Vermögensverwalter HQ Capital Investieren mit den Quandts

Kunden erwarten eine Bruttorendite zwischen zwölf und 15 Prozent.
Frankfurt Raumgreifende Villen, unverbauter Blick über die Felder, reine Luft. In dem Kurort Bad Homburg vor den Toren von Frankfurt findet man unter der Adresse „Am Pilgerrain 17“ eines der renommiertesten Häuser in Deutschland, wenn es um die Anlage von größeren Vermögen geht: HQ Capital.
Die Nachkommen des Unternehmers Harald Quandt – der zusammen mit Herbert Quandt in den fünfziger Jahren ein Firmenkonglomerat (BMW, Varta) geerbt hatte – lassen hier ihr Geld arbeiten. Sie stellen zwar nur noch zehn Prozent der insgesamt rund zwölf Milliarden Dollar Anlagevermögen bei HQ Capital – gleichwohl verstehen sie sich als Ankerinvestoren und haben einen Sitz im Aufsichtsrat inne.
Die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik machen natürlich auch vor den wirklich Wohlhabenden der Republik nicht halt. Deshalb rücken „Alternative Assets“ – also Anlagen jenseits von Anleihen und Aktien – immer mehr in den Fokus. In Bad Homburg setzt man dabei auf zwei Säulen: Private Equity – Unternehmensbeteiligungen über Fonds und als Direktinvestment – sowie US-Immobilien.
Das größte Problem für die Vermögensverwalter ist der Boom, der die Preise für alle außerbörslichen Investments in die Höhe treibt. Weil Anleihen so gut wie nichts mehr abwerfen und an den Aktienmärkten immer das Risiko eines Crashs schlummert, fließt immer mehr Geld in „handfeste“ Anlagen. „Mittelgroße Unternehmen sind in den vergangenen Jahren teurer geworden, es gibt keine Schnäppchen mehr“, sagt Georg Wunderlin, Mitglied der Geschäftsführung von HQ Capital, im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Heute zahlt man das Sieben- bis Neunfache des operativen Ergebnisses, vor drei Jahren war es nur das Sechsfache. Die Wertsteigerung muss heute ganz klar über das Wachstum und die operative Verbesserung in den Firmen erfolgen.“
Betongold als zweites Standbein
Im Moment beobachte man im Markt über alle Anlageklassen hinweg sinkende Renditen. Das mussten auch die Investoren akzeptieren: Sie haben ihre Erwartungen auf eine Rendite zwischen zwölf und 15 Prozent vor Kosten heruntergeschraubt. „Vor fünf Jahren lag der Korridor noch bei 15 bis 18 Prozent – und nur zum Vergleich: In den 80er-Jahren waren rund 25 bis 30 Prozent brutto üblich“, erläutert Wunderlin.
Auch die Investmentbanker in Frankfurt beobachten ein reges Interesse an Unternehmenskäufen, aber es mangelt an Objekten. Die Geldflut der EZB hebe alle Boote, das Angebot an „Real Assets“ könne mit der Nachfrage kaum mehr Schritt halten, sagt ein Banker.
Das zweite Standbein von HQ Capital sind Investments in amerikanisches Betongold. „Wohnimmobilien in den USA sind im aktuellen Marktumfeld lohnende und – bei der Auswahl der richtigen Segmente – defensive Anlageobjekte“, sagt der Chef von HQ Capital, Ernest Boles. Man arbeite mit Entwicklern zusammen, mit denen Objekte gebaut, vermietet und verkauft würden. „Bei einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren sind so Bruttorenditen von zwölf bis 15 Prozent möglich“, erklärt Boles. Mit vermieteten Objekten seien jährliche Renditen von vier bis sechs Prozent drin. „Wir zielen beispielsweise auf voll vermietete Eigentumswohnungen für die Millennials-Generation, die gerne in den Stadtzentren um die Konzernhauptquartiere – etwa von Amazon – herum wohnen wollen“, konkretisiert Boles.
Privatanleger, die nicht über mehrere Millionen verfügen, können die Strategie der Quandts im Beteiligungsgeschäft beispielsweise mit Dachfonds nachstellen, die allerdings oft hohe Gebühren verlangen. Außerdem sollten solche illiquiden Anlagen, bei denen ein Investor durchschnittlich zehn Jahre dabeibleiben muss, üblicherweise nur eine Beimischung zu anderen Vermögensklassen sein. „Ein allgemeiner Richtwert könnte entsprechend bei höchstens zehn bis 15 Prozent liegen“, sagt Carsten Hermann, Geschäftsführer und Leiter Investment Management bei Feri Trust.