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Wagniskapital Finanzierung von jungen Tech-Firmen: Wo Deutschland noch besser werden kann

Geldgeber für Start-ups verstehen sich als langfristige Partner. Ihre Renditevorstellungen sind trotz Coronakrise anspruchsvoll. Eine aktuelle Studie zeigt Auswege.
21.12.2020 - 17:53 Uhr Kommentieren
In Deutschland fehlen Finanzmittel für die Wachstumsphase von Start-ups. Quelle: dpa
Start-up in NRW

In Deutschland fehlen Finanzmittel für die Wachstumsphase von Start-ups.

(Foto: dpa)

Frankfurt Risikokapital wird auch im Jahr 2021 zu den ganz entscheidenden Wettbewerbsfaktoren der Volkswirtschaften zählen. Die Finanzierung von Biotech-Unternehmen im Kampf gegen das Coronavirus hat noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig Venture Capital für die Entwicklung von Innovationen ist.

Eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Zusammenarbeit mit Dirk Honold, Professor für Unternehmensfinanzierung und Betriebswirtschaftslehre an der TH Nürnberg, sowie der Nürnberger Ventury Analytics GmbH hat nun den deutschen Markt analysiert und einige aktuelle Herausforderungen aufgezeigt.

„Es fehlen in Deutschland nach wie vor Fonds, die auch größere Finanzierungen stemmen können. Nur jeder vierte Investor gibt mehr als 15 Millionen Euro an Kapital für ein Portfoliounternehmen“, sagt Professor Honold zur Untersuchung unter Investoren, die insgesamt jährlich gut zwei Milliarden Euro in junge Tech-Firmen stecken.

Für einen nachhaltigen Unternehmensaufbau sollten gerade etwa sogenannte B- und C-Runden – also spätere Finanzierungen in der Firmenentwicklung – häufiger 50 Millionen Euro oder mehr umfassen.

„Wir hören in Deutschland zu früh auf, die jungen Unternehmen zu finanzieren. Das übernehmen in späteren Phasen der Unternehmensentwicklung oftmals Venture-Capital-Fonds, zum Beispiel aus den USA, oder erfolgreiche junge Unternehmen werden frühzeitig ins Ausland verkauft“, hat Gerhard Wacker, Partner bei PwC Legal, beobachtet.

So werde der nachhaltige Aufbau erfolgreicher eigenständiger Technologieunternehmen verhindert. Beispielsweise hatte der US-Konzern Gilead Sciences jüngst die erst neun Jahre alte Biotech-Firma Myr aus Bad Homburg für einen Milliardenbetrag übernommen.

Unterstützung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat das Problem der fehlenden Finanzmittel für die Wachstumsphase von Start-ups erkannt und will im kommenden Jahr mehrere Initiativen starten. Der „Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien“ soll bis 2030 insgesamt zehn Milliarden Euro zur Verfügung stellen und damit noch einmal das Doppelte an privaten Investitionen auslösen.

Die Mittel sollen unter anderem über das staatliche Förderinstitut KfW, den Europäischen Investitionsfonds und den High-Tech-Gründerfonds an Wagniskapitalgeber und Firmen fließen.

Der Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für die digitale Wirtschaft, Thomas Jarzombek, sprach zuletzt von einer „guten Nachricht für die Wachstumsfinanzierung in Deutschland“. Die meisten Elemente des Zukunftsfonds könnten nun 2021, die übrigen im Jahr 2022 verwirklicht werden, erläuterte der CDU-Politiker. „Der Zukunftsfonds der Bundesregierung wird das Ökosystem maßgeblich stärken und deutlich größere Finanzierungsrunden erlauben“, so Professor Honold.

Finanzierer wollen Beteiligungsquote halten

Die Studie zeigt auch, dass die Venture-Capital-Geber üblicherweise an einer langfristigen und partnerschaftlichen Beziehung zu den Start-ups interessiert sind. „Die Geldgeber peilen in der Regel Beteiligungen zwischen zehn und knapp 25 Prozent an. Und eine Mehrheit von 80 Prozent hält Mittel für jeweils weitere Finanzierungsrunden bereit. Das zeigt, dass die Investoren sich langfristig orientieren und das Wachstum unterstützen wollen“, sagt Honold.

Trotz der Coronakrise halten die Geldgeber an ihren hohen Ansprüchen an die Verzinsung des bereitgestellten Eigenkapitals fest. „Die Renditeerwartungen der Venture-Capital-Fonds liegen in der Frühphase bei durchschnittlich 32 Prozent per annum und in späteren Unternehmensphasen bei durchschnittlich 21 Prozent.Diese vergleichsweise hohen Renditen reflektieren das höhere Ausfallrisiko als bei Beteiligungen an etablierten Firmen“, sagt Honold. Die Bewertungen würden wegen der Covid-19-Pandemie in einzelnen Branchen zwar tendenziell sinken. Zunehmende Risiken würden aber über individuell auszuhandelnde Investoren-Sonderrechte ausgeglichen, erläutert Wacker von PwC Legal.

Wie sich die wieder verschärfte Pandemie in den kommenden Monaten auswirken wird, ist vor dem Jahreswechsel kaum zu prognostizieren. Bei einer vielleicht noch Monate andauernden Krise wird die Bedeutung staatlicher Unterstützungen zunehmen. Etwas mehr als die Hälfte der Geldgeber könne sich staatliche Finanzhilfen bei der Portfoliofinanzierung vorstellen, sagt Wacker. Kurzfristig bräuchten die Risikokapitalgeber diese Mittel in der Regel nicht zwingend, aber einzelne Geldgeber schauten natürlich auch auf die eigene Finanzierungsreichweite in der Coronakrise. Mittel des Bundes könnten also umso wichtiger werden, je länger die Krise anhält.

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