Vermögensverwaltung Blackrock steigt bei Robo Advisor Scalable Capital ein

Das Fintech bekommt einen bekannten Minderheitseigner.
Frankfurt Die klassische Geldbranche ist in Aufruhr: Das Schlagwort „Robo Advice“ beherrscht die Diskussionen. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock sorgt jetzt dafür, dass die Wachstumshoffnungen für digitale Geldverwaltung einen neuen Schub bekommen. Er wird der größte Minderheitseigner beim bekannten Digitalverwalter Scalable Capital. Für Blackrock ist es die erste Beteiligung an einem Robo Advisor außerhalb des Heimatmarktes USA.
Blackrock betreut weltweit 5,4 Billionen Dollar und ist in Deutschland einer der größten ausländischen Fondsanbieter. Das deutsch-britische Start-up Scalable Capital gehört knapp eineinhalb Jahre nach dem Start mit einem Kundenkapital von mehr als 250 Millionen Euro und rund 6.000 Privatkunden zu den größeren Adressen der Onlineverwalter in Europa.
Die Gesamtfinanzierung von Scalable steigt mit der zweiten Finanzierungsrunde von ursprünglich zehn auf nun 41 Millionen Euro. Das Start-up ist mehrheitlich im Besitz der Gründer und Beschäftigten. Dazu kommt neben den bereits beteiligten Holtzbrinck Ventures und Tengelmann Ventures nun auch Blackrock. „Wir werden unabhängig bleiben“, betont Scalable-Mitgründer Erik Podzuweit.
Die Vertreter der beteiligten Firmen sehen den Schulterschluss als Gewinn für beide Seiten. „Es ist eine natürliche Ausweitung unseres Geschäfts; Scalable ist einer der stärksten Spieler in diesem Markt“, sagt Frederik Meheus, der bei Blackrock den Technologiebereich für Privatkunden leitet. Podzuweit sieht die eigenen Vorteile: „Uns nutzen die Kundenverbindungen des weltgrößten Vermögensverwalters. Wir reden über Versicherungen, Unternehmen; mit Siemens kooperieren wir bereits“, sagt Podzuweit. Er plant die Ausweitung des Geschäfts in andere europäische Länder.
Es ist eine simple Idee, die die beiden Unternehmen antreibt: Früher trafen sich Sparer und Berater in der Bank. Nun schafft die digitale Revolution die Möglichkeit, Finanzgeschäfte und auch die eigene Geldverwaltung komplett online zu erledigen. Das kann beispielsweise für die technikaffine jüngere Generation attraktiv sein. Angeboten werden meist standardisierte und von automatischen Anlageprogrammen gesteuerte Depot-Varianten. Eingesetzt werden Indexprodukte, bei denen Blackrock ebenfalls die Nummer eins ist. „Dieser Ansatz führt zu Gebührenvorteilen, so dass es für Anleger interessant ist, sich damit zu beschäftigen“, meint Michael Mellinghoff, Geschäftsführer der Fintech-Beratungsfirma Techfluence.
Der Hype um Robo Advice wird geschürt durch spektakuläre Wachstumsschätzungen, die für die krisengeschüttelte Finanzbranche selten sind. Laut der Beratungsfirma Oliver Wyman dürften Anleger weltweit im vergangenen Jahr mindestens 100 Milliarden Dollar einem digitalen Verwalter anvertraut haben. In drei Jahren soll diese Summe auf eine halbe Billion Dollar angeschwollen sein, die Hälfte auf Nordamerika entfallen (siehe Grafik). „Am Ende werden wahrscheinlich Banken und Vermögensverwalter den größten Teil des Kuchens ausmachen“, vermutet Matthias Hübner, Partner bei Oliver Wyman.
Auf Deutschland entfällt zwar bisher nur ein sehr kleiner Teil dieses Geldes. Die Oliver-Wyman-Strategen schätzen allerdings, dass das Kapital auf mehr als das 20-Fache steigen und in drei Jahren rund 22 Milliarden Dollar erreichen wird.
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