Währungskrise „Gold hat keinen fairen Wert“

Bankier Friedrich von Metzler rechts, hier mit dem Börsen-Vorstandsvorsitzenden Reto Francioni im Jahr 2010, kann die Angst der Deutschen vor den Aktien nicht nachvollziehen.
Handelsblatt: Herr von Metzler, die Aktienkurse schwanken kräftig; das Gleiche gilt für die Renditen von Staatsanleihen – ist die Finanzwelt aus den Fugen geraten?
Friedrich von Metzler: Nein, das ist sie nicht. Krisen und große Nervosität hat es zu allen Zeiten gegeben an der Börse, das ist nichts Neues. Aus unserer, also aus der heutigen Perspektive, wirkt das, was gerade passiert, natürlich sehr viel intensiver auf uns. Die Erinnerung an frühere Krisen dagegen verblasst schnell.
Viele Experten sagen, dass es, was die Kapitalmärkte betrifft, noch nie so schwer war, Prognosen zu treffen …
Es ist unübersichtlicher geworden. Die Welt wächst zusammen, die Globalisierung hat vieles verändert. Sie wirkt im Besonderen auf den Finanzmärkten. Sehr viel Geld strömt heute aus Asien oder dem arabischen Raum nach Europa – und umgekehrt. Früher war die Zahl der Marktteilnehmer überschaubarer und deshalb vielleicht ein Stück berechenbarer.
Früher gab es auch keine Hochgeschwindigkeitshändler, die die Kurse massiv beeinflusst haben, heute schon. Wie groß ist die Gefahr, die von ihnen ausgeht?
Ich weiß nicht, wie groß ihr Einfluss auf die Kurse ist. Bislang gibt es meines Wissens keine nachprüfbaren Beweise.
Würde eine Börsenumsatzsteuer helfen, die Märkte berechenbarer zu machen?
Wie wollen Sie das denn anstellen? Eine solche Steuer müsste weltweit erhoben werden. Und das werden die Handelsplätze in Asien nicht mitmachen. Ein nicht unerheblicher Teil des Börsengeschäfts würde dorthin abwandern. Für Frankfurt wäre das ein Problem, Tausende Arbeitsplätze fielen vermutlich weg.
Können die Aufsichtsbehörden überhaupt etwas tun, um die Finanzmärkte zu bändigen?
Bändigen ist ein schönes Wort (lacht). Ich würde es nicht so nennen. Wir haben es hier mit keinem wilden Tier zu tun, auch wenn solche Vergleiche oft gezogen werden. Wir neigen zu Übertreibungen, das verstellt uns zuweilen aber den Blick auf das Wesentliche. Wir brauchen wieder mehr Redlichkeit im Umgang miteinander.
Inwiefern?
Nehmen wir das Thema Transaktionssteuer. Was genau ist denn das, was bewirkt sie? Diese Fragen sind bislang nicht beantwortet. Ich habe das Gefühl, dass diese Steuer nichts mehr ist als eine fixe Idee, die nur einem einzigen Grund dient – nämlich zu demonstrieren, dass die Politik etwas tut, weil von ihr erwartet wird, etwas tun zu müssen. Im Zweifel schadet es mehr, als es nützt. Es gibt noch andere Beispiele dafür.
Welche denn?
Die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid etwa. Sie sollte bewirken, dass der Wettbewerb unter den Börsen größer wird und die Preise für die Kunden fallen. Die Märkte sollten transparenter werden. Passiert ist aber etwas ganz anderes: Zahlreiche alternative Handelsplattformen sind entstanden, die den kontrollierten Börsen Liquidität entziehen und den Wertpapierhandel insgesamt schwankungsanfälliger machen. Der Handel in deren sogenannten Dark Pools ist sehr viel intransparenter als an den geregelten Börsen.
Demnach schadet Regulierung bloß …
Das habe ich nicht gesagt. Aber wir sollten aufrichtiger darüber diskutieren. Was könnte helfen und was nicht?
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Prinzipiell wird der technische Nutzen von Gold mit dieser flapsigen Bemerkung angerissen.Herr Metzler scheint es schwer zu fallen, der Logik der vergangenen Jahrtausende zu folgen. Auch die Golddeckung von Währungen scheint ihm suspekt zu sein. Aber gerade ein Banker muss derzeit der Realität "Unendliche Geldschöpfung" versus "endliche Goldvorräte" ins Auge sehen. Technischer Nutzen hin oder her.
Viele Menschen rennen heute Silber hinterher, und dies wegen dem technischen Nutzen und der Endlichkeit dieses wichtigen Metalls. Die stellt somit auch eine Alternative dar.
