Auskunftei Sparkassen und Genossen wollen bei Schufa das Vorkaufsrecht wahrnehmen

Die Schufa ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro und einer operativen Marge von knapp einem Drittel hochrentabel.
Frankfurt Die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken wollen Finanzkreisen zufolge ihren Anteil an der Wirtschaftsauskunftei Schufa aufstocken. Durch die Wahrnehmung ihres Vorkaufsrechts könnten sie einen Anteilsverkauf an die Beteiligungsgesellschaft EQT verhindern.
Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die zusammen 47 Prozent der Schufa-Anteile halten, seien in Gesprächen darüber, gemeinsam der französischen Großbank Société Générale einen Anteil von knapp zehn Prozent abzukaufen, sagten fünf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Auf das Paket hatte es EQT abgesehen und mit der Société Générale bereits eine exklusive Vereinbarung getroffen. Dabei wurde die Schufa mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet.
Das entsprechende Vorhaben war Mitte Oktober bekannt geworden. Sparkassen und Genossenschaftsbanken hatten damals schon durchblicken lassen, dass sie ihre Anteile auf jeden Fall halten wollen.
Möglicherweise könne man sich bereits Anfang kommenden Jahres auf einen Zukauf durch Genossenschaftsbanken und Sparkassen verständigen, sagte eine der Personen. EQT sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband und die genossenschaftliche Teambank, die einen größeren Anteil an der Schufa hält, lehnten Stellungnahmen ab.
Schufa-Daten sind für die Banken von großer Bedeutung
Für das Kreditgeschäft der Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind die Daten zur Kreditwürdigkeit der Kunden, die die Schufa sammelt, von großer Bedeutung. Die Schufa-Daten sind fest in die Banksysteme integriert. Die Sparkassen führen 35 Millionen und die Genossenschaftsbanken 26 Millionen private Girokonten.
Während EQT anpeilt, die Schufa international auszurichten und zu einer europäischen Plattform zu machen, wollten die Sparkassen und Genossenschaftsbanken an der bisherigen Ausrichtung festhalten. Aus Sicht der Geldhäuser wäre es beispielsweise problematisch, wenn die Schufa die Kundendaten weiteren Unternehmen, etwa Zahlungsdienstleistern, zur Verfügung stellt.
Die Verkaufspläne von Société Générale hatten unter den übrigen Schufa-Eigentümern für viel Diskussionen gesorgt. Der Kauf der Anteile wäre nur der erste Schritt für EQT gewesen, dem der Kauf einer Mehrheit folgen sollte. Mit dem Plan der Sparkassen und Genossenschaftsbanken dürfte das nun wohl scheitern.
EQT hatte bereits den Kontakt zu weiteren Schufa-Anteilseignern gesucht. So hält die Commerzbank 12,3 Prozent, die Crédit-Mutuel-Tochter Targobank 11,3 Prozent und die Deutsche Bank 6,3 Prozent.
Fast eine halbe Million Auskünfte am Tag
Die Schufa ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro und einer operativen Marge von knapp einem Drittel zwar hochrentabel. Allerdings zählt das Unternehmen bei den meisten Aktionären nicht zum Kerngeschäft.
Das Kerngeschäft von Auskunfteien wie der Schufa ist es, die Bonität von Menschen zu bewerten. Ihre Informationen verkaufen sie an Unternehmen und Privatpersonen – etwa an Banken, Vermieter oder Mobilfunkanbieter.
Will ein Verbraucher einen Kredit abschließen, eine Wohnung mieten oder ein Smartphone mit Vertrag kaufen, stellen die Auskunfteien ihren Kunden innerhalb weniger Sekunden einen sogenannten Score-Wert zur Verfügung. Bei der Schufa liegt er zwischen null und 100. Je niedriger der Wert, desto schlechter schätzt sie die Kreditwürdigkeit des Verbrauchers ein.
Pro Tag erteile die Schufa im Schnitt 490.000 Auskünfte an andere Unternehmen, heißt es auf der Website der Auskunftei. Ihr Datenbestand zähle inzwischen mehr als eine Milliarde Informationen über 68 Millionen Personen und sechs Millionen Unternehmen. Damit ist die Schufa, die 900 Mitarbeiter an sechs Standorten beschäftigt, die größte deutsche Auskunftei.
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