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US-Börsen Rekorde an der Wall Street – Wie lange trägt der neue Bullenmarkt?

Auf das Rekordhoch des S&P 500 folgt der nächste Meilenstein: Apple ist als erstes Unternehmen zwei Billionen Dollar wert. Für weitere Kurssprünge dürften allerdings neue Impulse nötig sein.
19.08.2020 - 17:37 Uhr Kommentieren

US-Börsenexperte Koch: Der kürzeste aller Bärenmärkte ist beendet!

Frankfurt, New York Seit Jahren schon hängen US-Börsen die europäischen Märkte ab - nun gelingt es ihnen von Neuem: Der US-Leitindex S&P 500 hat am Dienstag mit 3.395 Punkten in neues Allzeithoch erreicht, am Mittwoch stieg der Index im frühen Handel noch einen Tick höher auf 3.396 Punkte. Und nur eine gute Stunde nach Börsenöffnung folgte der nächste Rekord. Apple ist als erstes US-Unternehmen zwei Billionen Dollar wert.

Schon während des Corona-Crashs haben sich die US-Börsen etwas besser gehalten als ihre europäischen Pendants. Während der Dax und der Euro-Zonen-Leitindex Euro Stoxx 50 zwischen Mitte Februar und Mitte März um fast 40 Prozent einbrachen, verlor der S&P 500 ein Drittel. Dazu hat er sich jetzt schneller erholt und damit Corona-Krise auf den ersten Blick vollständig abgehakt.

Für Solita Marcelli, US-Chefanlagestrategin bei der schweizerischen Großbank UBS, steht fest: „Wir stehen am Anfang eines Bullenmarktes.“ Das klingt nach einer guten Nachricht für Anleger, aber bis die Kurse weiter richtig durchstarten, müssen sie sich wohl gedulden. Aktienstrategen, die der Informationsdienst Bloomberg befragt hat, sehen den S&P 500 auf Jahressicht nur bei 3.200 Punkten und damit gut fünf Prozent unter dem derzeitigen Niveau.

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Beunruhigend ist das indes nicht. Der Markt ist nach dem enormen Anstieg zwar „anfällig für schlechte Nachrichten“, wie Andrew Slimmon, Investmentstratege bei der US-Bank Morgan Stanley sagt. Aber auch Morgan Stanley rechnet zumindest mit Blick auf die nächsten zwölf Monate mit einem Anstieg des S&P 500 auf 3.500 Zähler.

Nach einem Rekordhoch nehmen Anleger zunächst oft Gewinne mit. Sam Stovall von CFRA Research in New York hat nachgerechnet. Demnach liegen solche Rückschläge im Schnitt bei acht Prozent, und die Rückschlagphasen dauern nicht lange. Stovall gehört ebenso wie David Kostin von der US-Bank Goldman Sachs zu Strategen, die den S&P 500 am Jahresende anders als die Mehrheit etwas höher sehen als derzeit.

Allerdings müssen die Unternehmen „dafür liefern“, wie Stovall es ausdrückt: „Wir brauchen bei den Ergebnissen im dritten und vierten Quartal einige Korrekturen nach oben, damit die Bewertungen an den Märkten gerechtfertigt sind.“ Kostin von Goldman Sachs geht explizit davon aus, dass es genauso kommen wird. Deshalb werden Investoren seiner Meinung nach höhere Bewertungen für Aktien akzeptieren. Für den S&P 500 prognostiziert der leitende US-Aktienstratege von Goldman Sachs in vier Monaten einen Stand von 3.600 Punkten.

Vor der Pandemie wurden die Aktien im S&P 500 im Schnitt mit dem 17-Fachen der für das kommende Jahr erwarteten Gewinne bewertet. Jetzt ist laut Kostin das derzeit gut 20-Fache akzeptabel, zum Jahresende das 21-Fache. Denn schon mit ihren Ergebnissen für das zweite Quartal haben viele US-Unternehmen positiv überrascht. Mehr als 80 Prozent der S&P-500-Konzerne verdienten im zweiten Quartal mehr, als Analysten im Vorfeld erwartet hatten.

Tech-Werte dominieren

Insgesamt gesehen waren die Zahlen zwar dennoch schlecht. Die Gewinne lagen nach Berechnungen des Datenanbieters Refinitiv im Schnitt rund ein Drittel unter den jeweiligen Ergebnissen des Vorjahreszeitraums. Dabei gab es aber vor allem eine große Ausnahme: Die großen Technologiekonzerne glänzten mit ihren Zahlen. In den weltweiten Lockdown-Zeiten zur Eindämmung der Pandemie war es schließlich die Technologie, die dafür sorgte, dass das Leben von zu Hause aus zumindest in halbwegs geordneten Bahnen weiter lief – sei es durch Homeoffice, durch Online-Shopping oder Video-Chats mit Familie und Freunden.

Genau davon profitieren die Tech-Giganten: Apple-Chef Tim Cook verkündete für das zweite Quartal „historische Ergebnisse“, ähnliches taten Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Amazon-Chef Jeff Bezos. Lediglich die Google-Mutter Alphabet litt spürbar unter sinkenden Werbeumsätzen.

Das alles half dem S&P 500 extrem. Die großen Tech-Werte sind der Hauptgrund dafür, dass sich der US-Leitindex so gut geschlagen und die europäischen Börsen abgehängt hat.