Es geht keineswegs um den Weltuntergang, sondern um eine Übergangszeit des Misstrauens gegen das Geld, ausgelöst durch seine inflationäre Menge (siehe 20-iger Jahre).
Insgesamt steht die Titanic mächtig unter Wasser. Das weiß auch Herr Metzler. In dieser Zeit wollen viele eben keine Schiffsbeteiligung (Aktien, ANleihen) erwerben, sondern lieber ein goldiges Rettungsboot.
Wenn Sie mal Charts richtig lesen würden, dann würden sie nicht schreiben, daß "Gold seit 6 Jahren kontinuierlich und seit 1 Jahr exzessiv steigt". Das ist nicht korrekt bzw. nur die halbe Wahrheit. Das Gold hatte sein letztes Tief Anfang 2001, steigt demnach jetzt bereits 10 Jahre an.
Daß sich der Anstieg in den letzten Jahren in zwei Phasen beschleunigt hat (1. Phase "Lehman-Effekt" 2008-2011, 2. Phase drohender EU-Default 2011), hat mit exzessiv noch nichts gemein. Schauen Sie sich die Rallye 1979 bis 1980 an - das war exzessiv und eine Fahnenstange:
http://www.chartbuero.de/gold.htm
Natürlich kann das Gold korrigieren und sollte das auch - idealerweise bis auf 1000 USD. Selbst dann ist der Aufwärtstrend völlig intakt. Den Goldanleger in Euroland dürfte das nicht einmal viel jucken, da ein fallender Goldpreis traditionell mit einem steigenden Dollar einhergeht: Ergo fällt der Euro und das Goldpreis bleibt in Euro stabil bzw. fällt nicht ganz so stark.
Und noch ein Wort zum Gold an sich: Gold ist neben Silber die einzige Währung der Welt, welche nicht beliebig vermehrt werden kann und wo kein Zahlungsversprechen dahinter steht. Versprechen werden immer wieder gebrochen, die Geldmengen permanent ausgeweitet.
JEDE Papiergeldwährung der Welt ist in der Menschheitsgeschichte untergegangen, JEDE. Misst man den Wert von Papiergeld in Gold, dann stellen wir fest, daß es nicht das Gold ist welches im Preis steigt, sondern es sind die ungedeckten Papierwährungen, die im Wert fallen (ergo fällt der Kaufkraft):
http://www.leap2020.eu/photo/art/default/1820160-2482111.jpg?v=1289457495
http://www.propagandafront.de/wp-content/uploads/2011/01/bmg1.jpg
Wo ist da ein Einstieg langfristig riskant?
Angesichts der Probleme beim "Papier" bleibt nichts anderes als Sachwerte. Klar, de facto ist Gold wertlos, aber es gibt ja auch andere Dinge von bleibendem Wert wie z.B. Wald, Acker, u.ä. und nicht nur Papier(e), die in Extremis nur eines haben: Brenn- und Heizwert.
an Benutzer "Mischael"
was heißt da Wohlstandsverschiebung. Wir haben nur noch einen 3D Fernseher und 2 Handies, die Chinesen haben 5 ?
Wir HABEN DOCH SCHON ALLES ! Wir haben doch schon Wohlstand der nicht mehr mehr geht ! Wir sind doch schon ÜBERSATT !
Das kann es nicht für alle Chinesen geben, das sprengt das System !
In jedem Wort klingt durch: Ich provitiere sehr davon, so wie das System läuft, und die anderen sollten doch bitte schön am Aktienmarkt "mitspielen" damit ich schön viel Geld absaugen kann. Vor Gold hab ich wahnsinnig Angst, denn das macht unser schönes "Spiel" kaputt. Das muß ich den Leuten ausreden, unbedingt. Hoffentlihc kann ich die Leute beruhigen, denn es ist wirklich 5 vor Zwölf. Niemand darf merken, wie schlimm es steht, wir müssen die Leute einfach davon überzeugen, daß sie ruhig bleiben, schön brav weiter arbeiten, und ihre Kohle rausrücken für Aktien und andere Finanzprodukte.
Zum Glück hab ich meine Schäfchen im Trockenen. Die anderen sollen ruhig 40 Stunden in der Woche schaffen, und sich von Industrienahrung ernähren, ich hab heute mittag einen Massagetermin und dann geh ich schön essen und lass mich bedienen
Gold ist nicht die Anlageform der sehr, sehr Reichen.
Die haben ganz andere Probleme, als die "kleinen Leute".
