Wirtschaft überfordern und damit zur Inflation beitragen. In der Euro-Zone ist dieser Zustand nach weitgehend übereinstimmender Meinung der Ökonomen nicht zu befürchten, weil trotz großer Hilfspakete die Wirtschaft insgesamt nicht an ihre Grenzen gerät. Selbst Kritiker der hohen US-Ausgaben wie der Ökonom Larry Summers warnen davor, in Deutschland zu sehr auf Sparpolitik zu setzen.

Wie können Anleger mit Stagflationsrisiken umgehen?
Anleihen sind eine schlechte Anlage bei steigenden Preisen. Der Rückzahlungswert vermindert sich real, also nach Abzug der Inflation. Außerdem steigen in diesem Umfeld häufig die nominalen Renditen, was wiederum die Kurse drückt. Es gibt zwar auch Anleihen mit Inflationsausgleich, aber deren Renditen sind zunächst noch schlechter als die der normalen Staatspapiere.

Auf mittlere bis längere Sicht sind Sachwerte, also auch Aktien, der beste Inflationsschutz. Dabei ist es wichtig, auf Unternehmen mit einer starken Marktposition zu setzen, die höhere Preise gegenüber den Kunden durchsetzen können. Bei Stagflation sind zyklische Aktien, etwa Autohersteller, allerdings keine gute Wahl. Es empfehlen sich dann eher Unternehmen, die Waren für den täglichen Bedarf herstellen. Typische Beispiele sind Konzerne wie Nestlé, Unilever, Procter & Gamble oder Coca-Cola.

Gold gilt auch als Inflationsschutz, ist aber zuletzt nicht gut gelaufen. Immobilien empfehlen sich als Sachanlage, in den hochpreisigen Städten ist der Markt aber schon recht heiß. Bei Inflation plus starkem Wachstum bieten sich Rohstoffe wie Öl an. Diese sind aber schon stark gelaufen. Bitcoin sind sehr spekulativ. Am Ende bleibt es dann bei Qualitätsaktien, wobei auch die im heutigen Umfeld hin und wieder starke Nerven erfordern.

Mehr: Wie schätzen Ökonomen das Stagflationsrisiko ein?

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