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Beobachter erwarten Gewinnmitnahmen, vor allem bei Apple. Doch die Luft sei noch nicht raus. Die Papiere des iPhone-Herstellers legten seit Jahresbeginn um 55 Prozent auf über 468 Dollar zu. Gene Munster von Loup Ventures rechnet damit, dass die Aktie in den kommenden Monaten auch die 600-Dollar-Marke knacken könnte. Damit werden die großen Konzerne aus dem Silicon Valley weiter den Ton angeben. „Nach dem Beginn der Coronakrise haben vor allem die fünf großen Tech-Aktien den Index getrieben“, sagt Kostin von Goldman Sachs. Ein Blick auf die Indexdaten zeigt: Seit Mitte März entfielen vom S&P-500-Gewinn ganze 28 Prozent auf Amazon, Microsoft, Apple und Alphabet.

Die Technologieaktien boomen schon lange und haben so den S&P 500 in den vergangenen zehn Jahren massiv nach oben gezogen. Das ist der Hauptgrund dafür, dass sich der US-Leitindex so viel besser entwickelt als die großen Indizes in Europa. In den vergangenen zehn Jahren entfielen auf die Aktien der fünf Technologiegiganten sogar mehr als 31 Prozent des S&P-Gewinns. Der S&P 500 stieg seit Januar 2010 um rund 200 Prozent, inklusive wieder angelegter Dividenden summiert sich das Plus auf fast 300 Prozent.

Das kommt nicht von ungefähr: „Die Gewinne des Technologiesektors sind schon seit 1975 etwa 200 Prozent schneller gewachsen als die Gewinne der weltweiten Nicht-Technologieaktien“, blickt René Kerkhoff, Fondsmanager beim von Jens Erhardt gegründeten Vermögensverwalter DJE Kapital, sehr langfristig zurück.

Chance für europäische Aktien?

In den Leitindizes in Deutschland und Europa dominieren dagegen die zyklischen Unternehmen aus Branchen wie zum Beispiel Auto und Chemie. Genau hier liegt indes eine Chance für europäische Aktien. Investoren wittern Aufholpotenzial: In der monatlichen Fondsmanagerumfrage der Bank of America gaben im laufenden Monat immerhin ein Drittel der Investoren an, dass sie in ihren Portfolios insgesamt Unternehmen aus der Euro-Zone stärker als US-Aktien gewichten. Das gab es zuletzt vor mehr als zwei Jahren.

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Auch mit Blick auf die US-Indizes mehren sich die Stimmen von sogenannten Value-Investoren, die auf größere Kursgewinne bei den Industriewerten hoffen. Ihr Argument: „Technologie-Unternehmen sind einfach zu teuer“, sagt zum Beispiel Thomas Kleber, Investmentchef des Vermögensverwalters Pecora Capital.

Unternehmen wie der Elektroautopionier Tesla, der Videokonferenzanbieter Zoom oder der Zahlungsdienst Paypal sind laut Kleber „extrem hoch bewertet“. Der Pecora-Capital-Investmentchef führt das auch auf die neue Macht der Kleinanleger zurück, die durch Plattformen wie Robinhood deutlich mehr Einfluss auf die Märkte nehmen. Sie kauften oft impulsiv Aktien von Unternehmen, deren Produkte sie kennen, aber deren Geschäftsmodelle sie nicht verstehen. „Sollte es zu einer Rotation aus Tech-Werten kommen, sind auch deutsche Aktien attraktiv“, betont Kleber.

Allerdings wird insgesamt nach Meinung der meisten Aktienstrategen auch für europäische Aktien die Luft dünn. Auf Jahressicht rechnen Banken laut Bloomberg im Schnitt damit, dass der Euro Stoxx 50 drei Prozent unter dem derzeitigen Niveau notieren wird, beim Dax sind es sogar fünf Prozent.

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Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Börsen sind nicht nur in den USA, sondern auch in Europa seit ihren Tiefs deutlich gestiegen und damit der wirtschaftlichen Entwicklung vorausgelaufen. Die Wirtschaft befindet sich schließlich inmitten der Rezession, und die Corona-Pandemie ist noch nicht eingehegt. Zentralbanken und Regierungen weltweit stützen die Wirtschaft mit billionenschweren Hilfen, doch das kann die Krise lediglich abfedern, nicht verhindern.

Genau deshalb braucht es für weiter steigende Börsen neue Impulse. In den USA könnte das nach Ansicht von Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Firmen- und Privatkunden bei der Deutschen Bank, die Einigung auf ein weiteres Fiskalpaket sein. Eine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten scheine sich zwar weiter zu verzögern. Aber: „Mit einem Umfang von 1,5 Billionen bis zwei Billionen Dollar könnte das Hilfsprogramm umfangreicher ausfallen als ursprünglich erwartet.“

Hoffen auf den Impfstoff

Mit Abstand der größte Anschub dürfte allerdings von einem Impfstoff kommen. Goldman Sachs rechnet damit schon bis Ende des Jahres. Die von der Bank of America befragten Fondsmanager sind hier vorsichtiger. Die Mehrheit rechnet mit positiven Meldungen zu einem Impfstoff erst im ersten Quartal des kommenden Jahres. Allzu große Kursprünge sollten Anleger bis dahin – trotz des neuen S&P-Rekordhochs – nicht erwarten.

Mehr: Lesen Sie hier den Kommentar: „Tina“ prägt die New Yorker Börsen

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