Wer jedoch "weniger reich" ist, braucht andere Anlageformen; und muss einen Teil gerade vor dem Zugriff des Staates verstecken!
Insofern ist die Meinung des Herrn von Metzler für mich - mangels Masse - nicht so relevant.
Wenn deutsche Unternehmen so gut aufgestellt sind UND es den ausländischen Investoren aufgefallen ist:
wieso hat dann der Dow Jones 10% verloren und der DAX 30% ???
Der Goldrausch benebelt den Verstand der Goldkäufer. Gold ist eine Angstwährung. Angst ein schlechter Ratgeber. Jetzt noch in Gold zu gehen ist zu riskant. Contrarians bewegen sich dann gegen den Trend wenn dieser schon lange anhält. Gold steigt seit 6 Jahren kontinuierlich und seit 1 Jahr exzessiv. Da steht eine heftige Korrektur an.
Realisten investieren besser in Produktivkapital, vorzugsweise als Inflationsschutz in Oelaktien. Oel ist ein rares Gut und der Schmierstoff der Wirtschaft. Wer nicht risikoavers ist kauft BP hier steht der turnaround noch aus.
In den Kommentaren der Goldfreunde ist eine Menge Aggressivität. Diese lässt sich nur durch Angst erklären. Und die ist auch berechtigt in der Goldblase. Oder sollte nochmal der Unterschied zwischen Value- und Growth Investments diskutiert werden. Ist doch eigentlich durch seit dem Platzen der NEMAX Blase.
Gerade die Zentralbanken, u.a. in den BRICS, wenden sich von Dollar und Euro ab und setzen auf Gold als einzig sicheren verbliebenen Währungsanker... China ermutigt z. B. seine Bevölkerung, in Gold zu sparen.
Bei einer erwarteten Wohlstandsverschiebung setzt man also gerade nicht auf eine untergehende Währung. Das wäre unlogisch. Und laufende Verbindlichkeiten zahlt man in gesetzl. Zahlungsmitteln aus dem Einkommen, das man mit ehrlicher Arbeit verdient. Hoffe, Sie wissen, was ich meine?
Der Metzler mag ja ein integrer Bankier sein, aber die Zeit der "ehrlichen Bankiers" ist vorbei, tonangebend sind die Großbanken und deren Lobbys - der Metzler ist da letztlich nur ein kleiner Mitesser, der seine Pfründe retten will.
Mit dem Spruch "Gold habe keinen fairen Wert" disqualifiziert er sich leider selbst... zudem verfügt er sicherlich ebenso über ausreichend Sachwerte zur Vermögenssicherung, dies nur nebenbei.
Der "faire Wert" von Aktien und Staatsanleihen scheint mir auch nicht in Stein gemeißelt.
Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, wir befinden uns in der finalen Phase des Schuldenzyklus, jetzt übernehmen die verbliebenen solventen Steuerzahler als letzte Rettungsinstanz die Garantie für sämtliche Staats- ergo Bankschulden, danach ist Schicht im Schacht.
Es ist aber durchaus legitim, wenn Bankiers hier ihre Eigeninteressen im Handelsblatt offen vertreten.
Allerdings sollte man dann auch klar sagen, dass diese nicht unbedingt mit den Interessen des von seiner Erwerbstätigkeit lebenden Bürgers und Kleinsparers deckungsgleich sein muss.
Finde den Artikel insgesamt sehr gut, ich denke auch der Herr hat eine ausgeprägtere Sicht auf die Dinge als viele der Hobby-Ökonomen die sich hier so rumtreiben!
Viele die sich mit Gold eingedeckt haben wissen dass sie zuviel gezahlt haben und hoffen jetzt auf den Weltuntergang, ist psychologisch nachvollziehbar aber ökonomisch unsinnig. Das im Artikel bzgl. des fehlenden Nutzens von Gold stimmt schon, vor allem da wir in einer globalisierten Welt leben und für uns Europäer es in den nächsten Jahrzehnten abwärts geht, während es für die BRIC-Staaten und v. a. China weiter aufwärts geht. Es ist also nicht wie früher dass Gold hilft um einen über unsichere Zeiten zu retten, es findet eine Wohlstandsverschiebung statt! Hoffe dass ihr Goldbesitzer euer Gold nicht in den nächsten Jahren verkaufen müsst um euren weltlichen Verpflichtungen nachzukommen, welche nach wie vor in Papierwährung beglichen werden müssen! ;-)
Vielen hier im Forum würde ein bisschen mehr Weitsicht guttun denn zumindest mich nervt langsam dieses inhaltlose Endzeitengequatsche!